BonJour Liebes Leben .... Rose Hardt

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– Nein! Kurzerhand stoppte sie diese Maschinerie die immer mehr Zweifel und Fragen zu produzieren schien, sie in einem rasanten Tempo wieder zurück in den Alltag, in das triste Allerlei zu schubsen drohte. Es ist dein Leben das vor dir liegt, vielleicht deine letzte Chance ermahnte sie schließlich ihr nüchterner Verstand also mache etwas draus! Dann wich die Beklemmung und sie jubelte laut: „Jaaa! … Ja ich werde es tun!“, und diesem Glücksgefühl folgte ein befreiendes Lachen.

      „Na, das ist doch mal eine Ansage!“, antwortete Doro in Begleitung eines zufriedenen Seufzers, dann kann ich gleich Monsieur Renoir Bescheid geben, dass du kommst. Du musst wissen, dass Pierre, ich meine Monsieur Renoir, der Eigentümer des zu veräußernden Objektes ist, und ja, er ist ein wunderbarer Mensch“, schwärmte sie“, wobei in ihren Augen wieder dieses unmissverständliche Strahlen lag. „Ach, was rede ich, du wirst ihn kennenlernen und ihn mögen, davon bin ich felsenfest überzeugt!“

      Ah sieh an, schoss es Charlotte durch den Kopf, verzichtete aber auf eine bissige Bemerkung.

      Sie redeten, planten, tranken Champagner und alberten bis in die späten Nachmittagsstunden, wobei das brisante Thema Männer absichtlich nicht mehr aufgegriffen wurde. Mit einer herzlichen Umarmung sowie Doros Standardspruch: Und immer schön lächeln, dann wird dir die Welt zurücklächeln, gingen sie auseinander.

      Nachdem Charlotte wieder alleine war, legte sie sich zufrieden im Gartenstuhl zurück, lächelte und dachte über Doros Spruch nach. Sie lächelte aber auch deshalb, weil eine neue Welt für sie ihre Pforten geöffnet hatte. „Ja, Welt ich komme“, sagte sie laut und in diesem Moment hätte sie Luftsprünge machen können und sie war mutig genug um erste fantastische Gespinste um ihr neues ich zu weben: Vor ihrem geistigen Auge sieht sie sich als Immobilienmaklerin durch ferne Länder reisen, sieht sich durch traumhafte Villen schreiten und mit den interessantesten Menschen plaudern. Jetzt hielt sie nichts mehr auf dem Stuhl, von ihren Gespinsten aufgejagt lief sie auf der Terrasse auf und ab, sie war so sehr mit ihren neuen Lebensplänen beschäftigt, dass alles um sie herum gar nicht mehr existent war.

      Doch irgendwann mischte sich ein heftiges Wortgefecht mitten in ihre zurechtgesponnene bunte Traumwelt. Sie hörte Frida und Lilo lautstark diskutieren. Frida widersprach trotzig und zum wiederholten Male Lilos Anweisungen, auch wenn Charlotte nicht verstand um was es ging, so war die Modulation in ihren Stimmen schon hinweisführend. Plötzlich hörte sie wie Porzellan zerschlagen wurde, es folgte ein kurzer Aufschrei von Lilo, dann schepperte es erneut. Charlotte lief sofort dem Scherbengeräusch nach. Frida stand wie paralysiert vor den Scherben zweier sündhaft-teuren chinesischen Bodenvasen.

      Lilo hielt vor Schreck, um nicht nochmals aufzuschreien, die Hand vor den Mund. „Frau Frida!“, drang es schließlich ganz entsetzt aus ihr heraus, „oh mein Gott … ein Vermögen liegt auf dem Boden!“

      Charlottes Blick fiel zuerst auf die Porzellanteile, die über dem Boden zerstreut lagen, dann zu Lilo und zu guter Letzt zu Frida die völlig hilflos, wie ein verstörtes Kind, vor den Trümmern stand und offenbar gar nicht begriff was überhaupt geschehen war.

      Für einen Moment stockte Charlotte der Atem und innerhalb von nur wenigen Sekunden lösten sich ihre bunten Träume auf, die Pforte zu ihrer neuen Welt rückte in die Unerreichbarkeit und gemäß dieser Erkenntnis sank sie innerlich zusammen.

      Lilo hatte zuerst wieder die Kontrolle über die Situation. „Frau Frida, nicht traurig sein, das waren doch nur dumme Vasen in denen niemals Blumen standen.“

      „Niemals?“ brüskierte sich Frida, sogleich hielt sie suchend Ausschau und rief: „Wo ist Gustav? Er … er soll das wegmachen“, wobei sie eine entsprechende Geste mit den Händen machte.

      Charlotte und Lilo tauschten für einige Sekunden stumme und fragende Blicke.

      Schließlich hakte sich Lilo bei Frida unter und sagte sie tröstend: „Wir beide gehen jetzt in die Küche, trinken Tee und essen dazu leckere Kekse.“

      Frida gehorchte.

      Charlotte ging in die Hocke, betrachtet den Scherbenhaufen, dachte an Fridas geistigen Zerfall und sieht ihre neuen Lebenspläne zwischen den filigranen Porzellanteilen langsam entschwinden. Sie wollte doch immer für sie da sein, fuhr ein schmerzlicher Gedanke durch sie hindurch, und jetzt, wo sie auf ihre Hilfe angewiesen war, konnte sie doch nicht so egoistisch sein und verreisen. Behutsam hob sie einige der Scherben auf, drehte sie nachdenklich in ihren Händen und legte sie dann vorsichtig wieder zurück. Vielleicht könnte ein Experte sie zusammenkleben? Doch dann bemerkte sie wie klein und in sich zersplittert die Teile waren. Nein, die Vasen waren rettungslos verloren! – Wie dein Leben, ermahnte sie eine innere Stimme, wenn du jetzt nicht endlich deinen eigenen Weg gehst, wird es für immer zu spät sein! Eine Prozession missvergnügter Gedanken setzte sich langsam in Bewegung und drohte sie niederzudrücken. Im nächsten Moment gingen ihr Lilos Worte durch den Kopf. Wie Recht sie doch hat, dachte sie kopfschüttelnd, es waren doch nur dumme Vasen! „Ja, und für mich“, murmelte sie, „für mich keinen Grund meine zurechtgeträumten Pläne wieder zu verwerfen.“ Kurzerhand schob sie ihre zermürbenden Gedanken zur Seite, nahm Besen und Schaufel und fegte die restlichen Scherben zusammen.

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