Algarveflimmern. Birte Pröttel

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Algarveflimmern - Birte Pröttel

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Mail stand:

      „Wir feiern Olivias 18. Geburtstag in Portugal!“

      Seit meinem 10. Geburtstag hatte Paula mich nicht gesehen. Nun war es höchste Zeit, den Scheck zum Geburtstag persönlich abzugeben und „die süße Kleine“, wie sie mich nannte, in Augenschein zu nehmen.

      Wie es da wohl auf der Quinta aussah?

      Paula wusste, dass Bernd jährlich runterfuhr. Als begeisterter Golfer wohnte er dort zusammen mit seinen Sportfreunden. Er habe mit den Kumpels die „Bude“ wieder hergerichtet. „Bude“ nannte er das Kleinod! Also wirklich. Oma hatte sich bei Papa empört, dass er das Haus als Bude bezeichnete.

      Plötzlich bekam Paula Lust, nach Portugal zu fliegen. Ohne lange nachzudenken gab sie alle anderen Pläne wie Koch Shows und Dinner Partys auf und schwang sich an Bord einer Boeing 707. In Faro angekommen, mietete sie ein Taxi und ließ sich zur „Quinta velha“ chauffieren. Einen Schlüssel hatte sie keinen, der lag, wie sich das gehört, normalerweise entweder unter der Fußmatte oder im riesigen Oleandertopf neben der Eingangstür mit der bronzenen Fatima-Hand.

      Paula schlüpfte aus dem Taxi und schulterte ihren Rucksack. „Wenn man viel reist, muss man mit Rucksack und Microfaserkleidung unterwegs sein.“ war ihre Devise. Ein Rock, zwei T-Shirts, eine lange Jeans am Körper, eine fluffige schwarze Hose (für gut) mit passendem Oberteil( für gut und für alle Fälle). Ein paar bunte Pashmina-Schals, fertig. Dann noch Waschzeug und Kosmetika. Für Bodylotion, Duschgel, Shampoo und Seife bediente Paula sich in den Hotels. Die Minipackungen waren klein und leicht und außerdem wurden sie ja doch weggeworfen, wenn der jeweilige Gast auszog. Also, Paulas Gepäck war Mini und entsprach nicht ihrem Alter. Am schwersten waren noch ihr kleiner Malkasten und das fette Skizzenbuch, ohne die sie nie verreiste.

      Seit neuestem schleppte sie noch ein Tablet PC mit. Kein IPad, das kam für sie nicht in Frage, nachdem sie eine Sendung über die Arbeitsbedingungen bei Apple gesehen hatte. Meine Oma ist begeisterte Facebook-Nutzerin. Wenn auch die meisten ihrer Altersgenossen kein Verständnis für Facebook und Co zeigen, verteidigte sie ihre Leidenschaft:

      „Ich liebe mein Facebook und die Nachrichten meiner jungen Freunde. Morgens wenn ich die Seiten aufrufe, habe ich jede Menge netter oder blöder Nachrichten. Die meisten sind nicht direkt an mich gerichtet, trotzdem habe ich das Gefühl, jemand schreibt mir und denkt an mich. Die echten E-Mails werden ja immer weniger. Wir Freunde telefonieren mit Skype oder per WhatsApp und schreiben keine Brief mehr!“

      „Weißt du, Granny, ich wundere mich, mit welchen Belanglosigkeiten Facebook Seiten zugemüllt werden. Sonnenuntergang hier, Sonnenuntergang da. Das Essen gestern, der Pups vom Boxerhund Bobby und das Futter von Goldhamster Lily. Ich habe diese endlosen frommen Sprüche auf Facebook satt. Warum leiten die Leute sowas weiter? Wenn sie wirklich erleuchtet sind, sollen sie es doch sein. Und uns mit solchen Sprüchen in Ruhe lassen wie: „I belong to no religion, my religion is love, every heart is my temple.” Und wenn schon? Und Granny, ich freu mich immer, wenn zum Geburtstag oder Weihnachten ein echter Brief von dir kommt.“

      „Ja, in eine E-Mail kann man auch keine Dollars stecken, oder?“ grinste sie mich an. Tatsächlich kamen mit ihren „altmodischen“ Briefen immer kleine Taschengeldspenden, die ich natürlich gut brauchen konnte.

      Aber zurück zu Omas Landung auf der Quint Velha: Paula stand also in der Mittagshitze vor dem Haus, in dem sie fröhliche Tage und Nächte verbracht hatte. Wo waren die Jahre nur geblieben? Die Jahre waren vorbeigerauscht. Sie fühlt sich immer noch so wie damals, ihr Körpergefühl hatte sich nicht geändert. Nur die Waage sprach eine andere Sprache! Innerlich fühlte sie sich rank und schlank. Zu ihrem Leidwesen sah sie mit den im Laufe der Zeit erworbenen Rundungen wie eine steinzeitliche Fruchtbarkeitsgöttin aus! Oder besser Furchtbarkeits-Göttin! Die Ablagerungen auf den Hüften brachten auch ein weiteres Plus an Lebenserfahrung nach vier Ehemännern und etlichen anderen Lieb- und Leidenschaften.

      Paula klopfte mit der Fatima-Hand kräftig an die hohe Tür. Nichts regte sich.

      „Wo ist denn der verflixte Schlüssel?“ murrte sie. An den bekannten Plätzen war nix. Der Oleander im Riesentopf trocknete vor sich hin, aber kein Schlüssel unter dem Laub. Auch unter der Matte nix. Sie ging ums Haus. Kein Auto im Car-Port, also war auch keiner da.

      „Hätte wohl besser mailen sollen, dass ich komm...“ murmelte sie vor sich hin.

      Die Filteranlage an der Zisterne summte leise, ein paar Zikaden schrien die Mittagsstille kaputt. Das Meer wehte eine leichte Brise Salzluft rüber. Sonst nichts. Kein normaler Mensch war um diese Zeit draußen. Siesta. Nach der langen Reise sehnte Paula sich auch nach einem kühlen Schattenplätzchen und etwas für die trockene Kehle.

      Granny erinnerte sich an das kleine Fenster an der Speisekammer. Da war sie, bzw. ihr Lieblingssohn – weil einziger Sohn - Bernd immer eingestiegen, wenn sie sich ausgesperrt hatten. Was Bernd konnte, kann ich auch. Oma kletterte auf die portugiesische Waschmaschine, die unter dem Fenster steht. Sie schubste das Fenster auf und hievte sich hinauf. Bis zur Taille war sie drin. Aber auch nicht weiter! Bernd war ein kleiner Junge gewesen, der einfach so durchgeschlüpft war!

      Sie kam weder vor noch zurück. Wo man reingekommen ist, kommt man auch raus. Paula stöhnte, ächzte, zerrte, zappelte mit den Beinen und versuchte mit den Armen das Regal in der Speisekammer zu erreichen, um sich zurück zu stemmen. Vergebens, sie kam weder vor noch zurück!

      „Pst, da war ein Geräusch!“ Moritz legte den Finger auf die Lippen. Er schlüpfte aus den Flip-Flops. Mit diesen Plastiklatschen kann man sich ja nicht anschleichen. Moritz hielt den rechten Arm vor sich ausgestreckt, in der Hand die Schreckschusspistole aus Bernds Nachttisch, an der anderen Hand schleppte er Paul hinter sich her, der mühsam wach wurde. Er hatte gerade so wunderbar geträumt....

      Und dann passierte das, was alle Beteiligten in immer neuen Variationen erzählten und über die ich mich kaputt lachen konnte.

      Das kratzende, zappelnde Geräusch kam aus Richtung Speisekammer.

      „Stehen bleiben oder ich schieße“ Moritz’ Stimme überschlug sich, kiekste. Vorsichtshalber blieb er noch hinter der Tür in der großen, kühlen Küche.

      „Nicht schießen, ich bin‘s, Paula!“

      Moritz ließ Pauls Hand los, öffnete vorsichtig die Tür zur Speisekammer. Dunkelheit.

      Dort, wo sonst das kleine Oberlicht ist, steckte jetzt ein reifer weiblicher Busen mit feuerrotem Lockenkopf und zappelnden, molligen Armen. Silberne Armreifen klapperten aufgeregt dazu.

      „Was ist das denn?“ kreischte Moritz.

      Paul, jetzt hellwach übernahm das Kommando:

      „Was mache sie denn da?“

      „Sehen sie doch.“

      „Und was soll das werden? Bitte schön?“

      „Ich will ins Haus!“

      „Dafür gibt es eine Tür!“

      „Ich hab den Schlüssel nicht gefunden und da hab ich gedacht, klettre ich durchs Fenster. Früher kamen wir immer ohne Probleme hier durch. Die andern Fenster sind alle vergittert.“

      Paula ächzte und strampelte heftig wie Kind bei Trockenübungen im Schwimmkurs.

      „Es geht weder vor noch zurück.“ Paulas hochroter Kopf war kurz vor dem Platzen. Paul lehnte unterhalb

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