Die schlechtesten Geschöpfe. Lechyd Zdravi

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Die schlechtesten Geschöpfe - Lechyd Zdravi

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das Gemecker wegen meiner Klamotten. Und jetzt bin ich dir nicht mehr gut genug!«

      »Du und ich ... das war haram. Unverheiratet Sex zu haben, ist eine schwere Sünde.«

      »Ja, aber ... wir haben vom Heiraten doch schon gesprochen.«

      »Das reicht aber nicht. Ich möchte außerdem keine Ungläubige heiraten, jedenfalls keine unanständige Frau.«

      »Unanständig ...? Bist du verrückt? Vor dir hatte ich nur mit einem Sex!«

      »So, nur mit einem, hm? Das ist ja supi«, erklärte er und sah mich ironisch an.

      »Das ist doch nicht viel heutzutage ...«, murmelte ich perplex. Verglichen mit meinen Freundinnen hatte ich wie eine Nonne gelebt, und nun hielt mir Andy vor, ich wäre eine unanständige Frau?

      »Du wirst das nicht verstehen, Jana. Wir haben zu verschiedene Ansichten und Ziele im Leben. Eine Frau, die unverheiratet mit einem Mann ins Bett springt ... ist eine Schlampe. Ich will keine Schlampe als Ehefrau.«

      »Was ... wie ... sag mal, spinnst du jetzt total?«, rief ich, aber in mir schien alles zu zersplittern. Unser geplantes gemeinsames Leben, unsere schöne Zeit zusammen - vorbei. Einfach so.

      »Wenn ich nicht hergekommen wäre, hätte ich es nicht einmal erfahren, oder?«, fragte ich bitter. Wieder zuckte er nur die Schultern. Ich sah damals, dass ich es ihm nicht wert war, dass er mich für eine letzte Aussprache anrief oder bei mir vorbeikam. Das war irgendwie das Schlimmste. Er mochte mich überhaupt nicht mehr, respektierte mich nicht mehr als Person, als Mensch. Auch jetzt schwieg er nur, und ich spürte, dass er sich wünschte, ich würde gehen.

      »Du hast mich doch mal geliebt«, flüsterte ich erschüttert.

      »Aber nun liebe ich Allah«, sagte er leise und sah mich endlich richtig an. Sein Blick war fest, kalt und klar. Da gab es keinen Zweifel und auch kein Bedauern. Er hatte mit mir schon Samstagabend abgeschlossen und mir nichts davon gesagt.

      Es war der letzte Blick, den ich mit ihm tauschte. Er wandte sich wieder seinem Video zu, und ließ es weiterlaufen. Er regte sich nicht, als ich sein Zimmer verließ und die Tür hinter mir zuzog.

      Der neue Andy

      »Jana ...? Nanu? Was ist denn?« Martina fing Jana gerade noch an der Haustür ab. Sie war die Treppe heruntergestürzt, als sei der Leibhaftige hinter ihr her. Tränen liefen ihr über die Wangen, und ihr Gesichtsausdruck ließ Schlimmes ahnen.

      »Dein Sohn hat mit mir Schluss gemacht«, schluchzte sie.

      Martina riss die Augen weit auf. »Was? Einfach so? Aber ihr seid doch schon so lange zusammen! Wieso denn?«

      »Ich ... Er ...«

      »Komm erstmal mit in die Küche. Gila ist auch da.« Martina zog das arme Ding, das sie immer als ihre Schwiegertochter akzeptiert und sehr gemocht hatte, in die Küche und goss ihr einen Cognac ein.

      »Trink das.«

      »Ich bin mit dem Auto hier«, protestierte Jana und fischte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch.

      »Ich bringe dich nach Hause. In dem Zustand kannst du sowieso nicht fahren.«

      »Hier, ich habe mehr als genug«, sagte Gila düster und reichte Jana ein Taschentuch.

      »Jetzt erzähl mal. Was ist dem denn jetzt über die Leber gelaufen?« Martina stellte eine Packung Kekse auf den Tisch. Gila griff sofort zu.

      »Er ... er ist jetzt Moslem und ich bin nicht mehr gut genug.«

      »Echt? Richtiger Moslem? Ganz offiziell übergetreten? Wieso hast du mir das nicht erzählt, Tina?«, fragte Gila aufgeregt.

      Martina hob verblüfft die Schultern. »Weil ich es selbst nicht wusste. Dass er Interesse daran hat, ja, das war mir klar. Aber dass er so richtig ... Das ist mir neu. Und jetzt denkt er, du bist nicht mehr die Richtige? Aber er liebt dich doch so!«

      Jana brach in neue Tränen aus. Gila streichelte ihr mitfühlend den Arm.

      »Er will keine Frau, die vor der Ehe Sex hatte«, schniefte Jana. Gila blinzelte irritiert.

      »Aber mein Ali hatte da nichts gegen, und der ist auch ein Moslem. Wieso ist Andy denn so extrem?«

      »Ich muss mal mit ihm reden«, meinte Martina kopfschüttelnd. »Das ist doch alles Unsinn! Seit dieser Metin hier war, ist mein Andy ein völlig anderer Mensch!«

      »Jemand kann sich doch nicht innerhalb von ein paar Wochen oder Monaten so verändern«, klagte Jana. »Andy ist doch ein vernünftiger, aufgeklärter Mensch!«

      »Ich rede mit ihm, okay?«, tröstete Martina. »Das wird sich schon klären!«

      Jana sah Martina verzweifelt an.

      »Das wird nichts nützen. Du hättest ihn sehen müssen. Das ... das ist nicht mehr der Andy, den ich kenne.«

      »Scheinbar ist er nicht mehr der Andy, den wir alle mal kannten«, sagte Gila. Martina und Jana tauschten einen unbehaglichen Blick.

      Engel

      »Bedroom ... bathroom ... attic ... hall ...« Steffi zog die Stirn kraus. Schon wieder hatte sie »bathroom« und »bedroom« verwechselt. Blöde Sprache! Sie zuckte heftig zusammen, als sie ein Geräusch an der Tür hörte. Ein Kratzen und Schaben. Dann öffnete sich ihre Zimmertür, und Andy kam rein, ohne zu klopfen.

      Er hatte etwas in der Hand. Eine Rolle aus dickem Papier. Noch ehe Steffi erkannte, dass es ihr »One Direction« Poster war, das außen an der Tür hing, war Andy schon zu ihrem Bett gegangen, hinaufgeklettert und nun zerrte er entschlossen ihr Greenpeace Poster mit der Robbe von der Wand!

      »Hey! Was machst du denn da!« Entsetzt sprang Steffi ebenfalls auf ihr Bett, und packte ihn am Arm. Aber Andy achtet nicht auf sie. Er riss beide Poster in Fetzen und machte mit den kleineren Bildern von Pia Lindemann und Zayn Malik weiter.

      »Andy! Was soll denn das! Hör auf! Hey!« Mit beiden Händen versuchte Steffi, ihn am Zerreißen ihrer Fotos zu hindern. Andy hatte sich ihrer Pinnwand zugewandt und verwandelte die Urlaubsbilder und die von Steffi und Luke, dem Pferd ihrer früheren Freundin Anja, zu Konfetti. Gegen Andy hatte die zarte Steffi keine Chance. Er machte einfach weiter, ohne auf ihren Protest zu achten. Er hörte nicht mal auf, als er seiner Schwester versehentlich auf den Fuß trat. Selbst ihr erschrockenes »Au!« störte ihn nicht.

      Steffi sprang zurück auf den Boden und sank schluchzend auf den mit Krümeln übersäten Teppich. Klagend strich sie über die zerstörten Poster und Fotos. Die Robbe mit den großen, traurigen Knopfaugen ... und die Pferdebilder. Sie ließen sich nicht ersetzen. Denn Anja war letztes Jahr mit der ganzen Familie und ihrem Pferd umgezogen.

      »Hey, meine Kleine, weine nicht«, sagte Andy mit weicher Stimme und setzte sich neben sie. »Ich kann dir das erklären. Ich habe es nur zu deinem Besten gemacht.«

      »Hä? So ein Quatsch!«, rief Steffi. »Was soll das denn!«

      »Die Engel kommen nicht in ein Haus, in dem Bilder von lebenden Wesen hängen«, erklärte Andy und riss das Robbenposter

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