Der EMP-Effekt. Peter Schmidt

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Der EMP-Effekt - Peter Schmidt

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Entwicklungsprojekte, darunter ein weiterentwickelter Laser-Plattenspieler. Die Messe steht vor der Tür. Natürlich habe ich zugesagt, so weit geht meine Loyalität zur Firma nun auch wieder nicht.»

      «Und Anja?»

      «Sie richtet sich nach mir.»

      Leutners Gesicht entspannte sich erleichtert. Kapitalistische Gauner, schien sein Kopfnicken zu bedeuten.

      «Es ist kein Problem, um diese Zeit dort oben ein Hotelzimmer zu finden.»

      «Ganz gewiss nicht. Falls ihr Schwierigkeiten bekommt, könnte ich das für euch erledigen.»

      «Du hast Kontakte?»

      «Bekannte, ja.»

      «Nein, ich habe telefoniert, und man hatte keine Einwände.»

      «Das ist wirklich ein verblüffender Zufall», sagte Leutner. «Wir beabsichtigen Freitag oder Samstag zu fahren. Mit Zwischenübernachtung in Bukarest.»

      «Wir ebenfalls», sagte Karga langsam. Er hatte das deutliche Gefühl, dass es zu viel Zufall war.

      «Dann sollten wir uns vielleicht zusammenschließen?»

      «Ihr fahrt nicht zufällig auch in die Karpaten?»

      «Nein, ans Meer.»

      «Und später?»

      «Was ist mit später?»

      «Kleine Ausflugsfahrt ins Hinterland gefällig? Poiana Brasov zum Beispiel?», fragte Karga, ohne den beißenden Tonfall seiner Stimme im geringsten zu dämpfen.

      Leutner schien dafür taub zu sein.

      «Nein, den Gefallen würden wir euch gerne tun. Aber die Berge liegen uns nicht. Wir ziehen das Wasser vor.»

      Katja kam mit zwei neuen Flaschen zurück. Sie wirkte, als habe sie ihr Wechselgeld an der Bar in Cocktails angelegt: als Sturztrunk, denn ihr Blick hatte etwas Schwankendes. Ihre hübschen blauen Augen sahen wie zu lange gewaschen aus, mit Trübungen durch Schmierseife.

      Während sie die Beine übereinander schlug – das Strumpfgewebe gab ein surrendes Geräusch von sich, als ziehe man an einem Reißverschluss –‚sagte Leutner: «Stell dir vor Kleines, Robert fährt ebenfalls nach Rumänien, am Freitag.»

      «Hatte ich das nicht erwähnt?», fragte sie leutselig. «Vor ein paar Wochen?»

      «Damals lag der Termin noch anders.»

      «Ja, jetzt erinnere ich mich.

      «Ich denke, wir bleiben bis Bukarest zusammen», meinte Leutner und riss mit einem einzigen Griff den Korken ab. «Ihr habt doch nichts dagegen, oder?»

      Es gab ein Geräusch wie knirschendes Glas, als der Drahtverschluss über den Flaschenhals rutschte. Für seine geringe Körpergröße entwickelte er erstaunliche Kräfte.

      Es war ein Bild ungewohnten Friedens, die Jacht unter alten Kastanienbäumen dümpeln zu sehen; in den meisten Grachten bekam sie wegen ihrer Länge Schwierigkeiten beim Wenden. Aber hier war der Kanal so breit, dass man sich beruhigt ein Stück weit ins Land vorwagen konnte. Erst wenn Brücken ohne Hebevorrichtung den Weg versperrten, würde Gart es vorziehen umzukehren, weil das Umlegen der beiden Masten zuviel Mühe bereitete.

      Jede der altertümlichen Holzbrücken, manche mit mehreren Schichten abblätternder weißer Lackfarbe, entlockte ihr begeisterte Ausrufe. Man fühlte sich in die Zeit van Goghs zurückversetzt.

      Frischer Firnis gleich lag die Feuchtigkeit des Meeres über allem.

      Weiter hinten verliefen der Bahndamm und die braungestrichene Eisenbahnbrücke, davor stand etwas erhöht der winzige Bahnhof, von dem sie abends zurückfahren würde, und wie bei einer blankgeputzten Modelleisenbahn reihten sich darunter die kleinen holländischen Backsteinhäuser mit ihren gardinenlosen Fenstern und hellgestrichenen Holzrahmen aneinander: als habe man sie nur eben in das hohe Grün der ungemähten Wiesen hingestellt und eine große Hand greife gleich vom Himmel herab, um sie nach Lust und Laune ans Meer oder an die backsteingepflasterte Landstraße zu versetzen ...

      Nein, sie bereute es nicht, Garts Einladung gefolgt zu sein. Er war ein vorbildlicher Gastgeber. Alle bemühten sich um sie. Das Wochenende kam ihr viel zu kurz vor. Aber es blieb dabei, dass sie Freitag mit Robert nach Rumänien fahren würde.

      Harry Gart brachte ein Tablett Tee in den Salon. Die anderen waren ins Dorf gegangen, um für den Abend ein Restaurant ausfindig zu machen.

      «Tee mit Rum – und etwas holländisches Gebäck.»

      «Ich werde noch so dick, dass ich mit den Armen nicht mehr an mein Zeichenbrett reiche», sagte sie.

      «Was für eine Übertreibung.»

      «Die Konkurrenz der Männer in der Firma ist sehr groß.»

      «Tatsächlich? Fühlen Sie sich als Frau herabgesetzt?»

      «Das wohl nicht, aber wir müssen mehr leisten als die Männer und zu allem Überfluss auch noch hübsch sein. Außerdem mag Robert keine dicken Frauen. Alt können sie sein, alt und hübsch, aber nicht dick.»

      «Er schlägt Sie doch nicht wegen ein paar Fettröllchen?», fragte Gart scherzhaft.

      «Schlagen? Gott bewahre. Er ist ein wahrer Apostel der Gewaltlosigkeit. Gandhi und so weiter. Er verehrt ihn wie kleine Jungen ihre Fußballstars, auch wenn er es anderen gegenüber ungern zugibt. Gewaltlosigkeit statt Politik, damit kann man ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit zum Reden bringen. Wie ich diese Schlagwörter hasse. Es geht allerdings so weit, dass er nicht einmal sich selbst in der Gewalt hat.»

      «Tatsächlich?», fragte Gart interessiert. «Inwiefern denn?»

      «Er ist impulsiv. Er tut Dinge, die er nachher bereut. Er hat sich nicht immer unter Kontrolle – ich glaube, wenn es ernst wird, traut er sich selbst nicht über den Weg.»

      «Wussten Sie eigentlich, dass ich mit der VVG in Geschäftsverbindung stehe?», fragte Gart.

      «Ach?», sagte sie überrascht.

      «Deshalb kenne ich auch Ihren Freund – vom Hörensagen.» Er schwieg und musterte sie aufmerksam.

      «So? Redet man über ihn?»

      «Vielleicht hätte ich gar nicht davon anfangen sollen», sagte Gart leise und wandte sich wieder dem Teegeschirr zu. «Sie müssen entschuldigen. Es ist mir herausgerutscht.»

      «Herausgerutscht – was?»

      «Dass ich Robert Karga kenne.»

      «Was soll daran so ungeheuerlich sein?»

      «Ich kann nicht darüber sprechen. Sie müssten sonst glauben, es ginge mir darum, Sie beide zu entzweien.»

      «Nun hört doch alles auf. Er ist schließlich mein Verlobter.»

      «Seit acht Jahren», bestätigte Gart. «Und ich möchte nicht derjenige sein, der

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