Ins All - Im Eins. Rainar Nitzsche

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Ins All - Im Eins - Rainar Nitzsche

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auf mich zu rasen und ihm entkommen und glühendes Gestein meine Seele umschließen. Viele Farben nehme ich noch wahr: grünen Schwefel, rote glühende und schwarz erkaltete Lava. So wie es hier heute ist, war es auch einst auf Erden. Nichts für Menschen: Hitze und Eiseskälte und eine gewaltige Radioaktivität, die kein Menschenkörper verkraften kann. Hier oben niemals. Doch unter der Oberfläche in alten Lavaröhren könnten eines Tages Menschen oder deren Nachfahren sowie Roboter und Androiden leben.

      Ich aber steige noch einmal auf, schaue zum Abschied hinab und sehe so etwas wie Neonröhrenleuchten, wie Nordlichter, als würden jetzt und hier viele Scheinwerfer ins Weltall strahlen. Das sind die Lichter von Io.

      Ich schwebe weiter empor und hinweg. Fort von all der Strahlung und Hitze und den Schwefeldämpfen, steige in höchste Höhen in klares All auf, besuche den zweiten Mond, der schon wieder einen Menschennamen nach einer Geliebten von Zeus trägt. Der scheint sich hier einen ganzen Harem zu halten. Weiß Hera das und wo ist sie überhaupt? Dieser Mond trägt den Namen Europa. Seine/ihre Oberfläche besteht aus Eis mit Einschlagskratern darin. Kilometer dick sollen die sein, erinnere ich mich, Menschensonden sollen sie einmal durchschmelzen, um im Ozean darunter nach Leben zu suchen. Ich lande körperlos, gleite träumend kilometerweit hinab durchs Eis und erwache tatsächlich in einen Ozean aus Wasser, der sich bis in gewaltige schwarze Tiefen erstreckt. Um mich nehme ich Leben wahr: bakterienartige Mikroorganismen. Ich schaue mich um - in Raum und Zeit, schließe meine äußeren Sinne und erblicke in mir schwimmende Wesen, die die Größe von Menschen haben, doch auch kleinere und größere sind unter ihnen. Es sind wundersame Wasserwesen vielerlei Arten mit Flossen und Tentakeln, Fischen und Tintenfischen gleich.

      Sind sie hier? Lebten sie hier? Werden sie einst hier leben?

      Aliens sind sie uns heutigen Menschen. Doch sie kommen nicht von anderen Sternen, parallelen Welten und Zeiten, sondern werden Nachfahren von uns sein, Menschenwesen in erwärmtem Wasser.

      Dort oben ist die Eisschicht stellenweise durchbrochen. Ich tauche mit ihnen auf und schaue mich um: Siedlungen, Raumflughäfen, Ho­tel­anlagen für Sightseeingpau­schal­touristen mit Jupiterblick für die auf dem Land lebenden Nachfahren, die es einfach nicht lassen können, durch Welten zu reisen, die ihren Urlaub hier verbringen oder auf der Durchreise zu den Kolonien weit draußen sind. Im Orbit könnten die großen Sternenschiffe parken. Ich aber sehe sie nicht. Waren sie etwa nur Fantasieprodukte fantasiearmer Menschen des 20. und 21. Jahrhunderts? Ist hier ein Sternentor, ein Transmitter installiert? Nimmt man überhaupt seinen Körper mit, wenn man zu den Sternen reist?

      Das glaube ich nicht.

      Und schon zieht es meine Seele sehnend weiter hinaus.

       Zeit der Zusammenkunft

      „Irgendwann werden sich alle treffen, sich wieder-hören-sehen-fühlen“, spricht Manfreds Stimme immer wieder in dir.

      „Wir müssen die Tore durchschreiten, die aus den Heimatuniversen hinaus und uns alle wieder zusammen führen, dorthin, woher alles kommt und alles geht und Vieles und EINS zugleich ist.“ Wir sprechen diese Worte und gehen auseinander.

      Du erinnerst dich. Eine von ihnen warst und bist du ja selbst! Wer aber sind die anderen?

      Noch siehst du nur Schatten, einen Kreis von Wesen, die von überall her kommen, an diesen Ort, in dieser Zeit der großen Zusammenkunft, doch nicht um zu sterben oder um zu kämpfen, weil es nur einen geben kann. Weshalb aber dann?

      Du weißt es nicht. Woran du dich jedoch erinnerst, was du in dir siehst, voraus siehst, ist dieses Bild: Jetzt halten wir uns an den Händen, so verschieden sie auch sind. Unsere Körper und Seelen verschmelzen im weißen Licht zu einem. Eine Vielheit - Wir.

      Wir singen die Lieder unserer Heimatwelten, der Erde und all der anderen, deren Namen kein Mensch niederschreiben kann, einer nach dem anderen zunächst, reihum, dann alle gemeinsam. Und all diese mit so vielfältigen biologischen Körperinstrumenten erzeugten Klänge und Gesänge so vieler bewohnter Welten verschmelzen zu einem einzigen gewaltigen Chor. Jetzt, wo Wir alle eins sind, sind Wir Titanen, Götter diesseits und jenseits aller Räume und Zeiten. Wir singen und tanzen und schauen still meditierend - hier und da und dort. Unsere Kraft scheint grenzenlos. Wenn Wir wollten, könnten Wir jetzt nicht nur Welten erschaffen, sondern auch vernichten. Ein Gedanke nur – und ein gewaltiger Planetoid setzte sich in Bewegung und schlüge auf einem von Leben wimmelnden Planeten ein. Und all die Wesen auf anderen Welten, die davon erführen und sich für intelligent halten, würden schockiert Ströme von Tränen über das billionenfach vernichtete Leben weinen und erführen niemals, dass die „intelligenten“ Wesen der nun vernichteten Welt Äonen später ihre Welten und somit auch sie selbst vernichtet hätten, aus welcher „Notwendigkeit“ auch immer.

      Und auch Wir weinen Tränen in die Sternennacht über all das Leid, das alles Leben auf allen Welten in allen Universen in sich trägt und immer und immer wieder selbst erzeugt. Und so ist es hier wie auf Erden: Leben will leben. Einer isst den anderen auf. Der am besten Angepasste setzt sich durch – für kurze Zeit und rein statistisch, versteht sich. Hätte es dort manche Führer und Fanatiker nicht gegeben, so wären viele Menschen und andere Lebewesen durch Menschenkriege und Menschenterror nicht gestorben. Das ist klar. Doch andere wären niemals geboren worden. Daran denken wenige nur. Kein Mensch konnte, kann und wird die Zusammenhänge jemals wirklich begreifen.

      Wir könnten in die Evolution eingreifen, wie ER und SIE es vielleicht einst auf Erden taten. Neue Stämme und Klassen von Lebewesen könnten wir aus unserem Geist erschaffen. Schöpfer wären wir dann, biologische Designer.

      Wir erinnern uns, dass auch die führenden Arten auf unseren Welten, so auch die Menschen auf Erden versuchten, Schöpfer zu spielen, es sogar schafften, erlernten und noch immer tun.

      Und doch gibt es Mutation und Selektion, und Darwin hat Recht.

      Und doch wären Wir, die Wir dies täten, für viele unserer Geschöpfe Götter.

      Und doch sind wir nicht der eine GOTT und sind es zugleich. Denn GOTT ist in allen Dingen, enthält alle Wesen und Welten und Wahrheiten in sich. ER/SIE/ES lächelt aus allen Dingen dich an, singt, summt und duftet dir zu.

      Auch Wir lachen in allen Sonnen, aus dem Innern von Planeten, Monden, Planetoiden und Kometen. So ziehen wir durch das All dahin und sind zugleich überall - in allem Anorganischen und Organischen, in allen Lebewesen.

      Da ist eine kleine „Spinne“, eine Arachnoide. Sie ist viel größer als es Spinnen auf Erden sind. Dort lebt sie auch nicht. Sie hatte einen Vater, klar, den sie nicht kennen lernte. Auch ihre Mutter starb und gab ihren Körper ihren Kindern zu ihrem ersten Mahl. So leben ihre Gene und ihr Fleisch in ihr fort. Elternlos wuchs sie mit ihren Geschwistern auf. Sie aber ist anders als all die anderen neben ihr.

      All diese Spinnenwesen sind fast so groß wie irdische Menschen, haben ein effektiveres Atmungssystem entwickelt als die Spinnen auf Erden und atmen eine sauerstoffreiche Luft. Sie alle sind intelligente Wesen.

      Diese eine Spinne aber weint. Nicht, dass da Tränen flössen aus einem ihrer sechs kleinen oberen oder den beiden vorderen großen Augen. Innerlich weint sie und betet zu ihrer Spinnengöttin, dass sie ihre Geschwister wiederbringe, die ein großes Ding - vielleicht war es ja ein gewaltiger Schnabel oder ein Kiefer? - ihr nahm. Wir hören ihr Gebet einen Augenblick lang aus all den Wünschen so vieler Wesen dieser von uns erschaffenen Welt. Wir haben die Macht, ihren Wunsch zu erfüllen. Wir könnten es, und tun es doch nicht. Täten Wir es, dann würde ein junger Riesenvogel verhungern. Und zahlreiche Beutetiere/Mahlzeiten dieser wiederbelebten Spinnen müssten dann sterben, die so überleben. Und manche ihrer Geschwister würden eine

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