Der EMP-Effekt. Peter Schmidt

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Der EMP-Effekt - Peter Schmidt

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tut mir leid. Er wurde gestohlen. Ich nehme an, dass er mir gestohlen wurde», berichtigte Karga.

      «Haben Sie seinen Verlust gemeldet?»

      «Beim Einwohnermeldeamt, ja. Ich beantragte gerade einen Pass, um nach Rumänien zu reisen. Deshalb konnte ich ihn nicht abholen, man verlangte dafür den Ausweis.»

      «Sie sind also ohne Papiere?»

      «Es … es gibt noch diesen Werksausweis», sagte Karga und zog eine graue Plastikkarte mit seinem Foto und einem an der rechten Seite durchlaufenden Magnetstreifen aus der Brieftasche.

      «VVG … ist das nicht die Firma, die Stereorecorder und Taschenradios herstellt?»

      «Unter anderem, ja.»

      «Mein Sohn geht mit so einem Ding ins Bett, das man in die Hemdentasche stecken kann.»

      «Von der Größe einer Scheckkarte», bestätigte Karga. «Unsere Entwicklung.»

      «Meiner Meinung nach rauschen diese kleinen Dinger viel zu stark.

      Für den Klang der größeren Anlagen fehlt ihnen einfach die Antennenleistung.»

      «Das wird jetzt anders», erklärte Karga mit geheimnisvoller Miene. «Wir haben einen wirksameren Rauschfilter entwickelt.»

      «Einen …? Aha.»

      «Atmosphärische Störungen und so weiter.»

      «So was sollten Sie in unsere Funksprechgeräte einbauen lassen.»

      «Gar nicht so übel, der Gedanke. Leider produzieren wir nur Geräte der Unterhaltungselektronik.»

      «Glauben Sie mir – die besten Radios waren die alten Volksempfänger. Ich erinnere mich noch gut an das Radio meiner Großmutter, eine hochglanzpolierte Holzkiste, so groß wie ein kleiner Farbfernseher. Sein Klang war unvergleichlich …»

      Nach einer längeren Abschweifung, bei der Karga unbehaglich auf dem Stuhl hin und her zu rutschen begann, kamen sie endlich auf seinen Fall zu sprechen.

      «Wurde etwas gestohlen?»

      «Soviel ich weiß, nicht.»

      «Und die Täter, sind sie Ihnen bekannt?»

      «Ich sah sie zum ersten Mal.»

      «Aber man drohte Ihnen Gewalt an?»

      «Man hinderte mich, die Polizei zu benachrichtigen.»

      «Auf welche Weise?»

      «Indem man sich mir in den Weg stellte. Später riss man das Telefonkabel aus der Wand.»

      Er klapperte Kargas Angaben mit zwei Fingern auf der Schreibmaschine herunter und ließ sich die Personenbeschreibungen geben. «Groß, klein, dick, dünn?»

      «Einer der beiden scheint krank zu sein. Er schluckt Pillen, vielleicht ein Herzmittel.»

      «Wenn Sie nichts vermissen, handelt es sich nur um Hausfriedensbruch. Und Sachbeschädigung.»

      «Diese Kerle waren schon öfter da. Sie ziehen nie die Toilettenspülung, lassen den Wasserhahn tropfen und verschmutzen meine Gardine – ich nehme an, weil einer von ihnen am Fenster Schmiere steht.»

      «Also wiederholter Hausfriedensbruch», berichtigte er. «Meiner Meinung nach suchten sie nach etwas und wurden dabei überrascht.»

      «Haben Sie eine Vorstellung, wonach?»

      «Keine. Das ist mir absolut schleierhaft.»

      «Könnte es mit Ihrer Arbeit zusammenhängen? Werkspionage zum Beispiel?»

      «Nein. Ich arbeite nicht in der Wohnung.»

      «Sie nehmen auch keine Unterlagen mit?»

      «Das ist untersagt. Ich beschäftige mich zwar manchmal nebenberuflich in meinem Bastelkeller mit ähnlichen Problemen wie in der Firma. Wenn man es als Hobby betrachtet, steht man einfach weniger unter Druck und kommt zu besseren Ergebnissen.

      Man kann experimentieren, auch auf die Gefahr hin, dass es zu nichts führt. Der Entstörfilter ist übrigens ein Ergebnis meiner Freizeitbeschäftigung, wenigstens zum Teil. Aber für Werkspionage wäre unsere Arbeit nicht bedeutend genug. Was wir erfinden, unterscheidet sich kaum von den Produkten der Konkurrenz – und den Rest kann man später als Lizenzen kaufen.»

      «Also keine Hinweise.»

      Karga zögerte einen Moment, dann erzählte er ihm auch von den übrigen Vorfällen.

      Der Beamte hörte schweigend zu; sein Blick wurde deutlich abweisender; er betrachtete ihn plötzlich wie eine hypochondrische alte Frau, die ihm von ihren zahllosen Zipperlein berichtete.

      «Sie verbinden da eine Menge Dinge, die nichts miteinander zu tun haben müssen: das Fernsehauge, die Fahrradtasche, Ihren verlorenen Ausweis … Die Befreiung von der Stempeluhr würde ich eher als Vertrauensbeweis ansehen.»

      «Ehrlich gesagt, ich bin fest davon überzeugt, dass der Verfassungsschutz hinter mir her ist.»

      «Dann hätte man sich zu erkennen gegeben.»

      «Auch bei einem Wohnungseinbruch? Verstehen Sie mich richtig, ich kam etwas früher nach Hause als sonst. Sie hatten nicht damit gerechnet, erwischt zu werden. Als es zu spät war, wollte keiner dazu stehen. Vertuschung illegaler Praktiken. So was steht doch täglich in den Zeitungen.»

      «In diesem Falle kann ich nur eines für Sie tun.» Er riss ein Blatt vom Block und schrieb Karga eine Adresse auf. «Dies ist die zuständige Stelle beim Verfassungsschutz – ich werde Sie telefonisch ankündigen, damit man Sie vorlässt. Schildern Sie dort Ihren Fall. Dann wird man weitersehen.»

      3

      Karga hatte plötzlich das Gefühl, er sei vielleicht nur überempfindlich …

      Falls seine Phantasie mit ihm durchging, blieben immerhin die beiden Männer in der Wohnung. Sie waren keine Einbildung. Alles andere mochte eine Täuschung sein, aber man hatte seine Wohnung durchsucht.

      Es war kurz vor zwölf. Er hatte völlig vergessen, sich um Thaube zu kümmern!

      Thaube kurierte irgendeine mysteriöse Krankheit aus. Genauer gesagt versuchte er sie auszukurieren. Man nahm an, dass es die Lustseuche «Aids» war. Thaube neigte unbezweifelbar dem eigenen Geschlecht zu, aber er hatte nie versucht, Karge zu nahe zu treten. Sie kannten sich seit der Studienzeit. Er war es, der ihn in die Kommunistische Partei eingeführt hatte.

      Thaube war später in den terroristischen Untergrund gegangen, wenn auch nur für kurze Zeit. Das herausragendste Ergebnis seiner Aktivitäten war eine zweijährige Haftstrafe gewesen. Er gehörte zu den harmloseren Figuren der Szene: schnell aufschäumendes Brausewasser, das ebenso rasch wieder sackte und einen faden Geschmack hinterließ. Seit seiner Erkrankung wollte sich niemand mehr mit ihm abgeben. Er schien innerlich zu verbrennen. Karga brachte ihm zu essen

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