Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank

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Schlampe, Opfer, Schwein. - Norma Rank

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der Begrüßungszeremonie ein Ende zu bereiten, die merklich seinen Unmut weckte. Ich nickte, und wir betraten den Saal, in dem die „Commanders“ bereits die Bühne rockten.

      Hunderte von Menschen wuselten angeschickert, aber gut drauf um uns herum. Und weil die Band so laut spielte, dass eine Unterhaltung kaum möglich war, standen wir nur eng nebeneinander und lauschten der Musik. Irgendwann beugte sich Mark zu mir herunter und brüllte mir ins Ohr: „Schau mal, da ist Sanchos!“

      Das fehlte mir gerade noch! Doch dieser grüßte nur freundlich aus ein paar Metern Entfernung und kümmerte sich nicht weiter um uns. Sehr gut. Aus den Lautsprechern dröhnte der Bass der Musiker so laut, dass mein Brustbein alarmierend vibrierte, und doch kann ich mich bis heute nicht daran erinnern, ob mir die Band gefallen hatte. Was ich noch vor mir sehe, als wäre es gestern gewesen, ist Mark. Erhaben ragte er zwischen all den Menschen heraus, genoss den Sound und wandte sich mit erhobenem Kinn der Bühne zu. Dieses Bild werde ich nie vergessen und auch nicht, wie mein Körper darauf reagierte.

      Nach den Zugaben leerte sich der Saal, und auch ich wollte mich verabschieden. Darauf reagierte Mark jedoch unverzüglich und lud mich schnell nach nebenan in ein Restaurant zum Essen ein. (Wieder ein Italiener!) Genau wie ich wurde auch Sanchos attackiert, der bisher brav Abstand gehalten hatte. Beide ergaben wir uns und zogen gemeinsam los. Im Lokal bot Mark mir den Platz zu seiner Rechten an, Sanchos setzte sich uns gegenüber. Wir bestellten Wein, und ich ließ mich von Mark zu einer gemeinsamen Spinatpizza XXL überreden.

      Sanchos schien die Situation anfangs ebenso peinlich zu sein wie mir: Die Verkuppelungsaktion hatten wir beide nicht vergessen. Aber nach und nach lockerte sich die Stimmung, bis wir albern miteinander flachsten. Mark schien indessen mit seinem Abend rundherum zufrieden zu sein. Er grinste ununterbrochen vor sich hin, und als ich ihn fragend ansah, flüsterte er leise: „Siehst du, nun essen wir doch noch gemeinsam, und wir haben sogar einen Anstands-Wau-Wau dabei – so kann gar nichts passieren!“ Das war also der Grund für sein Drängen in Sanchos Richtung, uns zu begleiten.

      Während ich noch über das eben Gehörte nachdachte, brachte uns die Bedienung unsere Pizza, und auch ich freute mich darüber, hier zu sein. Auch der Lärmpegel des überfüllten Restaurants störte mich nicht. Ich saß hier mit Mark, genoss seine Gegenwart und spürte instinktiv, dass er es genauso empfand. Wir sprachen kurz über meine Entwürfe, die ihn begeisterten, und gaben uns die Hand darauf, künftig mehr Projekte gemeinsam zu stemmen.

      Aber alles Schöne ist irgendwann vorbei, und gegen drei Uhr nachts beschlossen wir, die Zelte abzubrechen. Daher gab Mark dem Servicepersonal ein Zeichen, dass wir zahlen wollten. Im selben Moment tauchte eine alte Bekannte von mir wie aus dem Nichts auf und trat ungeniert an unseren Tisch heran. Oh weh!

      Ich kannte Maxi von meinen vielen Jobs im Nachtleben. Sie erinnerte mich an zu viel Alkohol, Drogen und wenig Schlaf. Ihr kurzes, platinblondes Haar ragte igelförmig gen Himmel, und ihre Augen verschwanden hinter einer Maske von zu viel Make-up, während die Größe der Pupillen den Grund ihrer guten Laune verriet.

      „Hey Norma“, trällerte sie in meine Richtung, ohne zu bemerken, wie überzogen ihr Auftritt war. Ich stand auf und wollte ihr die Hand geben, aber Maxi fiel mir stattdessen frivol um den Hals. Ihr billiges Parfum haute mich dabei schier um. Nicht nur Mark und Sanchos, sondern auch die Gäste der Nachbartische, verfolgten interessiert das Geschehen.

      „Hi, lange nicht gesehen!“ Ich betonte das Wort „lange“, sprach es laut und deutlich aus.

      „Ja, gell!“ Ohne jeglichen Sinn für Taktgefühl quetschte sich Maxi auf meinen Schoß. Inbrünstig hoffte ich darauf, dass sie mich wenigstens mit der Frage nach irgendwelchen Männern verschonte.

      „Sag mal, ist der Kerl neben dir etwa dein Lover?“ Abgründe taten sich auf, und meine Gesichtsfarbe wechselte von kalkweiß in ein kräftiges Rot.

      „Oder der hier?“ Sie deutete auf Sanchos, der – ganz offensichtlich erheitert – an seinem Glas nippte. Mir blieb auch nichts erspart, also biss ich in den sauren Apfel und stellte Maxi vor.

      „Das ist Mark, ein Kollege, Sanchos, ein Freund von ihm, und das hier ist Maxi, mit der alten Barschlampe habe ich früher zusammen bedient!“ Die Anwesenden lachten. Maxi – keinesfalls beleidigt – liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, eine Eigenschaft, die ich bis heute nicht verstand.

      „Aha, ein Kollege“, säuselte sie mir noch immer kichernd schrill ins Ohr und dann etwas lauter: „Wie wäre es, Kinder, da wir uns ja nun bekannt gemacht haben, wenn wir zusammen ein bisschen um die Häuser ziehen?“ Der Karren befand sich bereits im Dreck, Maxi würde sich keinesfalls automatisch in Luft auflösen, und der Wunsch zu verschwinden kam mir sehr gelegen. Spontan sagte ich deshalb zu. Mark sprang sofort darauf an und versuchte, Sanchos zu überreden mitzukommen. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Was ist denn nur in ihn gefahren? Diesmal blieb der Sänger allerdings hart und bestand darauf zu gehen. Ohne Alibi beugte sich Mark der Entscheidung und beschloss demnach, ebenfalls den heimatlichen Hafen anzusteuern.

      Auf dem Weg nach draußen zog er mich jedoch kurz zur Seite und meinte: „Schade, ich hab gar keine Lust, nach Hause zu gehen, aber ich muss. Ist auch vernünftiger. Aber der Abend hat mir supergut gefallen. Du hast mir gut gefallen! Sei bitte nicht böse, wir sehen uns am Montag! Und pass auf dich auf, ja?!“

      Ein Kribbeln durchfuhr mich. Mark war gewinnend charmant und einfach alles, was eine Frau sich nur wünschen konnte. Und der Sachverhalt, dass er jetzt zu einer anderen Frau fuhr, tat weh, war jedoch nicht zu ändern.

      Eine Viertelstunde später fand ich mich an der Theke eines neuen Clubs wieder, zündete mir eine Zigarette an und bestellte mir zum Abschluss des schönen Abends einen Averna ohne Eis und Zitrone.

      Maxi verschwand bereits nach wenigen Minuten mit einem Typen, der Quentin hieß, auf die Toilette. Mich kümmerte das wenig. Ich versuchte, in die Cosmic-Klänge einzutauchen, die der DJ über den CD-Player jagte, wollte eins werden mit der Masse, mich fallen lassen in eine Welt ohne Probleme. Doch auch die vielen Menschen konnten mein Gefühl der Einsamkeit nicht vertreiben. Wie durch einen Schleier beobachtete ich die Heiterkeit des Nachtlebens, nahm das Gelächter in mich auf, sah Pärchen miteinander tanzen und spürte nur eine unendlich große Leere in mir.

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