Y. null DERHANK

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Y - null DERHANK

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durch, und Yosy war froh, als er festen Boden unter den Hufen spürte. Der war mitnichten fest, eher schlammig, ein aufgeweichter Lehm, aber seine Hufeisen waren breit und fanden genügend Halt.

      Die Leute tuschelten, und als sich das ganze Ausmaß seiner Blessuren und seines körperlichen Allgemeinzustandes zeigte, fühlte Yosy das Entsetzen, das durch sie fuhr, ohne dass er schon jemanden ansehen konnte. Denn noch stand er mit dem Rücken, viel mehr mit dem Hinterteil zu ihnen und sein Kopf hing schwer und müde über der Rampe.

      »Geh scho'!«, trieb ihn Schatt, und der Fahrer, der jetzt dazukam, zwinkerte ihm zu. Yosy trat noch ein paar weitere Schritte rückwärts in die kleine Menschenmenge hinein.

      »Schatt!«, hörte Yosy eine wütende Männerstimme, »Wie sieht der denn aus? Gotterbärmlich! Jawoll, Gott - er - bärm - lich!«

      Ein dicklicher, kleiner Mann mit Glatze und dunkelgrauem, lockigen Haarkranz trat in Yosys Blickfeld. Er tätschelte ihn und strich ihm über die lange Nase.

      »Ach, du armer Kleiner ...«, flüsterte er in Yosys Ohr, das er mit seinen kurzen Fingern umschloss.

      »Salbe!«, rief eine andere Stimme, »hier muss überall Salbe drauf!«

      Yosy spürte einen dumpfen Schlag auf seinen Rücken, wendete mühsam den Kopf nach hinten und sah eine große, schwergewichtige Frau, die offenbar ein Kind auf ihn gesetzt hatte, von dem er nur ein weiß bestrumpftes Bein und schwarze Lackschuhe sah. Im Nacken zogen kleine Finger seine Haut zusammen, vergriffen sich darin und dann hieß es »Hüah!« Vereinzelt wurde gelacht.

      »Das Kind weg!«, schrie der dicke Mann, »der ist nicht zugeritten!«, und schon wurde das Strampelwesen wieder abgenommen. Weitere Hände strichen über Yosys Fell, seine Haut, das nackte Fleisch, befühlten seine vielen, vielen Stiche; überall Jucken und Brennen und plötzlich ein unerwartet kühler Schwall Wasser, aus einem Eimer gegen ihn geschleudert. Das Kind, ein dickes, birnenförmiges Mädchen, musste lachen.

      Yosy zitterte, so kalt war das, dann spannte er seinen Körper an, drückte die Beine durch und begann sich zu schütteln. Wie ein nasser Hund schüttelte er sich, ließ es regnen über die kreischenden Menschen, hörte aber gar nicht mehr auf damit, zitterte und schüttelte sich, zitterte immer mehr, und es war, als würde ihn das Zittern aufquellen lassen, er wuchs förmlich über sein Zittern heraus - Yosy wurde ein riesiges, vibrierendes Untier.

      Die Leute verstummten, starrten ihn an.

      Dann ließ das Zittern nach, aber noch immer sagte keiner ein Wort. Yosy drehte sich um, wippte mit seinem Kopf vor und zurück und richtete ihn schließlich auf. Er reckte seinen Hals in die Höhe, bis er über die Leute hinwegsah und das Anwesen überblicken konnte.

      Die Gebäude waren eher lange Baracken als Häuser; über dem Erdgeschoss mit Wellblech abgedeckt, die Fassaden zwar weiß getüncht, aber im Sockelbereich mit einem schmutzig-grauen Schleier aus aufspritzendem Schlamm überzogen. Statt Fenstern gab es nur fensterartige Öffnungen in den Wänden, aus denen graue Pferdeköpfe herausschauten. Ein großes Schutzdach, ebenfalls Wellblech, beherbergte ein paar landwirtschaftliche Fahrzeuge und allerlei Gerät: uralte oder altmodische Traktoren, Eggen, Sensen und auch einige Pferdehänger. Nur weiter hinten stand ein kleines Wohnhaus mit Ziegeldach, richtigen Fenstern und umgeben von einem Garten. Der war grau, alles war grau, und der Boden eine Mischung aus grauem Schlick und Stroh, und hier und da schimmerte Asphaltbeton durch.

      Jemand lachte. Dann ein zweiter, und schließlich lachten alle, kamen näher, schwatzten und schon hatte Yosy wieder neugierige Hände auf seiner Haut. Besonders der kleine Dicke tat sich dabei hervor. Die um Yosy Versammelten - es waren hauptsächlich Frauen und nur wenige Männer - trugen hohe Lederstiefel in dunkelgrau oder schwarz, eng anliegenden Hosen, ebenfalls dunkelgrau oder schwarz, sowie weite Hemden, dunkelgrau, hellgrau oder weiß. Manche hatten einen Reithelm auf dem Kopf, und einige eine Art Harnisch umgeschnallt, ein Panzer gegen Stöße oder Stürze. Yosy fiel auf, wie unterwürfig Schatt und der Andere sich benahmen. Als fühlten sie sich schuldig, hatten sie die Köpfe eingezogen und rauchten gebeugt abseitsstehend ihre Zigaretten.

      Dann sah Yosy eine Frau. Sie war eher klein als groß, schlank, trug eine grau geblümte Bluse, eine helle Reithose, und das glatte, dunkle Haar war zu einem Pagenkopf geschnitten. Sie stellte sich mit in die Seite gedrückten Fäusten vor die beiden Kerle und redete auf sie ein. Da noch immer alle durcheinanderredeten, konnte Yosy nicht verstehen, was sie sagte, doch als sich Schatt zaghaft verteidigte, wurde sie lauter, schrie ihn an und winkte dann den dicken Mann herbei, der offenbar eine Art Anführer war.

      »... wofür ich soviel bezahlt habe? Was meint Ihr Halbgescheiten wohl? Dafür? DAFÜR? Der ist halb verdurstet und zerstochen, der ist schmutzig und überhaupt eine furchtbare Erscheinung. Nicht das, was ich haben wollte! Nicht das!«

      Schatt wurde ganz klein, zog sich im ganzen Körper zusammen, und als der Dicke ihn in die Seite boxte, ließ er es über sich ergehen.

      »Hnnnngh...!«, rief Yosy, schüttelte sich, wackelte mit dem Kopf und stapfte zu der Gruppe. Er wollte etwas zur Verteidigung der beiden sagen, aber seine Zunge war noch immer wie gelähmt.

      »Yosy«, sagte Schatt, als er ihn sah, »Yosy, du guter, war'n'wa nicht schlecht zu dir, haben' wa dich gefüttert, hattest Wasser und ...«

      Er fasste Yosy grob aber gutwillig auf den langen Nasenrücken, drückte ihm die Nüstern zusammen und tätschelte mit der anderen Hand seine muskulösen Wangen.

      Yosy riss seinen Kopf los und sah die Frau an. Das also war seine Besitzerin. Yosy gehörte dieser Frau! Er hatte sich das nie überlegt, dass er jemandem GEHÖRTE, und wenn, dann seinen Eltern. Doch nun wurde er besessen von dieser Frau.

      Ihr Gesicht war schmal. Sie hatte dünne Fältchen über und unter den Wangenknochen, feine, schüttere Linien, die in den Augen- und Mundwinkeln entsprangen und sich zu den Seiten hin verloren. Die Augen waren klein, zu klein für die vielen Wimpern, und sie glänzten wie unter einem immerwährenden Tränenfluss. Die Nase fiel kaum auf, dafür die Lippen wie gezeichnet: zierlich geschwungene Schnörkel oder Tintenkleckse.

      Der Dicke hatte sich dem Anderen zugewandt, schimpfte und verpasste ihm Ohrfeigen und Tritte. Auch die übrigen Leute waren nicht sparsam mit abfälligen Bemerkungen über die schlechte Behandlung. Yosy grunzte und drückte sein Gesicht vor Schatts Bauch, wozu er sich hinunter beugen musste. Er rieb seine Stirn an dessen Brustschweiß und fühlte die Bartstoppeln im Nacken, weil auch Schatt seinen Kopf senkte. Der Andere jammerte, weil der Dicke trotz Yosys versöhnlicher Geste einfach nicht mit dem Schlagen aufhören wollte. Schließlich musste die Frau den Prügler zurückhalten.

      »Ist gut!«, sagte sie, »Ihr zwei Pasemackel holt jetzt zu essen für unser'n Kleinen, und einen großen Eimer kalt' Wasser. Ich werd' ihn zu seiner Box bringen und putzen.«

      Der Dicke hörte auf, sagte sogar: »Besser ist, sonst schlag' ich die noch tot.«

      Jemand lachte, und als Yosy sich umsah, war es der Fahrer, der auf seinem Sitz bei geöffneter Wagentüre saß. Er hatte sich scheinbar gut erholt. Ihm gab man keine Schuld an Yosys Zustand, der längst nicht so schlimm war, wie die Leute dachten. Noch immer wurde vereinzelt auf die beiden Männer geschimpft, aber allmählich gingen die Leute auseinander.

      »Komm mein Kleiner!«, sagte Yosys Besitzerin, »Ich bin die Alexandra! Und das hier ...«, sie machte eine ausladende Geste, »ist unsere Trostflucht. Dein neues Zuhause!«, worauf Yosy ganz unwillkürlich das rechte Vorderbein hob und seine große Hand ausstreckte - und bei der Frau echtes Entzücken auslöste.

      »Wie süß!«, fand sie, »Seht nur,

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