Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank
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Dieser wartete allerdings an jenem Abend nicht auf mich. Ich hatte gelogen, in dem Glauben, mich dadurch besser zu fühlen, was mir aber nicht gelingen wollte. Ein fader Nachgeschmack blieb, ebenso wie die bittere Erkenntnis, dass die Liaison mit Tom mich nicht ausfüllte.
Zu Hause angekommen, machte ich schnurstracks meinen Computer an. Die Arbeit würde mich ablenken, und der Abend war noch jung. Ich hatte keine Lust zu grübeln, deshalb öffnete ich eine Flasche Wein und gab mir redlich Mühe, mein Augenmerk auf die zu konzipierenden Bäder zu richten. Mein Auftrag war es, das vorhin Besprochene in Form einer ausgereiften Zeichnung so umzusetzen, dass der Auftraggeber eine Grundlage für seinen Finanzierungsantrag bei der Bank bekam. Kein Kredit – kein Projekt! Also ran an den Speck! Ich hatte Mark zugesagt, ihm im Laufe des nächsten Tages die Renderings per Mail zu schicken, und dem würde ich auch Folge leisten! Hier hatten Befindlichkeiten nichts verloren – Bier ist Bier, und Geld ist Geld!
Um den Termin einhalten zu können, musste ich mich zwar ganz schön anstrengen, aber Anreiz war nun nicht mehr Mark alleine, sondern auch seine Frau, der ich beweisen wollte, wie rentabel meine geschäftliche Verbindung mit ihrem Mann für sie sein konnte. So saß ich bis in die frühen Morgenstunden vor der Kiste. Es wurde gerade hell, als ich mich hinlegte, um wenigstens noch ein bisschen zu schlafen. Ich war fix und fertig, aber stolz auf das Ergebnis.
Um die Mittagszeit befand ich mich noch immer in der Tiefschlafphase, als mich das Telefon unbarmherzig aus meinen Träumen riss. Übermüdet nahm ich das Gespräch entgegen und staunte nicht schlecht, wer sich am anderen Ende der Leitung befand. Es war Mark!
„Was kann ich für dich tun?“ Ganz so patzig, wie ich rüberkam, hätte es nicht klingen sollen, aber ich war zu kaputt fürs Theaterspielen.
„Die Band spielt heute, und ich möchte dich zu dem Konzert einladen!“ Sollte ihm mein Unmut aufgefallen sein, ließ er sich zumindest nichts weiter anmerken. Ich schwieg.
„Du könntest mir die Entwürfe einfach dorthin mitbringen!“ Aha, daher wehte der Wind. Auch wenn ich nach wie vor kaum aus den Augen gucken konnte, kehrten Wut und Scham schnell zurück.
„Lass stecken, ich schick dir die Sachen in Kürze per Mail zu!“ Noch einmal würde ich mich nicht zum Deppen machen.
„Hör mal, wegen gestern“, setzte Mark zu einer Erklärung an.
Ich unterbrach ihn: „Mit gestern ist alles in Ordnung, ich vergebe so kurzfristig nur keine Termine!“ Nicht scharf, aber dennoch würzig platzte ich mit meiner Ansage heraus. Und wäre ich etwas wacher gewesen, hätte sie sicher souveräner geklungen, aktuell aber legte ich keinen großen Wert auf Etikette.
„Oh, entschuldige! Du bist nicht allein, gell?“ Was meinte er? Ah, Tom. Meine Schwindelei.
„Und wenn schon!“ Ich konnte nicht anders, als ihn in dem Glauben zu lassen. Zumindest verlangte es nicht nach einer Aufklärung.
„Hör mal“, seine Stimme klang mit einem Mal sehr sanft, „ich muss mich bei dir entschuldigen. Natürlich hätte ich dich viel früher informieren müssen, dass meine Familie ebenfalls vorhatte zu kommen, und es tut mir sehr leid, dass ich dich ins kalte Wasser geschmissen habe! Das meine ich ehrlich! Aber Ramona war einfach nicht davon abzubringen und ich fürchtete, dass du nicht kommen würdest, wenn die zwei mit dabei sind!“ Das stimmte wohl!
Noch immer sagte ich nichts. Was sollte ich darauf auch erwidern?
„Ich wollte dich einfach gerne sehen, anders kann ich das nicht erklären! Auch bei der Geschichte mit dem Job ging es nicht in erster Linie um deine Hilfe, sondern darum, dass wir zusammenarbeiten würden! Abgesehen davon habe ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Du hast nie erzählt, dass du einen Freund hast!“ Ungelenk verstummte er.
„Warum?“ Mein neues Lieblingswort in Zusammenhang mit Mark.
„Weil ich dich gerne mag. Weil es mich stört, mir dich mit einem anderen Mann vorzustellen. Und weil ich mich sehr darüber freuen würde, wenn du heute kommst. Nach uns tritt noch eine andere Band auf, die ich mir gerne mit dir anschauen würde.“ Ich zwickte mich in die Backe, um zu überprüfen, ob ich auch tatsächlich wach war.
„Ob das deine Frau auch freuen würde? Ich möchte sie wirklich nicht überstrapazieren!“ Und das meinte ich vollkommen ernst!
„Keine Sorge, die ist mit Ramona auf irgendeinem Kinder-Casting. Sie plant neuerdings, auch noch unsere Kleine in diese Fashion-Maschinerie hineinzuziehen. Ich habe versucht, ihr das auszureden, allerdings ohne Erfolg.“ Er klang nachdenklich und aufrichtig geknickt. „Bitte, gib dir einen Ruck! Lass uns was zusammen trinken und Musik hören, unter Freunden, ich zahle auch!“ Als ob es aufs Zahlen ankäme!
„Mark, ich hab meiner Mutter versprochen, sie heute zu besuchen!“ Mein letzter Versuch, aber selbst darauf ließ er sich nicht ein.
„Wie lange bist du dort? Dann kommst du halt später. Mensch – wenn ich schon mal Zeit habe ...“
Was sagt man dazu? „Nein“ wäre wohl die einzig richtige Antwort! Aber das schaffte ich nicht. Die Empörung, die ich noch vor wenigen Minuten verspürt hatte, war wie weggefegt. Immerhin ließ ich mich nicht dazu verleiten, die Sache mit Tom aufzuklären. Sollte er doch glauben, was er wollte.
„Okay, wir telefonieren einfach, und wenn’s nicht zu spät ist, dann schaue ich mir zumindest die Kapelle nach euch noch mit dir an. Aber versprechen kann ich’s nicht!“ Eine weitere Dosis von Mark am Schlagzeug war einfach zu gefährlich und würde meine Selbstbeherrschung nur drastisch überstrapazieren! Aber was passierte da eigentlich mit uns? Woher kam der stete Wunsch, sich zu verabreden? Und dann seine merkwürdige Anspielung darüber, dass ihn mein Kontakt zu anderen Männern störte? Dass eine Freundschaft in dieser Konstellation nicht möglich sein würde, war streng genommen klar wie Kloßbrühe. Aber seine unverhohlene Erleichterung über meine Zusage räumte jegliche Bedenken beiseite, legte mein Hirn lahm und führte einzig und allein dazu, dass ich mir gedanklich bereits Wickler ins Haar drehte. Welch Irrsinn!
Nachdem ich wusste, wo das Geschehen stattfinden würde, legte ich den Hörer auf und schlief eine weitere Runde.
Noch in meinen Träumen gefangen, wanderten meine Gedanken bereits zum Kleiderschrank, krochen hinein und durchsuchten ihn nach etwas Passendem für den Abend. Und auch nach dem Erwachen half alles Bemühen nichts, ich freute mich auf Mark – nicht als Kollegen, nicht als Freund, sondern als Kerl, den ich gut fand. Gab es denn gar kein Gegenmittel, wie ich das hätte unterbinden können?
Am liebsten wäre ich einfach liegen geblieben. (Wirklich?) Aber ich schleppte mich ins Bad und versuchte mühsam, während ich unter der Dusche stand, meine Gedanken zu ordnen. Glücklicherweise gab es noch viel zu tun, sodass ich kaum merkte, wie die Zeit verging. Und als ich endlich die zweite Variante für das Seniorenheim fertig hatte, blieb mir bereits nicht mehr viel Zeit. Ich druckte die Entwürfe aus, schlüpfte hastig in ein beiges, äußerst kurzes Kleid und schminkte mich.
Bei der Wahl des Schuhwerks zögerte ich erst, entschied mich dann aber doch dafür, mutig