Ice Girls - Der Schlittschuhclub. Letizia Morante
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Die Mädchen tauschten sich noch eine Weile über alle möglichen Dinge aus, dann begann sich das Klassenzimmer langsam zu füllen. Zuerst kamen nur vereinzelte Schüler an, dann kleine Grüppchen aus 3 oder 4 Personen.
Irgendwann, etwa 10 Minuten vor Stundenbeginn, betrat auch Annika den Raum.
Heute trug sie ihr recht langes, karamellbraunes Haar nicht offen, sondern zu einem strengen Dutt zurückgebunden, wodurch sie gleich mindestens 2 Jahre älter aussah.
Amanda grummelte. Konnte die sich nicht einfach wie alle anderen auch anziehen?
Anstelle des Faltenrockes trug Annika eine marineblaue, perfekt passende Jogginghose. Die Bluse hatte sie gegen ein grünes Top mit Spaghettiträgern eingetauscht und statt der Riemchensandalen hatte sie nun neongelbe Turnschuhe an den Füßen.
Ein Outfit, mit dem sie vielleicht zum Sportunterricht gehen konnte, aber doch nicht in eine Geschichtsstunde.
Dieses Mal musste Leonie Amanda recht geben, Annikas Outfit war wirklich nicht ganz passend für die Schule. Aber immerhin sah sie darin weniger überheblich aus.
Ohne etwas zu sagen steuerte Annika ihren Platz an, zog die Schulmaterialien aus der Tasche und legte alles fein säuberlich auf ihre Hälfte der Schulbank.
Kurz darauf erschien Frau Behrens im Raum und wartete, bis auch die Letzten an ihren Plätzen angekommen waren und die Sachen für die Geschichtsstunde aus ihren Taschen geholt hatten.
Pünktlich mit dem Klingelzeichen stand sie vom Lehrertisch auf, trat vor die Klasse und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit ihrer Schüler zu bekommen.
Bevor sie mit dem Unterricht begann, hatte sie eine Ansage zu machen.
Die Gespräche wurden murrend eingestellt und die Schüler sahen, mehr oder weniger erwartungsvoll, zu Frau Behrens.
"Bevor wir uns heute dem frühen Mittelalter zuwenden, möchte ich euch etwas vorschlagen. Bitte schreit nicht sofort alle durcheinander, sondern lasst mich erklären und stellt danach, schön der Reihe nach, eure Fragen."
Sie lief vor der Tafel auf und ab und erzählte den Schülern, dass in der Nachbarschaft am Ende der Woche die neue Eishalle eröffnet werden sollte und Schulklassen, natürlich mit vorheriger Anmeldung, die Möglichkeit hatten, die Eisfläche für ganze 2 Stunden kostenlos zu besuchen.
Nun lauschte die Klasse gespannt.
"Ich habe mir also überlegt, ob wir diese Chance nicht nutzen sollte und einfach einen, uns ohnehin zustehenden Wandertag, vorziehen. Ich habe schon gestern Nachmittag mit dem Besitzer der Halle telefoniert und er hat uns bereits eine Zusage erteilt. "Wenn ihr also Interesse an dem Besuch der Eisbahn habt, dann können wir uns den Freitag gern frei nehmen und ein wenig über das Eis schlittern. Selbstverständlich können Schlittschuhe vor Ort ausgeliehen werden."
Die Klasse begann zu jubeln und wild durcheinanderzureden. Sie alle waren hellauf begeistert.
Besonders Leonie war aufgeregt, da sie zwar sehr gern Eis lief, und auch einigermaßen sicher vorwärts fahren konnte, ohne auf den Po zu fallen, jedoch dachte sie bisher, dass man nur im Winter Schlittschuhlaufen konnte und auch dann nur draußen, auf der Eisbahn, die es jedes Jahr auf dem städtischen Weihnachtsmarkt gab.
Dass sie, noch mitten im Sommer, zum Eislaufen gehen würden, war eine tolle Vorstellung und sowohl sie, als auch Amanda, konnten ihre Begeisterung nicht verbergen.
Bloß Annika verdrehte genervt die Augen. Außer Leonie bemerkte dies allerdings keiner. All ihre Mitschüler waren damit beschäftigt, schon jetzt die Gruppen zu bilden, die im Bus auf den 4er Plätzen zusammen sitzen wollten.
Frau Behrens rief sie zur Ordnung, um noch einige Worte zum organisatorischen Ablauf loswerden zu können.
"Aufgrund eures Zuspruches gehe ich also davon aus, dass wir uns am Freitag alle auf dem Eis wiederfinden. Wir treffen uns hier an der Schule, um 9 Uhr. Ihr könnt also eine Stunde länger schlafen. Dann fahren wir gemeinsam zur Eishalle. Wer eigene Schlittschuhe hat darf diese gern mitbringen, alle anderen bekommen auf der Eisbahn Leihschuhe."
Frau Behrens hätte besser daran getan, diese Neuigkeit erst am Ende ihrer Stunde zu verkünden, denn nun hatte sie keine Möglichkeit mehr, die aufgedrehte Klasse zu bändigen und der Rest des Geschichtsunterrichtes verlief denkbar unruhig.
Leonie flüsterte die ganze Zeit über hinter vorgehaltener Hand mit Amanda und überlegte nebenbei, ob ihr denn wohl die alten Schlittschuhe, die sie vor 3 oder 4 Jahren einmal von ihrer Mutter gekauft bekommen hatte, noch passen würden.
Kurz vor dem Läuten der Pausenglocke verteile Frau Behrens Zettel, auf denen die Eltern unterschreiben mussten, dass sie mit dem Besuch der Eisbahn einverstanden waren.
Amanda schluckte. Wie immer würde es ein harter Kampf werden, ihre Mutter zu überreden, sie an dem Ausflug teilnehmen zu lassen.
Wieder einmal wünschte sie sich, dass ihr Vater gerade zuhause wäre und sie mit ihm reden könnte, jedoch würde Baron von Kupferstein erst in einigen Wochen zurückkehren.
Dennoch war sie genauso aufgeregt wie ihre beste Freundin.
Irgendwie wird die Mutter schon unterschreiben, sagte sie sich. Und bereits in drei Tagen würden sie und Leonie die Eishalle besuchen.
Auch den Rest des Tages drehten sich alle Gespräche nur um den Besuch der Eisbahn und die Freundinnen waren froh, als die Schule endlich zu ende war und sie nachhause gehen konnten.
Da auch noch das Gespräch mit Amandas Mutter bezüglich des Campingausfluges anstand, fuhr Leonie mit zu Amanda.
Ihre Freundin wohnte weiter von der Schule entfernt als Leonie und so mussten sie den Bus nehmen, der sie in einen Vorort der Stadt brachte, in dem die von Kupfersteins lebten.
Amandas Familie besaß ein riesiges, im Schweizer Stil erbautes Haus am Stadtrand, dem sich ein ebenso großes, perfekt gepflegtes Gelände angliederte.
Eine lange Einfahrt zog sich von der Straße hindurch durch das große Tor bis hinauf vor den Eingang des Hauses und der Fußweg wurde von penibel zurechtgestutzten Hecken gesäumt.
Frau von Kupferstein legte unübersehbar großen Wert auf ihren Garten.
An der Haustür angekommen, zog Amanda ihren Schlüssel aus der Tasche und stellte fest, dass noch abgeschlossen war.
Ihre Mutter würde also erst noch nachhause kommen.
Auch gut, dachten die Mädchen. So blieb noch etwas Zeit um auszuruhen und eine Kleinigkeit zu essen.
Leonie auf der Eisbahn
Der Rest der Woche zog sich schleppend dahin und Leonie und Amanda wurden mit jeder Minute aufgeregter.
Zwar hatte es zuerst so ausgesehen, als würde Frau von Kupferstein ihnen einen Strich durch die Rechnung machen, jedoch hatte sie dem Besuch der Eisbahn letztendlich, unter großem Bitten und Betteln der Mädchen zugestimmt.