Algarveflimmern. Birte Pröttel

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Algarveflimmern - Birte Pröttel

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ist, gibt es eben im trocknen, heißen Sommer bei der Quinta Velha keinen Rasen, wie in den Protzvillen ringsum.

      Moritz hatte mir ein „Selfie“ von seinem neuesten Haarschnitt geschickt. Ich weiß nicht, wie er es schaffte, dass darauf auch der Ansatz seines knackigen Sixpacks zu sehen war. Diese Handy-Selfies sind eine tolle Erfindung. Ich liebe es, Fotos per WhatsApp an meine Freunde zu schicken. Für Selfies sind meine Arme leider zu kurz. Ich finde mich immer blöd auf den Fotos. Die Japaner haben die Selfiestangen erfunden, ihnen ist es egal, wenn sie bei ihren Selbstbildnissen gleichzeitig ringsum sämtliche Menschen köpfen. Hauptsache: sie und Schloss Schwanstein sind mit drauf.

      Bei meinen Selfies ist entweder das Kinn zu weit vorne, der Kopf halb aus dem Bild oder alles total unscharf.

      Dieses Foto von Moritz war jedenfalls megasüß und ich freute mich tierisch, als ich ihn da in „natura“ im Garten rechen sah. Moritz hat wirklich schöne echt blonde Haare. Mal trug er sie kinnlang, dann wieder als Pferdeschwanz oder auch mit tiefem Seitenpony über dem rechten Auge. Als er den Pony trug, fummelte er dauernd dran rum, wischte die Haare zur Seite und das machte seine Mutter meganervös. Ich fand es cool. Vor allem, wenn er so von unten durch den Vorhang seiner schönen Haare guckte. Irgendwann schmierte er Haar Gel in die Schnittlauchlocken und kämmte sie nach hinten. Seine Mutter fand das fürchterlich.

      „Das erinnert mich an unsren schmalzigen Tangolehrer in der Tanzstunde!“

      Mir gefielen die fettigen, angeklebten Haare auch nicht. „Wie ein Spacki siehst du aus!“ Zärtliches Wühlen in den Haaren war gestrichen. Seine Haare waren klebrig wie der Leim eines Fliegenfängers. Außerdem hätte ich sein „Styling“ zerstört. Ich bin mir nicht sicher, ob Moritz das ertragen hätte. Seine Haare waren für ihn so wichtig wie die Fernbedienung für einen TV-Junkie. Nachdem er mit dieser Frisur dauernd das Kopfkissen wechseln musste, warf er dann entnervt das Gel in endlich die gelbe Tonne.

      Was seine Mama jetzt zu seiner neuesten Frisur sagen würde? Die Seiten hoch glatt rasiert, in der Mitte ein Schopf. Als ich vor einigen Wochen mal das Fotoalbum von meinem Urgroßvater in die Hände bekam, lachte ich:

      „Wie gut, dass heute keiner mehr so hässliche Frisuren trägt. Schau mal, der Opa hatte auch noch abstehende Ohren! Wie blöd konnte man damals sein, sich so zu verunstalten!“

      Und nun bei meinem Moritz fand ich das gar nicht mehr so abartig sondern sogar tight. Zwar standen Moritz‘ Ohren auch ab wie Rückspiegel an der Familienkutsche, aber im Gegensatz zu meinem Ur-Opa hatte er die Haare zum Hahnenkamm gekämmt, so wie es die Fußballer und anderen Promis derzeit tragen. Warum sollen nur die Mädels mit ihren Haaren experimentieren? Mir gefällt das neue Styling an Moritz. Außerdem wachsen die Haare bei Jungmännern brav nach. Bei Papa ist das nicht mehr so zuverlässig und darum macht Papa auch keine Experimente. Er schneidet die Haare mit dem Trimmer extrem kurz und schützt die Birne mit jeweils zum Outfit passend Caps.

      Moritz hatte gesimst, wie sehr er mich vermisst und wie sehr er sich auch auf Mama freut. Er findet, wir beide sähen wie Schwestern aus. Nur dass die Mama sich flippiger kleidet als ich. Hat er nicht gesimst, aber ich weiß, dass er das denkt. Aussehen wie die Schwester meiner Mutter ! Nein, niemals! Ich liebe den klassischen, englischen Collegestil von Hermine Granger. Mit unpassenden Accessoires peppe ich das auf und liege voll im Trend. Eher im Gegentrend, denn im Trend will ich keinesfalls liegen. Das machen ja alle! Moritz, ist das genaue Gegenteil von Hermines Freund Harry Potter. Groß, blond und ziemlich blass. Warum ich mich in ihn verliebt habe, ist mir ein Rätsel. Ich stehe eigentlich eher auf dunkle Haare. Schwarze Nerdbrillen finde ich zum Anbeißen. Na ja nicht die Brillen...

      Ich schweife schon wieder ab.

      Also Paul und Moritz waren so vertieft in ihre Beschäftigungen, dass sie überhaupt nicht merkten, dass Mama und ich mit dem Taxi vorgefahren waren. Wir gaben uns Zeichen, legten den Zeigefinger auf den Mund. Leise schlich ich mich an, legte meine verschwitzten Hände auf Moritz Augen, der zu Tode erschrocken rumwirbelte und den Besen fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Ich flog Moritz in die Arme, wir knutschten uns überschwänglich und glückselig ab. Er stammelte:

      „Endlich, endlich, endlich!“ und dann knutschte er weiter, dass mir hören und sehen verging.

      „He, Baby, da bist du ja!“

      Er zerquetschte mich beinahe wie ein Moskito und küsste mich wie ein Ertrinkender. Und mir blieb die Luft weg. Ich drückte ihn weg, schnappte nach Sauerstoff und lachte:

      „Echt cool, deine neue Frisur! Wetten, dass unsere Mamas auch diese kurzen Haare wieder doof finden.“

      Er schüttelte lachend den Rest der Haupthaare und packte mich.

      „He, was soll das?“ quietschte ich.

      „Du bist doch sicher überhitzt, oder?“

      Er zog mich hinter sich her und sprang ins Wasser. Seinem Klammergriff konnte ich nicht entkommen und platschte schreiend auf ihn in den Pool.

      „He, lass das. Meine Uhr, mein Handy, meine Schuhe!“

      Prustend angelte ich mich an den Rand. Mein Handy war in einer Schutzhülle, die Uhr bis 30 m Tiefe geeignet und meine Schuhe, na ja. Als meine Sachen gerettete waren, stürzte ich mich auf ihn. Ich tunkte ihn so lange ich konnte. Dann rang er panisch nach Luft und drückte mich unter Wasser, dass mir alles, sogar meine Sehnsucht nach ihm verging. Ich konnte mich nur durch kräftige Tritte befreien.

      Plötzlich entdeckte Moritz Mama, die uns amüsiert zuschaute und den alten Spruch: „Muss Liebe schön sein!“ rausposaunte.

      „Oh, Frau Reimer! Hallo, Entschuldigung! Guten Tag! Hatten sie eine gute Reise?“

      Mama lachte ihr keckerndes Lachen: „Schöne Reise? Kann man wohl sagen!“ Moritz hopste elegant aus dem Wasser und bekleckerte Mamas weiße Seidenbluse mit Wasser.

      Sie klopfte Moritz freundschaftlich auf die Schulter „Hallo, lieber Moritz!“

      Und dann, ich staunte Bauklötze, küsste sie meinen Moritz mitten auf den Mund!

      Aber Hallo!

      „Das nenn ich eine stürmische Begrüßung!“ lachte Granny.

      „He, Oma! Wo kommst du denn her?“

      „Aus dem Schlafzimmer! Dieser Bengel musste ja mit dem Laubbesen einen ohrenbetäubenden Krach machen. Siesta kannst du da knicken.“

      Omas Überraschung war geglückt. Ich freute mich riesig:

      „Oma, Paula, Granny! Wie toll dass du hier bist! Ich freu mich ja so. Ich liebe dich!“ Ich sprang aus dem Pool und umarmte meine wunderbare Großmutter:

      „Abkühlung gefällig?“

      „He, wenn du nicht brav bist...“

      „Oh, Oma, das ist übrigens Moritz, mein Freund!“

      „Den kenn ich bald länger als du.“ lachte sie.

      Moritz beugte sich zu seinem im Gras liegenden Städteführer „Lissabon“ der war patschnass und nun wohl nicht mehr zu gebrauchen.

      Moritz meckerte: „Das schöne Buch!“

      Wir hatte einen Lissabon Ausflug geplant. Wollte ins Gulbekian Museum, ins Café a Brasileira, wollte dort

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