Y. null DERHANK

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Y - null DERHANK

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in dem Hänger.

      Dann war sein Gesicht an der Reihe. Mit dem Tuch, an dem die herausgerubbelten Talgreste aus seinen Körperfalten klebten, tupfte sie ihm vorsichtig über die Wangen. Dabei versuchte Yosy, zu begreifen, was überhaupt zu seinem Gesicht gehörte: die fleischigen Augenlider, die lange, lange Nase mit den münzgroßen Atemlöchern, die dicken Lippen, wie Gummischläuche, alles Schnauze eines fremden Tieres, mit dem er nur ganz allmählich vertraut wurde.

      'xandra fasste mit beiden Händen seine aufrecht stehenden, kurzen Ohrenstumpen, die sie in seinen dichten Filzlocken suchen musste, zog seinen Kopf vor ihr Gesicht und sah ihm direkt ins Hirn. So nah verwandelten sich ihre kleinen, dunklen Augen in ein Gebirge, aus dem feine, mäandrierende Bäche ins Zentrum flossen, ins Tal, wo sie in einem stillen schwarzen See zur Ruhe kamen. Ihre Augenbrauen hoben sich zur Mitte hin an, ein Ausdruck der Fürsorge, das kannte er von seiner Mutter. Doch ihm war es nun genug. Er schüttelte seinen Kopf, worauf sie ihm zärtlich vor die Nase boxte.

      »Schatt, was ist mit Futter?«

      Der Angesprochene gehorchte prompt und verschwand.

      »Ja, ja«, murmelte sie mehr zu sich selbst, »diese Stallburschen ... ach was soll's, gut, dass wir sie haben, was!?«

      »Ha'ong, Hng, Hng!«, antwortete Yosy und wusste selbst nicht, was er eigentlich sagen wollte.

      Schatt kam zurück, hatte erneut einen Eimer dabei, aus dem ein übler Geruch aufstieg. Ungewaschene Würste, klebrig, fleckig, roh, und keinem Menschen mehr zumutbar. Und obwohl Yosy bewusst war, dass er noch vor zwei Tagen diese Würste niemals gegessen hätte, überkam ihn nun eine übermächtige Lust genau darauf, auf dieses Verwesende, Faulige, Eklige. Es war eine Gier, die ihn tänzeln ließ, und aus seinem Maul kamen ungewollte Laute, geradezu ein Quieken.

      »Ja eiiih! Hatter Hunger der Kleine, ne wie süß!«, rief 'xandra, und ohne allzu großen Widerwillen zog sie einen dieser labberigen Tentakel aus dem Pott, ließ ihn vor Yosys sabbernder Schnauze - ja, er sabberte! - hin und her baumeln, und sagte: »Mach schön 'bitte, bitte'!«

      »Hiheä, hiheä!«, japste Yosy, und Speichel tropfte dabei an seinem Kinn herunter.

      »Ja feiiin!«, rief sie, und Schatt räusperte sich im Hintergrund. Yosy konnte nicht mehr anders, seine spitzen Zähne schnappten wie ein Piranha nach dem Fleisch.

      »Hoppala!«, sie zog ihre Hand zurück, doch da hatte er das glitschige Etwas schon gepackt, zerrte und riss es an sich. Ohne Hilfe seiner Finger, aber mit erstaunlichem Geschick warf er sich die Wurst ins Maul und schlang sie hinunter. Der Geschmack war nicht so streng wie der Geruch, eher fade, ein schleimiger Brei in einer festen Pelle, die er mit seinen spitzen Zähnen kaum zermahlen konnte und schließlich am Stück hinunterwürgte.

      »Hatta Kohldampf, wa?«, brummte Schatt, worauf 'xandra, die einigermaßen erschrocken über Yosys Attacke war, ihn anfuhr: »Habt ihr ihm nichts gegeben?«

      »Jawoll, hamwa! Stück Fleisch hatter, Mann!«

      »Den alten Knochen von Herrn Markwart? Sonst nichts?«

      »Ja wie, watt denn sonst, ham nix ...«

      »Schatt, ihr seid hirnlose Idioten, habt nicht mehr im Kopf als der arme Yosy, schlimmer seid ihr, mach dich weg!«

      Schatt trottete davon und ließ die Schultern demonstrativ hängen. Yosy hatte sich in den wenigen Augenblicken dieses Gesprächs bis zum Grund des Eimers durchgefressen. Doch seine Schnauze war neuerdings so lang, dass seine Augen, während er die Reste aufleckte, noch über den Rand lugten und zusehen konnten, wie der Stallbursche in der Dunkelheit verschwand.

      Für einen Moment war es ruhig. 'xandra betrachtete ihn, wie er den Boden des Eimers beschnupperte. Yosy schloss die Augen. Er vermisste sein Zuhause, ausgerechnet jetzt, wo er versorgt war, sauber und satt, und es ihm an nichts mehr fehlte. Dabei hatte man ihm doch gesagt, dass dies hier sein Zuhause sei. Die Box war sein Zuhause, mit frischem Stroh ausgelegt, und das Loch in der Wand wie ein Fenster, so groß, dass sein Kopf durchpasste; vor Kurzem noch wäre er hinausgeklettert. Aber jetzt hatte sein Körper derart exzentrische Verformungen durchgemacht, dass er sich das nicht mehr zutraute.

      Wozu auch, was sollte da draußen? Hier war alles, was er brauchte, sogar ein Waschbecken, nein, eher eine Art Saufbecken, jedenfalls, wenn er die Schnauze hineinhielt, floss Wasser aus einer Öffnung. Frisches Wasser, von dem er nicht wusste, ob ihm das besser schmeckte als das brackige, was man ihm unterwegs gegeben hatte.

      'xandra zwickte ihn zum Abschied ins Fleisch, umarmte ihn auf ihre goldige Art und flüsterte ihm ein »Schlaf gut!« ins Ohr.

      »Ha hu-ud!«, rief er zurück, als sie das Schiebegatter verschloss und ging.

      »Haaa huuud!«, rief er, als er ihre Schritte draußen hörte. Und als die sich entfernten, steckte er den Kopf durchs Fenster und sah ihr nach.

      »SCHAAAW HUUUT!«

      Sie winkte zurück. Verschwand.

      Aus den anderen Fenstern lugten gewöhnliche Pferdeköpfe heraus, die ihn anstarrten. Einige wieherten. Es klang ein wenig so wie seine eigene, ungelenke Sprache, aber er verstand nichts. Verstand er nichts, weil ihr Wiehern keine Sprache war? Oder weil seine eigene Sprache selbst für ihn nicht mehr zu verstehen war?

      Kapitel 3 - Wie Yosy seine erste Nacht im Stall erlebt

      Draußen wurde es dunkel, und im Stall blieb das fahle, flackernde Licht der Neonröhren zurück, die an der Decke hingen und die ganze Nacht brannten. Yosy trat an die Schiebetür und schaute in den Gang, gegenüber vergitterte Boxen wie seine, in denen sich jeweils ein Pferd befand, aber keins, das ihn beachtete. Auch hinter den seitlichen Bretterwänden waren Pferde einquartiert. Er konnte sie nicht sehen, aber er roch sie. Und er hörte ihre Hufe und ihr Schnauben. Es gelang ihm, sich aufzurichten, mit den Klauen stützte er sich an der linken Wand ab, tastete sich nach oben, bis sein Handeisen vor die Gitterstangen stieß, die das obere Drittel der Wand ausfüllten. Er drückte seine Wange an das kühle Eisen und blickte mit einem Auge in die Nachbarbox.

      Da stand ein kleines, dickes Ackerpferd - oder ein großes Pony, Yosy kannte sich da nicht aus - mittelhellgrau, weißes Haar, und sehr erschrocken. Es hatte sich an die gegenüberliegende Wand gedrückt und sah ihn mit aufgerissenen Augen und nach hinten angelegten Ohren an. Und wieherte kläglich.

      »Hich hu hier hichs!«, flüsterte Yosy, »Chschsch!«

      Doch das Tier ließ sich nicht beruhigen. Es zappelte mit den Beinen, hüpfte, schlug ganz dämlich irgendwohin aus und machte immerzu »Ii-iiiee-iiieeha!«

      Auch die anderen Bewohner des Stalls wurden unruhig, von überall kamen wiehernde Antworten, und man hörte schlagende Hufe und klopfendes Holz. Yosy hätte sich jetzt eigentlich wieder herablassen sollen, aber da war etwas an dem Tier, das ihn anzog, weshalb er den Blick nicht von ihm, vielmehr nicht von IHR lassen konnte. 'Ihr' dachte er, genau, es war ein Mädchen! Das war es! Obwohl er, der er doch keine Ahnung von Pferden hatte, nicht wusste, WARUM er das plötzlich wusste. Nun kamen ihm die aufgerissenen Augen gar nicht mehr ängstlich vor, jedenfalls nicht nur ängstlich, sondern auch ein wenig keck, wie sie ihn so von der Seite unter der weißen Mähne hindurch anzwinkerten. Auch das unruhige Schlagen ihres Hinterteils vor die Holzwand war wohl eher ein bewusst eingesetzter Hüftschwung, der den aufgerichteten, fast weißen Pferdeschwanz tanzen ließ. Schultern, Rücken und eben dieses Hinterteil waren drall und rund, das Fell dicht, pelzig und von einem

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