Tora!Tora!Tora!. Norton Flux

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& Moron, einer renommierten kleinen Anwaltsboutique (Wirtschaft und Industrieanlagenzulassungen) hatte eingeschlagen!

      Jetzt lag es an ihm.

      Die Kanzlei befand sich in einer der wirklich beeindruckenden Altbauten im Bonner Bahnhofsviertel. Obwohl er schon seit vier Jahren in der Stadt wohnte, war er noch nie in der Gegend gewesen – vom eigentlichen Bahnhof abgesehen. Dabei war er hier immer mit dem Provinzzug angekommen, als er noch in der Voreifel gewohnt hatte.

      Die Einrichtung der Kanzlei war von schweren englischen Ledermöbeln dominiert. Sie hätte auch als Rosamunde Pilcher-Parodie durchgehen können. Offensichtlich war hier aber alles ernst gemeint.

      Jakob Kaiser ließ ihn fast eine halbe Stunde warten. Ob er vor vielen Jahren wie Robert angefangen hatte? Er hatte bei einigen der größten Konzerne des Landes gearbeitet und sich am Ende selbständig gemacht. Sein erster Angestellter war Felix Moron gewesen, der über schier unendliche Geduld verfügen musste. Denn die Kanzlei war immer das Geschöpf von Kaiser gewesen, er brachte über seine glänzenden Industriekontakte die Mandanten herein und gehörte auf vielen Rechtsgebieten bundesweit zu den wenigen, die sich wirklich damit auskannten. Moron war das fleißige Helferlein, das die nachrangigen Arbeiten klaglos und effizient verrichtete. Ohne ihn wäre der beachtliche Erfolg der Kanzlei in den dreißig Jahren ihres Bestehens nicht möglich gewesen.

      "Herr Maas, kommen Sie bitte?" Die Sekretärin lächelte ihn ohne erkennbare Emotion an und führte ihn in das Zimmer von Jakob Kaiser. Dieser reichte ihm die Hand über seinen Massivholztisch, der mehr den Eindruck einer Burgmauer als eines Möbelstücks erweckte. Zwischen den beiden zum Garten hinausgehenden Fenstern rechts und links von ihm wirkte Kaiser wie von einem Bild eingerahmt.

      "Guten Tag, Herr Maas. Es freut mich, dass Sie die Zeit hatten."

      Er bedeutete Robert, sich zu setzen.

      "Nun, Herr Maas, ich habe mir ihre Unterlagen angesehen und bin grundsätzlich ganz davon angetan. Zwar, äh...hatten Sie Pech in der Prüfung, wie ich annehme...", er sah ihn erwartungsvoll fragend an, was Robert mit dem geforderten Nicken bejahte, "aber ihre Auslandsaufenthalte und vor allem ihre außerstudentischen Aktivitäten haben doch mein Interesse geweckt. Sie waren in mehreren Theatergruppen aktiv?"

      Rober stutzte etwas. Er hatte diese erfundene Angabe in seinen Lebenslauf eingefügt, um ein etwas orgininelles Hobby anzugeben. Er hatte nie damit gerechnet, in einem Bewerbungsgespräch darauf angesprochen zu werden.

      "Das stimmt."

      "Ja. Mein Sohn war ebenfalls in dieser Richtung engagiert, ich habe ihm nie abgeraten. Als Anwalt muß man ja auch oft ein guter Schauspieler sein."

      Sie lachten beide dezent. Robert etwas dezenter.

      "Er hat sich dann ebenfalls der Jurisprudenz zugewandt, alles andere machte keinen Sinn. Er hatte einfach keine besonders ausgeprägten Fähigkeiten.“

      Kaiser stand auf, stellte sich an das Fenster zu seiner Rechten und sah hinaus.

      „Sehen Sie, er hatte zum Beispiel keinerlei Begabung für Naturwissenschaften. Mit der Geisteswissenschaft ist ja beruflich nichts zu erreichen und von Wirtschaft versteht er nun wirklich nichts. Gut, ein wenig wird er da noch aufholen, aber da kann er sich durchbeißen, und zuviel wird man auf dem Gebiet in der Juristerei von ihm nicht erwarten, denn grundsätzlich, Sie wissen ja, judex non calculat."

      Wieder lachten beide.

      "Das gilt natürlich nur, wenn man sich nicht wie wir auf Wirtschaftsrecht spezialisiert hat.“

      Er sah Robert direkt an.

      „Hm, ihr Vater war im Umweltamt der Stadt Bonn tätig, ich kann mich an die Jammerei einiger Kollegen erinnern, haha, er war wohl gut in seinem Bereich, nicht wahr?"

      "Soweit ich es beurteilen kann, ja."

      "Gut, gut, aber Sie auch in die Behörde, das wäre dann doch zuviel der Tradition gewesen, oder?"

      "Wahrscheinlich. Ich glaube, es wäre auch gegangen, aber man sollte doch etwas mehr eigene Wege gehen, das gleiche Studium reicht schon. Man will ja nicht zum ewigen Sohn mutieren."

      Da war es heraus, er hätte sich die Zunge abbeißen können, aber Kaiser schien die Brisanz überhören zu wollen, die angesichts der Kaiserschen Juristendynastie eigentlich offensichtlich war. Aber er blickte nicht einmal von Roberts Unterlagen auf.

      "Und Frau Happel war tatsächlich ihre Geschichtslehrerin. So ein Zufall, eine gute Bekannte von uns. Mir geht es prinzipiell wie ihrem Mann: Ich habe mich immer gefragt, wie sie in ihrem Unterricht auftritt. Da sieht man eine Frau bei Einladungen, bei allen möglichen Anlässen gehobenerer Art, und dann erst macht man sich klar, dass sie sich alltäglich dem Stress in der Schule aussetzt. Verzeihen Sie meine Direktheit, aber jemand wie Frau Happel ist, obwohl ich keinesfalls an ihren pädagogischen Fähigkeiten zweifle, viel zu schade für diesen Beruf. Auch ihr Mann hätte ihr das gerne erspart, aber sie kennen ja ihren Dickschädel."

      "Ja, allerdings."

      Diese Bekanntschaft war ihm vollkommen unbekannt gewesen. Frau Happel tauchte auch nur einmal kurz in einem Zeugnis zu einem besonderen Schulprojekt auf. Man konnte Kaiser zumindest nicht nachsagen, dass er Bewerbungsunterlagen nicht lesen würde.

      „Na gut. Herr Maas, um es kurz zu machen: Ich kann mir vorstellen, Ihnen zunächst einen befristeten Teilzeitvertrag zu geben. Sehen Sie sich die Konditionen einmal in Ruhe an, sie sind auch ein wenig projektabhängig. Wenn das für Sie passt, sehe ich Sie erst einmal in der Rolle, für uns Zuarbeit zu erledigen in Bereichen, die sich nicht so stark in unserem Fokus befinden. Wenn das gut läuft, kann eventuell mehr daraus werden.

      "Das wäre großartig für mich."

      "Dann sehen wir uns Montag in acht Tagen wieder hier. Ich werde ihnen dann meinen Mitarbeiter Severin Luven vorstellen, er wird sie einarbeiten.“

      Sie gaben sich noch einmal die Hand. Kaiser schenkte ihm ein warmes Lächeln.

      „Herr Maas, auf eine gute Zusammenarbeit."

      Und damit ging es los.

      Guido sah noch einmal überall nach dem Rechten, bevor die Gäste kamen.

      Frank und Martin mussten gleich mit ihren Familien hier sein und sie würden das erste schöne Maiwochenende mit einem Familienkaffee begehen, so wie jedes Jahr. Ihre traditionellen Treffen fanden immer reihum im Wechsel statt, aber bei gutem Wetter war es bei Guido am schönsten, wie auch er selber zugeben musste. Sein altes Fachwerkhaus am Ortsrand von Schalksmühle im nordwestlichen Sauerland befand sich an einem kleinen Bachlauf auf einer Landzunge und war dadurch fast überall von Wasser umgeben. Das Haus war nicht besonders groß, aber für Guido, seine Frau und die Kinder Anton und Pia vollkommen ausreichend. Er hatte den damals heruntergekommenen Bau als junger Mann günstig gekauft und seine Familie fühlte sich hier einfach pudelwohl. Sie hatten daher auch nicht viel verändert, nur ein wenig modernisiert - nicht zuletzt die Elektrik.

      Die Kaffeetafel war schon gedeckt, seine Frau und die Kinder machten sich im Haus fertig. Da schellte es auch schon und Frank, Sibylle und ihre beiden Töchter kamen herein. Die Mädchen verstanden sich gut mit Anton und Pia und verschwanden sofort zu den Kinderzimmern.

      Sie umarmten sich und kamen wie immer direkt ins Erzählen. Frank und Sybille war vor ein

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