Ice Girls - Der Schlittschuhclub. Letizia Morante
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Auch im Spätsommer waren die Nächte schon kalt und die Kinder sollten sich keine Erkältung einfangen.
Nur von Annika hatte Leonie noch keine eindeutige Antwort auf die Einladung bekommen. Sie hatte bloß wage gesagt, sie müsse warten, bis sie wisse, wie es zeitlich am Wochenende bei ihr aussieht.
Leonie hatte sich vorerst damit zufrieden gegeben und würde sie am Freitag, auf der Eisbahn, noch einmal danach fragen.
Allerdings schien Annika als Einzige nicht sonderlich erfreut über den Ausflug. Wann immer jemand sie darauf ansprach, zuckte sie lediglich mit den Schultern und meinte bloß, dass sie eben keine sonderlich große Lust hatte.
Überhaupt hatte sie sich die ganze Woche über seltsam verhalten. Oftmals verließ sie den Unterricht noch vor dem Ende, weil sie von ihrer Mutter abgeholt wurde, kam morgens erst zur zweiten Stunde oder verschwand zwischen den Unterrichtsstunden für eine Weile, nur um später wieder aufzutauchen, als wäre nie etwas gewesen.
Oftmals saß sie, wie auch am Dienstag, in Sportsachen im Klassenraum und schien sich daran jedoch nicht zu stören.
Zwar wechselte sie ab und an einige Worte mit Leonie, und scheinbar war sie auch ganz nett, doch richtig warm wurden sie mit der Neuen nicht. Nie nahm sie an gemeinsamem Aktivitäten, sei es ein Besuch im Eiscafé nach der Schule oder dem Essen mit ihren Mitschülern in der Mittagspause, teil.
Auch war sie immer sofort verschwunden, weil ihre Mutter an irgendeiner Ecke wartete, um sie abzuholen.
Leonie hatte Frau Lindemann in dieser Woche mehrmals in der Schule gesehen, meist hatte sie das Büro des Schulleiters besucht.
Was sie dort wollte, wusste Leonie allerdings nicht.
Frau Lindemann machte jedoch einen sympathischen Eindruck auf sie, wie sie mit ihren braunen, gewellten Haaren und meist in weiter Leinenhose und mit hochhackigen Schuhen durch die Gänge der Schule schwebte und immer ausgesprochen nett grüßte.
Einmal hatte sie Leonie nach ihrem Klassenzimmer gefragt, weil sie sich in den Gängen der Schule verlaufen hatte und die Räumlichkeiten noch nicht so recht zuordnen konnte.
Leonie hatte ihr den Weg erklärt und ein Dankeschön mit einem strahlenden Lächeln bekommen.
Wenn Annika doch nur auch so kontaktfreudig wäre, wie ihre Mutter, hatte Leonie damals gedacht.
Dann wäre das Kennenlernen weitaus einfacher.
Am Freitagmorgen versammelte sich die Klasse pünktlich um 9 Uhr vor dem Haupteingang der Schule und wartete bei den Bänken, im Schatten der alten Bäume, auf die Ankunft von Frau Behrens.
Bis auf Annika waren alle pünktlich und nicht wenige hatten ihre eigenen Schlittschuhe dabei.
Auch Leonie hatte Glück gehabt und ihre wiedergefunden. Und sie passten sogar noch. Stolz hatte sie die weißen Stiefel geputzt und die mittlerweile etwas angerosteten Kufen poliert.
Nun glänzten ihre Schlittschuhe beinahe wieder wie neu.
Amanda aber hatte keine eigenen. Sie würde sich an der Eisbahn welche ausleihen müssen.
Ihre Mutter äußerte zwar den Vorschlag, ihrer Tochter ein Paar zu kaufen, jedoch hatte sie dabei ganz und gar vergessen, dass der Besuch der Eishalle schon am Freitagmorgen stattfand. Am Donnerstagabend waren die Geschäfte allerdings bereits geschlossen...
Leonie wusste zwar, dass ihre beste Freundin sehr gern ebenfalls eigene Schlittschuhe gehabt hätte, doch Amanda ließ sich den Spaß nicht verderben. Immerhin konnte sie für die zwei Stunden welche leihen.
Und falls sie Spaß am Eislaufen finden sollte und die Halle in Zukunft öfters besuchen wollte, würde ihre Mutter ihr selbstverständlich eigene kaufen.
Ihre Mitschüler schlossen sich zu Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Alle waren aufgeregt und konnten es kaum noch erwarten.
Nun endlich erschien auch Frau Behrens und die Truppe konnte starten. Zügig setzen sie sich in Bewegung und hatten Glück, der Bus kam bereits nach zwei Minuten.
Eine lästige Wartezeit blieb somit aus.
Leonie war allerdings durch Annikas Abwesenheit irritiert. Klar, die neue Mitschülerin war öfters einmal nicht da, aber dass sie nicht einmal zum Ausflug kommen würde? Vorhin, als Frau Behrens die Schüler durchgezählt hatte, hatte sie Annikas Fehlen mit keinem Wort erwähnt.
Erst zögerte Leonie, doch dann fasste sie sich ein Herz und ging auf die Lehrerin zu.
"Frau Behrens, wissen sie, was mit Annika ist?"
Amanda war ihr gefolgt und sie beide ließen sich auf die freien Sitzplätze gegenüber von der Klassenlehrerin fallen.
Glücklicherweise war der Bus um diese Uhrzeit angenehm leer und jeder der Schüler fand einen Platz.
Frau Behrens erzählte ihnen, dass Annika direkt an der Eishalle zu ihnen stoßen würde, da ihre Mutter sie hingefahren hatte und das sie sich keine Gedanken machen mussten, da Annika die Gruppe bereits erwartete, sobald sie die Eishalle erreichten.
Die Fahrt im Bus dauerte nicht lange, da die Halle nur wenige Stationen von der Schule entfernt lag und nach einer kurzen Fahrt hielt der Bus und die Schüler stürmten nach draußen.
Leonie und Amanda warteten, bis die meisten Anderen bereits ins Freie gedrängelt hatten und standen erst dann auf. So konnten sie aussteigen, ohne hin und her geschubst zu werden.
Vor dem Gebäude mit der großen Glasfront, durch die man die glänzende Eisfläche schon erahnen konnte, stand Annika und winkte die Gruppe zu sich heran.
Neben ihr wartete ein älterer Herr, der Frau Behrens freundlich begrüßte. Der Besitzer der Eishalle.
Die Freundinnen liefen zu Annika und begrüßten sie ebenfalls fröhlich.
"Guten Morgen. Da bist du ja, wir haben uns schon Sorgen gemacht." Leonie umarmte sie flüchtig. Das hatten sie sich mittlerweile bereits angewöhnt, auch wenn sie ansonsten nicht viel miteinander sprachen.
Annika schenkte ihr ein vorsichtiges Lächeln.
"Ach was, es ist alles in Ordnung, meine Mutter hat mich direkt hier her gebracht, sodass ich nicht erst mit dem Bus fahren musste."
Wieder trug Annika Sportsachen. Dieses Mal keine weite blaue Jogginghose, sondern eine eng anliegende, schwarze Gymnastikleggings.
Leonie sah an sich herunter. Sie trug eine ganz gewöhnliche Jeanshose. Vielleicht nicht das Beste zum Schlittschuhlaufen, aber sie hatte nicht daran gedacht, sich extra Wechselkleidung einzupacken.
Auch die meisten anderen trugen ihre gewöhnliche Straßenkleidung. Annika war scheinbar die Einzige, die sich Sportsachen angezogen hatte.
Der Besitzer der Eishalle stellte sich lachend vor. Er erschien Leonie auf Anhieb sympathisch.
"Erst