Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann. Hans-Dieter Heun

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Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann - Hans-Dieter Heun

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Mein Aufenthalt im Krankenhaus, die Intensivstation, du erinnerst dich bestimmt an den Tag, an dem ich in die Röhre geschoben wurde. An dem ich mich der Computertomographie unterziehen musste. Damals wusste ich, dass ich dran war. Es war dieses Dröhnen in der Enge, dieses rote Stopplicht, der rhythmische endlose Sprechgesang: „Bitte einatmen ... Luft anhalten ... ausatmen ... bitte einatmen ... Luft anhalten ... ausatmen ... bitte einatmen ... Luft anhalten ...“

      Es raubte mir den Willen. Meine Muskeln, Organe und Nerven wurden geradezu hypnotisiert, in den Schlaf zu gleiten und alles zu vergessen. Hätte man mich nicht am Ende der Untersuchung gezwungen, selbständig die paar Meter zu meinem Rollstuhl zurück zu gehen, ich glaube, ich wäre gleich dort gestorben.

      Dann lag ich wieder, mit piepsenden und flimmernden Monitoren durch Schläuche und Kabel fest verbunden, auf meinem zu engen Lager und wartete. Unmöglich, mich in der Breite des Bettes zu wenden. Am Fußende hatte man das Stützbrett entfernt, und meine bloßen Beine schwebten dreißig Zentimeter über dem sterilen Linoleumboden. Ich zählte zum tausendsten Mal die kalt strahlenden Quadrate der Neondeckenlampen, ohne dass ich mir jemals die Summe merken konnte. Man hat viel Zeit für solche, an sich nutzlose Überlegungen. Möglicherweise dachte ich auch, wie erträglich es ein abweisendes, weißes, kühles Zimmer macht, in ein freundlicheres Licht zu wechseln. Nein, eigentlich glaube ich, dass ich gar nichts dachte, einfach ergeben war. Nur warten musste.

      Die Frau mit dem Selbstmordversuch an meiner linken Seite, die eine Stunde lang ihre zwei Zentner schwere Liebe zu einem durchgebrannten Versorger durch das Zimmer geplärrt hatte, war endlich durch Valium ruhig. Sie bekam bestimmt nichts mit, aber der gütige alte Mann in den Leinentüchern rechts neben mir seufzte tief, als der Tod gelassen die Station betrat. Der Tod wirkte, als wollte er mich in den Frieden saugen, und ich, ich wollte mich nicht mehr wehren. Da habe ich erkannt: Der Tod schenkte mir, wie er es bisher immer getan, den Rückblick, um meine Erfolge und Versäumnisse selbst zu bewerten. Aber es war nicht nur ein Leben, das ich betrachten und beurteilen sollte, es waren viele in verschiedenen Zeiten. Diese Betrachtung war jedoch nicht sonderlich aufregend.

      Im Rückblick war ich trotz meines Anspruchs stets mit der Menge schwimmender Durchschnitt gewesen. Vielleicht ein paar Glanzlichter, und es hätten mehr sein können, wenn ich mich nur jemals richtig angestrengt hätte. Egal, wen kümmerte das noch. Mich auf keinen Fall, ich wollte gleich den Übertritt.

      „Ich will nicht mehr!" Klar und deutlich hallte der Satz durch den nüchternen Raum. Der gütige alte Mann hatte, so wie auch ich, den Tod gespürt und die Erlösung auf sich bezogen.

      Der Tod schien verwirrt. Hier lag ich, Mittelalter und noch in ziemlich rüstigem Zustand, und dort, vor dem nachtschwarzen Fenster, die graue Zerbrechlichkeit, welche mit dünnen Armen und knotigen Fingern endgültige Erlösung suchte. Der Tod griff zu. Das regelmäßige Piepsen wurde zum Dauerton. Irgendwo mussten Alarmglocken schrillen, und irgendetwas Starkes in meinem Inneren – im Kopf und nicht im Unterleib, wo ich bisher meine Seele vermutet hatte – ließ mich sprechen: „Aber ich will noch."

      Ein Pfleger und ein Arzt eilten an das Bett, sorgten eiligst für den Alten. Spritzen entleerten sich in den senilen Körper. Elektroschocks bäumten ihn der Decke entgegen. Der Pfleger presste mit riesigen Händen wieder und wieder die Brust des armen Menschen, ließ seine Rippen im Takt brechen. Alles, um dem altersschwachen Herz den entscheidenden lebensrettenden Schlag zu versetzen. Der Tod erkannte seinen Irrtum, öffnete die Faust. Der Dauerton verschwand. Unregelmäßiges Piepsen, das Herz des Alten mühte sich, einen kräftigen Rhythmus zu finden. Der gütige Mann schien gerettet. Der Tod wandte sich wieder zu mir.

      „Nur noch die Blüte der Kirschbäume", flehte das Starke aus meinem Kopf. „Ich habe sie erst im letzten Jahr gepflanzt. Keine Kirschen, doch wenigstens die Blüten!"

      Der Tod verneinte.

      „Dann wenigsten Weihnachten, das Fest der Liebe. Ich möchte es noch einmal mit meiner Frau verbringen. Heiligabend ist doch schon in zehn Tagen."

      Der Tod lehnte ab.

      „Bitte!"

      „Er lebt! Wir haben es geschafft, wieder einmal, aber was machen wir jetzt mit seinen Rippen?" Es war die erschöpfte Stimme des Pflegers. „So wie die aussehen und bei seinem Alter wachsen die Rippen doch nie mehr zusammen?"

      „Lasst mich endlich in Ruhe. Bitte, ich will meine Ruhe." Es war der brüchige, kaum verständliche Atem des Alten, der die unwiderrufliche Entscheidung herbeiführte.

      Der Tod hatte ein Einsehen, knipste das Piepsen aus. Ich weiß noch, dass ich mich gewundert habe, wie sehr der Pfleger weinte.

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