Der EMP-Effekt. Peter Schmidt

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Der EMP-Effekt - Peter Schmidt

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kam heran und öffnete die linke der beiden Türen. Während er dicht vor ihr war und sein Schatten auf sie fiel, zeichnete sich sein muskulöser Körper unter dem Pullover ab. Sie spürte verwirrt, dass eine schwer zu fassende Anziehungskraft von ihm ausging. Es hatte mit seinen Bewegungen zu tun, die zugleich geschmeidig und kraftvoll wirkten. Garts Füße steckten in weißen Seglerschuhen, nicht mehr ganz weiß. Ebenso, wie seine engen Röhrenhosen eine verwaschene blaue Schludrigkeit zeigten.

      «Teegeschirr … sogar ein Kerzenhalter. Was halten Sie davon, wenn ich Sie im Messecafé auf ein Glas Wein einlade?»

      Es kam völlig überraschend. «Gern», entfuhr es ihr, sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.

      «Ich meine: Wir sind in der letzten Halle, außer dieser Jacht hier gibt es ohnehin nichts Neues zu sehen.»

      «Im Grunde ist es immer dasselbe.»

      «Dann lassen Sie uns gehen, ehe geschlossen wird.»

      Als sie auf der Zwischenetage des Cafès angelangt waren, stellte man bereits die Stühle zusammen. Der Kellner winkte ihnen ab.

      «Es gibt noch ein nettes Lokal an der Straßenecke», sagte Gart.

      Sie nickte. Konnte sie jetzt noch ablehnen? Er hat mich überrumpelt, dachte sie. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er es von Anfang an darauf abgesehen hatte, sie in dieses Lokal zu locken. Es war eng und verräuchert, mit einer niedrigen dunklen Holzdecke, zwischen der imitierte Rieddächer hingen, und Sitznischen aus rohen Balken, die schwachen Teergeruch verströmten: alte Eisenbahnschwellen, wie sie an den Schraubenlöchern und den Aussparungen für die Eisenwinkel erkannte. Harry Gart winkte sie an einen Tisch ganz hinten, wo sie ungestört waren.

      «Wir Amerikaner lieben die alte deutsche Petroleumlampenromantik», sagte er. «Wir können nicht genug davon bekommen.»

      Das halsbrecherische Wort bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Er war rührend um sie besorgt. Zwiebelsuppe mit Käse überbacken? Oder vielleicht ein Omelette? Froschschenkel? Dann lieber eine Aufschnittplatte? Nein, sie hatte keinen Appetit.

      Schließlich bestellte er nur eine Flasche italienischen Rotwein. Sie rank vorsichtig und in kleinen Schlucken, obwohl irgend etwas sie in die Laune versetzte, das ganze Glas mit einem Zug herunterzukippen.

      «Warum tun Sie es nicht?», fragte Gart.

      «Ich … können Sie Gedanken lesen?»

      «Sie waren so mit sich selbst beschäftigt, dass Sie leise vor sich hingesprochen haben.»

      «Großer Gott.» Sie hielt die Hand vor den Mund.

      «Ich finde das ganz reizend. Würden Sie es für zudringlich halten, wenn ich Sie fragte, ob sie verlobt oder verheiratet sind?»

      Sie zuckte die Achseln. «Da es Sie so beschäftigt: verlobt, seit acht Jahren.»

      «Seit acht Jahren …» Er beugte sich ungläubig über den Tisch und hob dann beide Hände, so dass die glatten Innenflächen einen Augenblick vor ihr in der Luft hingen. «Nun ist es aber an der Zeit, dass ich mich wundere.»

      Es sieht merkwürdig unecht aus, dachte sie, und studierte seine wasserhellen Augen.

      «Segeln Sie mit elektrischer Takelage?»

      «Wie?», fragte er überrascht.

      «Ihre Hände.»

      «Was ist damit?» Er drehte sie und betrachtete etwas begriffsstutzig seine Finger.

      «Sehen Sie das hier?» Sie zeigte auf ihre eigenen Hände, die zwar nicht schwielig aber über den Fingerballen leicht angeraut waren. «ich segele zweimal in der Woche. Es kommt von den Leinen.»

      «Ach das. Jetzt verstehe ich. Ich besitze eine Zwanzig-Meter-Ganzstahljacht mit Liegeplatz an der holländischen Nordseeküste. Um die Bedienung kümmert sich meine Besatzung.»

      «Ihre Besatzung, aha.»

      Sie kippte das Rotweinglas. Wahrscheinlich tat sie ihm unrecht. Aber sie kannte diesen Typ von Burschen, die sich auf die kollegiale Seglerart an Mädchen heranmachten und vom Segeln nicht mehr verstanden als ein Anfänger.

      «Sie glauben, ich hätte das Segeln nur als Vorwand benutzt, um Sie kennenzulernen?» Er zog zwei Fotos aus der Hemdentasche unter seinem Pullover. «Das ist sie … Ariane II.»

      «Ein schönes Boot.»

      «Ich gebrauche es hauptsächlich, um mit Freunden zu segeln. Wir unternehmen kleine Törns entlang der dänischen und norwegischen Küste. Eine Gruppe sehr netter Leute. Es wäre schön, wenn Sie auch einmal mitkommen könnten.»

      Nun kommt er also zur Sache, dachte Sie.

      «Dazu kennen wir uns wohl kaum genug.»

      «Das ließe sich leicht ändern. Wir segeln am Wochenende auf dem IJsselmeer. Zwei Ehepaare, Ingenieure und Angestellte der Stadtverwaltung. Zu Ihrer Beruhigung: es sind auch Mädchen ohne Begleitung darunter, begeisterte Seglerinnen. Und in drei Wochen geht‘s in den Boknafjord bei Stavanger.»

      «Da bin ich auf Urlaubsreise in Rumänien.»

      «Dann kommen Sie wenigstens am Wochenende mit.»

      «Werd‘s mir überlegen.»

      «Hier ist meine Telefonnummer.»

      Sie las das Kärtchen:

       Harry Gart – Elektronische Importe – Hamburg –Köln – Berlin

      «Es ist ohne jedes Risiko für Sie», erläuterte er. «Glauben Sie um Gottes willen nicht, wir seien auf etwas anderes aus als Segeln und gemütliches Beisammensein. Falls es das ist, was Sie denken?» Er lachte offenherzig.

      6

      Zu ihren Füßen lag die Steilküste, graue, glattgewaschene Felsen ragten hier und da aus dem Sand, und über den vorgelagerten Riffen stand eine Wolke aus Dunst: feine Wasserperlen, von der Brandung hochgeschleudert und durch unermüdlich über die Steine platzende Wellen erneuert, die schäumend gegeneinander arbeiteten.

      Manchmal trieben mit den Böen kaum merkliche Wasserschleier zu ihnen herauf, und dann gingen die beiden Männer unwillkürlich schneller, obwohl sie Gummistiefel und graues Regenzeug trugen.

      Der Weg – nicht mehr als ein schmaler, sich windender Streifen im Grün – war hier oben sandig und von faustgroßen Steinen durchsetzt. Einmal blieb einer der beiden stehen und legte seine Hand über die Augen. Der helle Fleck vor ihnen, ein ehemaliges Bauernhaus, duckte sich tief in die moosbewachsene Senke.

      Rauch stieg aus seinem weißgetünchten Backsteinkamin auf. Im graugrünen Dunst versinkend erhoben sich dahinter weitere bemooste Hügel, und links sah man die schmale, von Löchern zerfurchte Asphaltstraße mit den Telegrafenmasten.

      «Glauben Sie, dass er auf diese Weise unter Kontrolle zu bekommen ist, Eathscott?», fragte der ältere der beiden.

      «Ich

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