Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank

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Schlampe, Opfer, Schwein. - Norma Rank

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Absatz. Zugegebenermaßen entsprach dieses Outfit nicht unbedingt einem geschäftlichen Anlass, aber ich fühlte mich ganz wohl damit. Schnell packte ich meine sieben Sachen zusammen und düste los.

      Um 19:30 Uhr traf ich bei meiner Mutter ein. Sie begrüßte mich herzlich, trat dann einen Schritt zurück und fragte belustigt: „Was machst denn du heute noch, oder hast du dich etwa für mich so in Schale geworfen?“ Warum nur durchschauen Mütter immer alles sofort?

      Errötend erzählte ich ihr von Marks Bitte, mich später zu sehen. Das Stirnrunzeln und ihr besorgter Blick verrieten mir sofort, wie skeptisch sie der Sache gegenüber stand. „Und? Wirst du hingehen?“

      „Warten wir erst mal ab, ob er sich überhaupt meldet“, versuchte ich auszuweichen. Insgeheim plante ich sehr wohl, ihn vorher anrufen zu lassen und nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn einfach hirnlos draufloszudüsen. Dem Alter eines Groupies war ich dann doch schon etliche Jahre entwachsen. Und egal, ob Chef oder wegen seiner Ehe strengstens verboten, im Grunde genommen sollte jeder Mann sich bis zu einem gewissen Grad ins Zeug legen, wenn es um ein Treffen mit einer Frau ging.

      Gütig nickte meine Mom mit dem Kopf und stellte abgeklärt fest: „Du wirst also hingehen.“ Seufzend bot sie mir etwas zu trinken an.

      Im Gegensatz zu mir legte meine Mutter eine Gelassenheit an den Tag, um die ich sie nur beneiden konnte. Während ich nervös, immer wieder auf die Uhr blickend, hin und her rutschte, konfrontierte sie mich vorsichtig mit den möglichen Konsequenzen meines Handelns. Als „Außenstehende“ betrachtete sie die Situation weit klarer und umfassender als ich. Und ihrer Ansicht nach gab es durchaus begründeten Anlass zur Sorge, dass Marks Zuneigung für mich bereits über eine geschäftliche Verbindung hinausreichte. Daher riet sie mir dringend, darüber nachzudenken, wie es um meine Gefühle für diesen Mann bestellt war. Sie hielt mich an, seine Familie bei meinen Überlegungen nicht zu vergessen und mich daran zu erinnern, wie wir vor Jahren von meinem Vater verlassen worden sind. (Wie könnte ich das je vergessen!)

      Jemand anderen hätte ich wahrscheinlich darum gebeten, mir nicht das Ohr abzukauen, sich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen oder einfach seinen Mund nicht zu voll zu nehmen. Bei meiner Mutter aber tat ich das freilich nicht. Sie kannte mich weit besser als sonst ein Mensch auf der Welt, und ihre Lebenserfahrung würde ich nie untergraben. Neben der üblichen Mutter-Tochter-Beziehung verband uns seit Jahren eine enge Freundschaft, in der es keine Geheimnisse gab. Und als zweifach geschiedene Frau zählte sie unbedingt zu meinen wichtigsten Beratern in „Herzensangelegenheiten“.

      Das Gespräch mit dem Verweis auf meine eigene Vergangenheit wühlte mich ganz schön auf. Zwar stufte ich die Sichtweise meiner Ratgeberin im Moment noch als stark übertrieben ein, erkannte aber durchaus, was die Message dahinter war. Ich musste wirklich aufpassen und mir eingestehen, dass mein Verhalten Einfluss hatte auf alles, was passiert.

      Wie aber zog man in so einem Fall die Notbremse? Durch eine Kündigung? Durch Kontaktentzug? Und wo befand sich der Aus-Knopf für meine Gefühle? Oder machte ich mich nicht vielmehr lächerlich bei der Unterstellung, dass Mark überhaupt mehr für mich empfinden könnte? Zum momentanen Zeitpunkt erschien mir diese Idee nicht nur anmaßend, sondern regelrecht egozentrisch.

      Das Liebenswerte an meiner Mutter war, dass sie unschlagbare Tipps gab, solange es nicht sie selbst betraf. Wenn man sie aber auf ihre aktuelle, höchst komplizierte Affäre ansprach, versank sie von jetzt auf gleich im Chaos. Wie sich herausstellte, wartete sie ebenfalls auf einen Anruf. So saßen wir wie zwei Teenager zusammen auf der Couch, jede ein Telefon neben sich, und lachten über unser filmreifes Verhalten.

      Gegen elf rechnete ich nicht mehr damit, noch etwas von Mark zu hören, und erhob mich enttäuscht, um langsam den Heimweg anzutreten. Meine Mutter, deren Telefonat bereits stattgefunden hatte, wollte mich gerade damit trösten, dass es so bestimmt besser sei, als mein Handy klingelte. Und allen Vorsätzen zum Trotz jubelte ich innerlich, als hätte ich im Lotto gewonnen. Der Auftritt der „Cultures“ hatte offenbar länger gedauert als erwartet, nun aber wartete der Mann, der mich zum Schwitzen brachte, in der „Bongo Bar“ auf mich.

      Meinen schwächlichen Einwand „Es ist doch schon so spät“ überhörte Mark geflissentlich. Dagegen betonte er mit seiner ebenso rauchigen wie sexy Stimme aufs Neue, wie sehr mein Kommen ihn freuen würde. Doch nicht der Inhalt, sondern der Klang seiner Worte veranlasste mich letztendlich zu versprechen, in zwanzig Minuten da zu sein.

      Meine Mutter, die erkannte, wie machtlos ich in dieser Situation war, verabschiedete sich liebevoll und wünschte mir viel Spaß. „Aber versprich mir bitte, dass du auf dich aufpassen wirst!“, rief sie mir im Treppenhaus besorgt nach, aber ich hatte die Ohren bereits zugeklappt.

      Als ich aus dem Auto stieg, hatte ich vor lauter Aufregung triefend nasse Hände, weswegen ein kurzer Achselcheck vonnöten war, der die Qualität meines Deos aufs Neue unter Beweis stellte. (Die fünfzehn Euro hatten sich echt gelohnt!)

      Auf staksigen Beinen lief ich zittrig in Richtung „Bongo Bar“. Voller Vorfreude lauerte ich wie vereinbart im Eingangsbereich auf Mark. Das Warten kam mir endlos lange vor, zumal mein Outfit nicht gerade dafür bestimmt war, nachts alleine vor einer Bar zu stehen. Vor allem dann nicht, wenn man lästige Fragen vermeiden wollte, die darauf abzielten, ob man käuflich zu erwerben sei! Ungeduldig versuchte ich deshalb, meine Verabredung auf dem Handy zu erreichen, doch das war anscheinend ausgeschaltet – „temporary not available“. Hatte Mark mich etwa vergessen? Und weil wir schon dabei sind: Was tat ich überhaupt hier?

      In die Überlegung vertieft, den Rückzug anzutreten, fuhr ich erschrocken zusammen, als mir jemand von hinten die Augen zuhielt.

      Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir stand – ich konnte ihn riechen! Eine Tatsache, die mich zutiefst erschütterte! Nicht nur, dass ich Mark sprichwörtlich gut riechen konnte, nein – ich erkannte seinen Geruch sogar, wenn ich ihn gar nicht sah!

      Kaum hatte ich seine Hände von meinem Gesicht entfernt, wich ich prompt einen Schritt zurück, um den leckeren Duft seines Rasierwassers wieder aus der Nase zu kriegen. Und da stand er! Erschöpft von seinem Auftritt, mit einem Handtuch um den Hals und dem nettesten Lächeln, das ich je gesehen hatte, im Gesicht, empfing Mark mich mit den Worten: „Wie schön, dass du da bist!“ Und in diesem Augenblick erhellte sich das Dunkel der Nacht.

      „Wollen wir reingehen?“, fragte ich verlegen grinsend.

      „Klar! Aber drinnen ist es sehr laut, daher muss ich dir hier draußen noch dringend etwas sagen“, eine kurze Pause folgte, „du siehst wirklich außergewöhnlich hübsch aus heute Abend!“ Natürlich hatte ich gehofft, ihm zu gefallen, aber dieses Kompliment war zu schön, um wahr zu sein! Um abzulenken, gab ich Mark rasch die Ausdrucke der Bäder, die er irgendwo in der Vielfalt seiner Klamotten unterbrachte, und zog ihn am Arm hinter mir her, am Türsteher vorbei, in Richtung Kasse.

      Da ich zwei Jahre in dieser Location gekellnert hatte, kannte ich dort beinahe jeden. Ob Kassiererin, Garderobenfrau, Barkeeper oder Geschäftsführer, sie freuten sich alle über ein Wiedersehen. Ich wurde hochgehoben, herumgewirbelt und geküsst, bis man mich Luft holen ließ und mir etwas zu trinken spendierte. Das war natürlich ein cooler Auftritt meinerseits, obwohl ich das inhaltslose Getue im Nachtleben normalerweise grenzenlos oberflächlich fand!

      Mark, der mich eigentlich auf ein Getränk einladen wollte, konnte mit alldem nicht viel anfangen. Verunsichert stand er hinter mir und schien einfach nur zu hoffen, dass es bald vorbeiging.

      „Wie wenig ich doch von dir weiß! Du steckst wirklich voller Überraschungen, das ist mir gestern schon aufgefallen!“ Nachdenklich sah er mich dabei an. Da ich aber weder vorhatte, ihm hier und jetzt mein Leben haarklein zu erzählen, noch auf Tom näher einzugehen,

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