Tora!Tora!Tora!. Norton Flux

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Tora!Tora!Tora! - Norton Flux

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machst Du jetzt?"

      "Ich war erst zwei Monate in Italien. Dann hab ich in Berlin bei der GEMA angefangen."

      "Aha, und wie ist das?"

      "Ja, gut, weißt Du, ist zwar anders, aber eben auch nur Business. Wahrscheinlich nichts für mich, ich glaube ich kündige in der Probezeit."

      Zeit für die Frage.

      „Meinst Du, da ist noch eine Stelle zu bekommen?“

      „Eher nicht, das ist glaube ich nichts für Dich.“

      „Wieso das denn?“

      „Habe ich so im Gefühl.“

      Robert dachte „Arschloch“ und sagte "Hast Du die CD´s dabei?"

      "Oh, äh ja." Hups. Noch ein bisschen Gequassel, und dann Abflug.

      Robert beschloss Samstag nachmittags genervt und deprimiert, sich bei Mark abzulenken. Also fuhr er mit der Bahn von Beuel nach Poppelsdorf, schwamm durch den Strom von gegelten Rechtslehrlingen die, ob in einer der zahlreichen Burschenschaften oder auf sich gestellt, diesen Stadtteil und die Südstadt dazu praktisch übernommen hatten.

      Mark dagegen empfing ihn in seinem Lieblingsjogginganzug, diesmal dazu auch das berüchtigte Batikhemd. Er konnte auch anders, aber zuhause hasste er Aufwand.

      Sofort fühlte Robert sich wohl und bedauerte, dass für ihn wegen des Wegs durch Poppelsdorf ein ähnlich bequemes Outfit nicht in Frage gekommen war. Früher hatten sie zusammen mit ein paar anderen Verrückten in einer WG gewohnt, was er in solchen Momenten vermisste.

      Mark wohnte in einem renovierungsbedürftigen Gründerzeithaus voller Studentenwohnungen und hatte sich damit den Flair der WG-Zeit noch ein wenig erhalten. Daran würde sich wahrscheinlich auch kurzfristig nichts ändern, denn auch im 23. Semester Regionalwissenschaften Nordamerika und Vorderer Orient, Japanologie und Sinologie waren Abschlüsse für Mark noch lange nicht erkennbar. Er studierte einfach sehr gern, seine Fächer interessierten ihn, nur die Klausuren und Hausarbeiten waren ein Problem. Großen Druck von zu Hause bekam er aber nicht und daher würden die Dinge noch eine ganze Zeit so bleiben, wie sie waren.

      Während Mark Bier holte, dachte Robert darüber nach, wie lange sie sich kannten.

      Mark war ein mit zu viel x-Chromosomen ausgestatteter langhaariger blonder Engel, dessen gehässige kleine Anmerkungen durch sein feminines Äußeres noch größere Wirkungen erzielten. Tatsächlich hatten sie mit ihren Lästereien immer sehr viel Spaß gehabt.

      Sie hingen also wieder einmal in der Sitzgruppe ab und sahen sich die Sportschau an. Beide hatten nie in einem Verein gespielt, hatten also das akademisch geschulte Auge des Amateurs für diese wunderbare Sache. Heute aber kamen sie nicht in Schwung. Bayern gewann, die Laune wurde schlechter, Langeweile war ohnehin vorhanden. Sie rauchten Grass und langweilten sich danach noch mehr. Wenn sie diese Phase erreicht hatten - das war oft der Fall – sagte er sich oft, dass sie ja auch ins Kino, Theater oder sonstwohin gehen konnten. Aber das Grass hatte sie schon so lethargisch gemacht, dass an Weggehen nicht mehr zu denken war.

      Dann fing Marks übliches Intellektuellengeschwafel an. Er versuchte Robert in drei, vier Sätzen zu erklären, welchen Zustand die Sonnen der Galaxis aufweisen konnten. Blaue Riesen, Rote Riesen, Weisse Zwerge usw. Und dann sein Lieblingsthema: Quasare.

      „Quasistellare Objekte!“, raunte er aufgeregt, als hätte er noch nie davon erzählt. „Als man sie zum ersten Mal sah, hielt man sie für sehr nahe Sonnen, weil sie so hell waren. In Wirklichkeit sind sie weit weg, aber strahlen so unglaublich intensiv, dass man die tatsächliche Distanz erst viel später bemerkte.“

      Bei dem Thema konnte er sehr missionarisch sein. Allerdings war Mark auch schon ziemlich gut dabei, daher wurde es länger als sonst und Robert ungeduldig, aber er glaubte es am Ende verstanden zu haben. Er hörte es ja auch nicht zum ersten Mal.

      Und weiter ging es: Zunächst die Frage, ob der Wrestler Shawn Michaels würdiger Nachfolger von Brett Hart war? Die Frage fand Mark interessant, hatte aber keine echte Meinung dazu.

      Dann kam er wieder mit seinen Helden, die Robert fast ausnahmslos schrecklich fand. Der nach zwei Büchern langweilige Bukowski. Der nicht lesbare Miller. Kerouac und Beat gar nicht zu erwähnen, schrecklich einfältiges Gepinsel: The howl –aaaarggh, einzige Ausnahme vielleicht noch Burroughs, aber eben auch nur nova express und eben nicht, auf gar keinen Fall naked lunch. Kotzwinkle! Welche Substanz, nämlich keine! Tools! Immerhin hatte er sein einziges Werk während seiner Army-Zeit schreiben müssen, allerdings eine schwache Entschuldigung. T.C.Boyle. Na ja. Und Bowles, der alte Märchenonkel.

      Mark sagte zu Robert, er rede wirres Zeug.

      „Natürlich. Wirr.“, entgegnete Robert.

      „Wirr sind eben Deine Kindergartenidole, von denen Du nicht loskommst.“

      „Jetzt ist aber gut Robert. Das sind alles tolle Typen. Außerdem, von Burroughs ist natürlich auch Junkie wirklich gut, dass musst Du zugeben.“

      Robert stöhnte.

      „Nein, nein, nein. Junkie ist einfach nur lahm. Und gleich noch was zum Schlachten: Castaneda. Absoluter Insider immer noch. Aaaah! Was ist denn die Story? Ein netter Typ wie Du und ich wird in die hohe Kunst des Peyotezubereitens und Konsumierens eingeführt. So weit so fad. Und dann beginnt er halt im Peyoterausch zu fliegen. Dann doch lieber gleich die Brüder Grimm oder 1001 Nacht!“

      „Aber das ist doch alles symbolisch aufgeladen!“

      „Das ist sowie das absolute Unwort. Castaneda kann man nicht aufladen, weil da nichts ist an Substanz, dass man aufpumpen könnte.“

      „Ich glaube, Du hast Castaneda einfach nicht verstanden.“

      „Nein, Idiot, es gibt an Castaneda einfach nichts zu verstehen.“

      Manchmal endeten ihre Abende eben auch so.

      Es half nichts. Robert musste sich ernsthaft um einen Job bemühen.

      Natürlich hatte er sich vor der Prüfung kaum darum gekümmert und musste sich jetzt erst einmal an den Gedanken gewöhnen, mit schlechten Noten und schlechten Aussichten zurecht zu kommen. Realistischerweise ersparte er sich Bewerbungen bei den Großkanzleien und versuchte sich Stellen herauszusuchen, die zumindest entfernt etwas mit seiner Ausbildung und anderweitigem Werdegang zu tun hatten. Da zwei seiner Ausbildungsstationen im Referendariat bei bekannten Anwälten erfolgten, bezog er sich sehr stark auf diese beiden – wohl wissend, dass beide für Ihre Verschrobenheit und Launen bekannt waren. Aber eine andere Chance als diesen möglichen animal magnetism von Freaklawyer zu Freaklawyer blieb ihm wohl nicht.

      In den folgenden Wochen zog er eine Absage nach der anderen aus seinem Briefkasten. Leider war immer wieder jemand noch besser geeignet, leider passte das Profil nicht ganz, leider war er – das gab es mittlerweile auch für Juristen – überqualifiziert, leider war es oft auch ohne jede Begründung eine Ablehnung. Nicht wirklich hilfreich waren andererseits auch die zahlreichen Angebote, bei dubiosen Abmahnvereinen einzusteigen und sich das gesetzlich festgelegte Anwaltshonorar mit dem Mandanten zu teilen („Äh, ist das nicht illegal?“).

      Er überlegte schon ernsthaft, seine Strategie komplett

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