Die schlechtesten Geschöpfe. Lechyd Zdravi

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Die schlechtesten Geschöpfe - Lechyd Zdravi

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Augenblick lang spürte er entsetzliches Heimweh. Gerne wäre er in seinem Zimmer mit den Dachschrägen gewesen, hätte die letzte Nacht auf Erden in seinem Bett verbracht und durch das Dachfenster über ihm in die Sterne geschaut, wie er es so gern getan hatte.

      An dem alten Schreibtisch, den sein Vater dagelassen hatte, als er auszog, hatte er mehr über Allah erfahren, die Videos seiner Brüder gesehen und ein neues, sinnvolles Leben entdeckt. Ein Leben, das jetzt enden musste. Denn er hatte sich an Allah verkauft.

      Er sah auf seine Finger, mit denen er normalerweise um diese Uhrzeit sägte, schliff oder die Bohrmaschine bediente. Geschickt waren sie, von Adern durchzogen, kräftig. Bald würden sie nur noch zerfetztes, verkohltes Fleisch und Knochensplitter sein. Aber dank Allah hatte er überhaupt Hände. Sie waren ihm gegeben worden, um Schrecken über die Ungläubigen zu bringen.

      Sein leerer Magen brodelte. Er hatte nichts essen können. Trotzdem zogen sich seine Eingeweide einen Augenblick lang schmerzhaft zusammen. Er holte tief Luft und rief sich die Worte von Metins Onkel ins Gedächtnis zurück.

      »Es ist eine Ehre, für so eine wichtige Aufgabe auserwählt zu werden. Wir müssen noch bleiben, um den Kampf gegen die ungläubigen Schweinefresser weiterzuführen. Du aber musst deine Aufgabe übernehmen, auch wenn du Gewissensbisse hast. Denn es steht geschrieben in der Sure 2, Vers 217, dass es dem Gläubigen vorgeschrieben ist, gegen die Ungläubigen zu kämpfen, selbst wenn er ihm missfällt. Du weißt, wie wichtig deine Aufgabe ist, und welche Belohnung auf dich wartet. Wir beneiden dich!«

      Er kam sich trotzdem entsetzlich allein vor, und hätte etwas Beistand bitter nötig gehabt. Er fragte sich, wie es den anderen wohl erging. Auch sie machten sich gerade auf den Weg.

      Metin, wo war Metin? Ein paar nette Worte, eine Umarmung, zusammen ein letztes Mal beten. Wie sehr er sich wünschte, dass Metin hier wäre.

      Aber er war allein in der kleinen Wohnung.

      Andreas Ganziger, genannt Abdullah, zog sich eine Trainingshose, ein T-Shirt und eine Sportjacke über seine leichte weiße Baumwollkleidung, nahm vorsichtig den Rucksack und verließ die Wohnung.

      Sterbt für euren Unglauben

       Aus der Dokumentation »Sterbt für euren Unglauben«

      Jana M., 19 Jahre alt, ist ernst geworden. »Früher war sie immer fröhlich«, sagt ihre Mutter, »sie hatte keine Sorgen. Und sie war glücklich mit Andreas. Heute ist sie depressiv und verlässt das Haus nicht mehr. Kein Wunder, bei dem Hass, der ihr entgegenschlägt ...«

      Jana sitzt oft in der Fensternische ihres Zimmers und starrt aus dem Fenster. Fernseher und Computer sind ausgeschaltet. »Es ist einfach zu schlimm«, sagt Jana leise. »Im Internet stehen Dinge über mich, die überhaupt nicht stimmen. Ich würde auch so eine sein, ich hätte ihm geholfen, den Sprengstoff zu besorgen und dergleichen. Aber ich habe doch nichts gewusst! Andreas wollte mit mir nichts mehr zu tun haben. Aber das glaubt mir kaum einer.«

      »Verlobt mit dem Monster« heißt das Buch, indem Jana M. ihre Geschichte erzählt. Es verkauft sich gut. Jana M. hat keine Geldsorgen mehr.

      »Aber was bringt mir das? Ich kann nicht mal mehr auf die Straße gehen. Was nützt einem Geld, wenn man eingesperrt ist?«

      Andy und Steffi

      »Mach deinen Scheiß leiser! Ich kann nicht lernen!«, schrie Steffi und hämmerte gegen die Tür ihres Bruders. Der hörte so laut Musik, dass der Boden vibrierte. Als Steffi es satthatte, riss sie die Tür auf und stapfte zu seiner Minianlage herüber. Mini oder nicht - das Ding produzierte einen beachtlichen Lärm. Noch bevor sie den Knopf für die Lautstärkeregelung herunterdrehen konnte, hatte Andreas sie von hinten gepackt, auf sein Bett geworfen und sie durchgekitzelt. Steffi quiekte vor Lachen, wand sich und trat ihrem Bruder spielerisch in den Bauch.

      »Lass das! Ey! Du Penner!«

      »Dann lass deine Griffel von meiner Anlage!« Andreas griff nach ihrem Fuß und kitzelte den, bis Steffi kreischte vor Lachen.

      »Was ist denn hier los?« Martina kam herein, und stellte kopfschüttelnd die Musik ab. Bedauernd ließ Andreas von Steffi ab. Die versetzte ihm noch einen Fausthieb in die Seite, den er aber kaum merkte. Seit ein paar Wochen machte er Hanteltraining, und Steffi war klein, zart und viel zu dünn.

      »Was ist mit Hausaufgaben? Euch gegenseitig umbringen könnt ihr später.« Martina nahm im Bürostuhl ihres Sohnes Platz und sah stirnrunzelnd auf seinen Computermonitor. »Was sind denn Hadithe?«

      »Das geht dich nichts an.« Schnell verkleinerte Andreas die Seite. Martina sah überrascht, dass ihr Sohn rot geworden war. Dabei hatte er nur gegrinst, als seine Mutter ihn vor Monaten auf einer Pornoseite erwischt hatte.

      »Der hat die Musik wieder so laut an, dabei kann ich nicht Englisch lernen«, beschwerte sich Steffi. Martina nickte.

      »Ja, ich habe es bis unten gehört. So habe ich ja nichts gegen deine Musik, Andy, aber wenn Steffi nicht lernen kann, musst du Rücksicht nehmen. Sie steht in Englisch sowieso schon nahe am Abgrund.« Andreas zuckte zusammen.

      »Ja, ist ja gut. Aber dann soll sie was sagen und nicht einfach an meine Anlage gehen. Ich kann das nicht leiden.«

      »Was ist schon dabei. Ich wollte es ja nur etwas leiser drehen«, murrte Steffi und zog an ihrem Haarband, bis das lange blonde Haar frei über ihren Rücken floss. Lange blieb es nie in einem Pferdeschwanz. Steffi hielt nie etwas lange durch. Martina befürchtete schon, dass ihre Tochter an ADS oder dergleichen litt. Stillsitzen konnte sie nur selten, fummelte ständig an ihren Haaren oder ihrer Kleidung herum und rutschte auf Stühlen hin und her.

      Andreas war das Gegenteil seiner kleinen Schwester. Hochgewachsen, etwas kräftiger gebaut. Während Steffi wie ein Irrwisch durch ihr Leben huschte, konnte Andreas den ganzen Tag vor seinem PC sitzen oder ein Buch lesen. Er glich seinem Vater Hans aufs Haar und hatte auch dessen ruhige Art geerbt. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich schmutzige Teller, da jeder dann aß, wann er wollte. Meistens nahmen sich Andreas und Steffi etwas Essbares mit in ihre Zimmer und hockten sich vor ihre Fernseher.

      »Morgen kann ich wieder waschen, wie ich sehe«, seufzte Martina und nickte in Richtung der Zimmerecke, die ihr Sohn zur Aufbewahrung schmutziger Wäsche nutzte. Der Berg war schon recht beachtlich. Zwei Jeans, sechs T-Shirts, Unterhosen, Socken und seine Latzhose, bestimmt wieder voller Leimflecken.

      »Ja«, grinste Andy.

      »Du könntest das Zeug ruhig in die Wäschetonne schmeißen, du Sau!«, stichelte Steffi. Andy hob drohend seine Zeigefinger zu einer weiteren Kitzelattacke, und Steffi floh kichernd aus dem Zimmer.

      Andreas sah ihr hinterher.

      »Wer ist eigentlich ihr Vater?«, fragte er auf einmal, und Martina erstarrte.

      »Ähm, wie kommst du denn jetzt da drauf?«, fragte sie irritiert. Andreas zuckte mit den Schultern.

      »Ich dachte nur, da mein Papa es ja nicht ist, dass du dich vielleicht manchmal schämst oder so.«

      »Schämen? Wieso denn das?« Martina schluckte schwer. Wieder zuckte ihr Sohn mit den Schultern.

      »Weil du ihn niemals erwähnst. Von Hans sprichst

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