Der EMP-Effekt. Peter Schmidt

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Der EMP-Effekt - Peter Schmidt

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style="font-size:15px;">      «Wenn sie uns ihre Namen bis jetzt verschwiegen haben, dann werden sie einen Weg finden, es später genauso zu halten.»

      «Vielleicht weiß der Fahrer des dritten Wagens auch nicht mehr als wir?»

      «Möglich, ja.»

      In diesem Augenblick fuhr ein grauer Mercedes, der lange hinter den Häuserblocks außer Sicht gewesen war, über die Kreuzung. Es gelang ihm, um Haaresbreite vor dem roten Zweisitzer zu stoppen – aus einem Grund, den sie zunächst nicht verstanden. Der Fahrer des Coupés hupte ärgerlich. Zu Recht: die Ampel stand auf Grün.

      «Was ist passiert?», fragte der Beifahrer. «Warum streift er ihn nicht?»

      «Da der Bus hinter ihm … Es hätte zu viele Zeugen gegeben.» Jetzt sahen sie beide das Fahrzeug, einen gecharterten Reisebus, in dem über die Plätze verstreut einzelne Männer saßen, die verloren aus den Fenstern blickten; Berufsverkehr zu irgendeinem Werk am Stadtrand, nahm er an.

      «Wird er‘s noch mal versuchen?»

      «Vielleicht von der anderen Seite.»

      «Ist das nicht zu riskant? Ich meine – es muss doch Verdacht erregen, wenn er ihm zweimal in die Quere kommt?»

      «Nach unseren Zeugenaussagen werden sie ihm ohnehin nicht glauben. Wir sind schließlich völlig unbeteiligt. Weder verschwägert noch mit den anderen Fahrern bekannt.»

      Der Mann auf dem Beifahrersitz nickte und schwieg. «Ich wüsste gerne, was das alles zu bedeuten hat …», murmelte er nach einer Weile.

      «Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wieso mein Pass zurückgehalten wurde?», fragte Karga. Er musterte das Mädchen mit dem Haarknoten lange und ungläubig, als könne sein Blick doch noch ein Geständnis erzwingen.

      «Sehen Sie lieber auf die Straße.»

      «Der andere Wagen hatte Rot

      «Da bin ich nicht so sicher.»

      «Weil Sie Ihre Brille geputzt haben. Beim Autofahren macht mir keiner was vor.»

      «Vielleicht sollten wir jetzt lieber zurückfahren.»

      «Es bleibt dabei, dass ich Sie zum Essen einlade.»

      «Ich glaube, Sie wollten nur etwas über Ihren Pass erfahren.»

      «Zugegeben: da ist was dran. Aber nicht nur. Es würde mich natürlich brennend interessieren, warum er zurückgehalten wurde.»

      «Er wurde nicht zurückgehalten. Sie hatten Ihren Ausweis verloren, also mußte erst ein Ersatzausweis beantragt werden. Das braucht eben einige Tage.»

      «Na schön», seufzte er.

      Sie schrie gellend neben ihm auf. Ein grauer Schatten streifte seinen rechten Kotflügel. Es gab ein quietschendes Geräusch, als die Lackschicht durchstoßen wurde und Blech auf Blech schleifte. «Festhalten», rief Karga; aber es wurde schon passiert. Beide Fahrzeuge standen schräg auf der Kreuzung. Hinter ihnen an der Ampel hielt ein älterer Kleinwagen, der mit zwei Männern besetzt war. Er sah die Silhouette ihrer Hüte im Rückspiegel.

      Jemand riss Kargas Wagentür auf. Er war klein und bis auf eine hellgraue Strähne über der Stirn kahlköpfig, die Jacke seines leicht schmuddeligen Anzugs spannte sich an einem Knopf über dem rundlichen Bauch. «Sie …», stieß er hervor und rang die Arme. «Die Ampel stand auf Rot.»

      «Grün», berichtigte Karga.

      Er stieg aus und besah sich den Schaden. Der Mercedes hatte nur eine leichte Delle am linken Kotflügel, und die Blinkerabdeckung aus gelbem Kunststoff war zersprungen.

      «Ohne Frage Rot», wiederholte der Mann. «Er deutete zu dem Fahrzeug hinter Ihnen hinüber. «Da sind unbeteiligte Zeugen.»

      «Es ist ja nicht viel passiert», stellte Karga fest. «Eine harmlose Lackreparatur.»

      «Haben Sie getrunken?», fragte der andere angriffslustig.

      «Nein, wieso?»

      «Wir sollten auf jeden Fall die Polizei benachrichtigen. Ich bestehe auf einer Blutprobe.»

      «Das wird nicht nötig sein. Es war Grün. Meine Beifahrerin kann das bestätigen.»

      «Ich weiß nicht recht», sagte das Mädchen. «Ich habe nicht darauf geachtet.» Es stieg zögernd aus dem Coup~.

      «Sind Sie Autofahrerin?», fragte der kahlköpfige Mann.

      «Nein, ich habe keinen …»

      «Das erklärt alles. Wir sollten die Zeugen des anderen Wagens befragen.

      Die beiden Männer hinter ihnen waren ausgestiegen. Ihre Erscheinungen hatten etwas Biederes. Familienväter, die zu einem abendlichen Skatturnier oder ihrer wöchentlichen Vereinssitzung unterwegs waren. Einer der beiden hinkte leicht. Während sie über den Zebrastreifen herankamen, räusperte sich der andere zwei- oder dreimal vernehmlich, als probe er seine Stimmbänder. Zu Kargas Erstaunen gaben sie an, die Ampel hätte auf Rot gestanden.

      Karga strich sich betreten über die Stirn. «Aber das ist doch nicht möglich, dann müsste ich …»

      «Wie viel haben Sie getrunken?», fragte der Fahrer des Mercedes zum zweitenmal. «Würde mich doch interessieren.»

      «Gar nichts. Versuchen Sie nicht, auf diese Weise Profit aus Ihrem Fehler zu schlagen. Sie hatten Rot – es sei denn, die Ampelschaltung ist defekt.»

      «Das wäre ja noch schöner, mich der Lüge zu bezichtigen …»

      Er hielt seinem dreisten Blick für einige Augenblicke stand. Der andere ballte drohend die Fäuste, dann zuckte er mit den Schultern und betrat die Telefonzelle an der Straßenecke.

      Karga sah zu den jetzt in den Abendstunden unbeleuchteten Fassaden der Geschäftshäuser hinüber, riesigen schwarzen Glaskästen ohne eine Menschenseele.

      In einem weit zurückgesetzten Schacht aus Milchglas fuhr blass leuchtend ein Fahrstuhl nach oben. Obwohl es trocken war, hatte das Pflaster einen schmierigen Glanz. Er konnte nirgends weitere Zeugen entdecken.

      Die nächsten Wohnhäuser, in denen jemand aus dem Fenster den Unfall hätte beobachten können, befanden sich am anderen Ende der Straße.

      Die Kreuzung erinnerte ein wenig an den Verkehrsring damals. Karga hielt instinktiv nach einem Fernsehauge für die Verkehrsüberwachung Ausschau; aber hier schien es keines zu geben. «Sie müssen doch gesehen haben, dass die Ampel auf Grün stand», sagte er ärgerlich zu dem Mädchen.

      «Nein, ich war mit meinem Sicherheitsgurt beschäftigt.»

      «Versuchen Sie nicht, die Zeugin einzuschüchtern», warnte einer der beiden Männer. Er hatte seinen Hut abgenommen und strich sich durch das sorgfältig gescheitelte, schwarze Haar.

      Karga machte einen impulsiven Schritt auf ihn zu und griff nach seinem Jackenumschlag.

      «Wer sind Sie ...? Für wen arbeiten Sie?» Der

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