Y. null DERHANK

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Y - null DERHANK

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eine Weile aus. In dieser Position konnte er sogar einen winzigen Ausschnitt des grauen Himmels erkennen, und Wolkenfetzen, die über ihn hinweghuschten.

      Als es dämmerte, hatte sich die Fensterkante fast bis auf den Unterkieferknochen durchgescheuert, und sein Durst wurde unerträglich. Er zog das Maul über die scharfe Kante zurück in den Hänger. Sein Nacken knackte, als der Kopf abrupt nach unten fiel. Plump landete der seltsame Apparat, der aus seinem Kindergesicht herausgewachsen war, im Staub. Hitze und Durst verursachten nun eine Übelkeit, die Yosy die Sinne raubte. Könnte er sich doch wenigstens hinlegen, dachte er. In dieser Position aber musste er befürchten, das Bewusstsein zu verlieren und sich in dem Strick zu erdrosseln.

      Er konzentrierte sich auf die feinen Holzspäne, in denen seine Schnauze lag. Die brannten in der Wunde unterm Kinn und mit jedem keuchenden Atemzug zog er sie tiefer in seine Nasenhöhle hinein. Das damit verbundene Kribbeln beruhigte ihn. Sein Speichel schlug vor den wulstigen, sich immer wieder öffnenden Lippen Blasen, und wenn er mit der Zunge darüber fuhr, schmeckte er die aufgeweichten Späne. Er kaute darauf herum, spuckte sie wieder aus und leckte sie erneut auf. Zugleich machte er mit dem schweren, in die Länge gezogenen Kopf gleichmäßige Kreiselbewegungen, schraubte sich gewissermaßen durch bis zum festen Boden aus ungehobelten Holzplanken. Die rochen moderig - und ein wenig scharf, als hätten sie die Gerüche seiner Vorgänger gespeichert. Yosy drückte die Lippen darauf, bleckte die spitzen Zähne und fing an zu knabbern. Es war leicht, feine Splinte aus dem Holz herauszuschälen, und als er sie mit der Zunge abtastete, spürte er ältere Riefen, von denen er annahm, dass schon andere vor ihm sich mit dem gleichen Spiel die Zeit vertrieben hatten. Er rieb mit Lippen und Nasenflügeln eine kreisrunde Stelle frei, knabberte, leckte, und ab und zu stecke er die Schnauze in den rings umlaufenden Kraterrand aus Staub und Spänen, zog die Luft tief ein, bis es in der Lunge kitzelte, und dann schwenkte er den Kopf zurück und entleerte die Nüstern schnaubend auf dem nackten Holz, was aussah, als würde ein Gewitter über einen Miniaturgebirgssee hereinbrechen. Er wiederholte das unzählige Male, vergaß den beißenden Gestank, die Übelkeit, die Müdigkeit und den Durst.

      Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Nacken ließ ihn hochfahren. Das Seil spannte um den Hals, Yosy jaulte und schlug unbeholfen mit der Pfote nach der Stelle. Er streifte ein pelziges Insekt, das aus seinem Saugloch herausgerissen wurde und nun panisch zwischen den Hängerwänden umhersurrte. Wie kopflos knallte es von Wand zu Wand, stieß gegen die Decke und gegen Yosys Leib, fand aber weder das Fensterloch noch beruhigte es sich. Yosy gruselte es und die Haare auf seinem Rücken sträubten sich. Er hatte schon als Kind Pferdebremsen nie gemocht, und diese hier war viel größer als alles, was er je gesehen hatte. Diese hier war so fett wie eine ausgewachsene Hummel. Als sie in ihrer Raserei gegen sein Ohr klatschte, wäre er am liebsten davongelaufen.

      Doch plötzlich, sie schien unglücklich irgendwo gegengestoßen oder einfach nur erschöpft zu sein, knallte sie direkt vor seiner Nase auf den imaginären Kratersee, lag für eine halbe Sekunde auf dem Rücken, zappelte dann mit ihren Beinchen und versuchte sich durch erneutes Summen wieder aufzurichten. Aber der Brummer schaffte es nicht, schlierte nur wie ein schwarzes Luftkissenboot zwischen den Ufern hin und her und musste immer wieder pausieren. Der Stich im Nacken schmerzte, doch Yosy war auch neugierig, er freute sich geradezu über diese Abwechslung. Durch die Nasenlöcher blies er kräftig aus und verwirbelte das Insekt mit einer ganzen Ladung aus feinem Holzmehl. Nun war es unmöglich zu fliehen, der Staub drückte sich dem Kerbtier zwischen Flügel, Beine, Fühler und Härchen. Aber immerhin stand es jetzt auf den Füßen und versuchte ein paar Schritte. Die Stechfliege durchquerte Yosys Krater und blieb unschlüssig vor dem Rand stehen. Dann begann der Aufstieg, der ihr leichter fiel, als Yosy erwartet hatte. Also blies er ihr erneut seinen Atem entgegen, simulierte gewissermaßen den stürmischen Wind des Hochgebirges. Zudem häufelte er von außen behutsam zusätzliches Material gegen den Ring, drückte dagegen, wodurch die Hänge steiler wurden - und die Fliege schließlich nach unten rutschte und es von Neuem versuchen musste. Systematisch vervollständigte Yosy sein Werk, was nicht ganz einfach war, da - obwohl die Fahrt insgesamt sehr ruhig verlief - auch kleinere Erschütterungen die Berge immer wieder einstürzen ließen. Andererseits schaffte es die Fliege auch nie bis auf den umlaufenen Grat, der scheinbare Wettlauf gegen Yosys Landschaftsgestaltung war also von vorneherein aussichtslos. Und als es ihr doch einmal gelang, blies er ihr etwas Staub vor die Facettenaugen, was sie orientierungslos wieder hinuntertorkeln ließ.

      Irgendwann fiel Yosy auf, dass er die Fliege kaum noch erkennen konnte. Seine Spielgefährtin war so erschöpft, dass sie sich nicht mehr bewegte. Es war dunkel geworden. Die Fahrgeräusche hatten sich geändert, es ruckelte, der Hänger neigte sich zur Seite, wurde langsamer, richtete sich wieder auf und stand still.

      Yosy beugte den Kopf hinab, bis er mit der weichen Nasenspitze das Holz spürte. Seine Zunge, die ihm nun erstaunlich lang vorkam, strich er behutsam in einer Kreiselbewegung einmal rund um den Kratersee, bis sie die Fliege erfasste, die an seinem halb vertrockneten, klebrigen Speichel hängen blieb. Er rollte die Zunge ein, zog sie zurück, rollte sie im Mund wieder aus und schmiegte das kaum noch strampelnde Insekt sanft gegen den Gaumen, wo er es langsam zergehen lassen wollte.

      »Boah, stinkt dat hier!«, tönte plötzlich die Stimme eines der Männer. Sie hatten die Heckklappe heruntergelassen und stiegen ein; zu zweit, einer links, einer rechts, und vorsichtig, als befürchteten sie, er könnte ausschlagen, lösten sie seine Fesseln. Die Schlinge blieb an seinem Hals, sodass der eine ihn halten und führen konnte. Langsam drängten sie ihn rückwärts hinaus. Auf allen Vieren kroch Yosy, was zwar in den steif gewordenen Gelenken schmerzte, aber letztlich besser ging, als er angenommen hatte. Als er schon auf der Rampe stand, sah er aus seinem rechten Augenwinkel im Holzstaub den Rest seiner Mahlzeit: den Knochen, jetzt voller Maden, die sich, vom Mondlicht gestört, hin und her wanden.

      Dann war er draußen, streckte seinen Hintern hoch und seine Arme nach vorne. Er gähnte und schüttelte sich wie ein Hund. Sie führten ihn zu einem Feuer, das der Fahrer gerade vor einem liegenden Baumstamm entzündet hatte. Es war später Abend oder schon tiefe Nacht, sie hatten irgendwo angehalten und den inzwischen nur noch dunkelgrauen Wagen neben der Landstraße abgestellt, auf einer sandigen Lichtung zwischen windschiefen, niedrigen Kiefern, die so grau waren wie alles hier. Das Fehlen des Motorengeräuschs machte die Nacht still, selbst das Knistern des Feuers hatte etwas Gedämpftes. Man stellte zwei Campingstühle auf, in die sich die Männer setzten, während der Fahrer auf dem Baumstamm blieb und seine Lederstiefel vor die weißen Flammen hielt. Yosy zwängte sich ungefragt in die Lücke zwischen den Stühlen, hockte seinen Hintern auf den Boden und stützte die Hände in den grauen Sand. Er bedauerte zwar, dass man ihm keinen Stuhl anbot, aber sein Körper wäre wahrscheinlich zu breit gewesen, vielleicht auch zu schwer. Wie groß war er geworden! Selbst in dieser Position war er auf Augenhöhe mit den Männern.

      »S'saufen musst, eh ...?«, sagte der Fahrer mit einer quäkenden Stimme und sah erst Yosy und dann den zwei Kerlen in die Augen. Sofort sprang einer Beiden auf, holte einen Eimer von der Pritsche und verschwand in der Dunkelheit. Yosy sah ihm hinterher. Ja, Saufen, dachte er. Sein Atem fiepte, so ausgetrocknet war er, und noch immer fühlte er das sterbende Zucken der Fliege im Mund, die er mangels Speichel weder schlucken noch ausspeien konnte. Der Fahrer kramte in einer hinter dem Stamm stehenden Plastiktüte, zog eine Packung eingeschweißter Würste heraus und drei Flaschen Bier. Mit den Zähnen und einem Klappmesser riss er die Folie auseinander.

      »Schatt, geh er mal paar Stöcke holen!«, wies er den stumm neben Yosy sitzenden Mann an, sich auch zu beteiligen. Der stand auf, verschwand ebenfalls in der Dunkelheit des Kiefernwaldes und raschelte irgendwo durchs Unterholz.

      »Komm, du Nasentropf, trink Bier, bis die zurück sind!«, sagte der Fahrer und hielt Yosy eine frisch entkorkte Flasche hin. Dankbar umfasste der das kühle, feuchte Glas mit beiden Pfoten und hob es vor die Schnauze. Es gelang ihm auch, mit den wulstigen Lippen irgendwie die Öffnung zu umschließen. Doch als er die spitzen Zähne vorsichtig auseinanderzog, fühlte er die Fliege, die sich mit letzter Kraft durch das so entstandene Gitter aus seinem Mund

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