Algarveflimmern. Birte Pröttel

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Algarveflimmern - Birte Pröttel

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denk du, denk ich.

       du kommst ja wieder

       kehrst zu mir zurück

       drum tut der abschied

       nicht weh.

       in jedem abschied

       liegt ein stück vom glück

       du kommst zurück,

       zurück,

       zurück.

      Moritz wollte nicht nachdenken, was da stand. Damals war er noch voll verknallt in mich. Warum hatte ich eigentlich diesen Schwachsinn mit dem Schierlingsschloss da reingeschrieben? War das spätpubertärer Quatsch oder wollte ich ihn da schon vergiften? Gedichtinterpretationen waren Moritz ein Gräuel. Aber du kannst einem verliebten Kerl alles vorsetzen, was du willst. Er frisst alles, zur Not auch ein Schierlingsschloss. Moritz durchflutete eine heiße Welle Liebe und Sehnsucht. Sehnsucht nach mir, seiner „kleinen“ Olivia. Er zog sein Handy aus der Tasche und simste mir einen langen Liebesbrief bis das Handy keinen Saft mehr hatte. Leider hatte ich mein Ladegerät im Koffer und ich konnte seine Message erst viel später lesen.

      7 Von Moritz und Dominospielern Oder: Wenn der Wind der Erneuerung weht, dann bauen die einen Menschen Mauern und die anderen Windmühlen

      Als wir endlich wieder zusammen waren, erzählte mir Moritz klitzeklein, was alles passiert war, während Mama und ich noch auf dem Flugplatz rumlungerten.

      Als er an die große Tür der „Quinta Velha“ klopfte, öffnete niemand. Wochenlang war er per Interrail kreuz und quer durch Europa unterwegs gewesen. Nun freute er sich auf chillen, gut essen und natürlich auf mich!

      Er ging ein paar Schritte zurück durch das knisternde, trockene Gras des Vorgartens. Schaute sich das strahlend weiße Gebäude an. Begeistert starrte er den niedrigen Bau an. Die Symmetrie faszinierte ihn, den zukünftigen Architekten. Die große doppelflügelige Eingangstür, genau in der Mitte. Rechts und links hohe Sprossenfenster. Keine Jalousien hingen schräg oder halb aufgeklappt daneben. Beim näheren Hinsehen entdeckte er, dass die Fensterläden innen angebracht waren! Genial. So störten sie nicht die klassische Front. Ein blauweißer Fries ziert das Haus schlicht und edel.

      Das war also das „kleine Ferienhaus“ von dem ich geschwärmt hatte, obwohl ich mich nicht im Geringsten daran erinnern konnte. Nochmal ging er an die von der riesigen Araukarie beschattete Eingangstür. Ehrfürchtig berührte er den Türklopfer. Die Messing-Frauenhand fasste sich erstaunlich kühl an. Er klopfte drei Mal. Das Klopfen durchschnitt die sommerliche Stille wie Kanonenschläge! Keine Reaktion, dabei hätte die Detonation Tote auferweckt! Die seltsame Stille eines heißen Sommertages übertönte alles. Komisch, keine Antwort. Irritiert suchte er nach mir und Mama.

      Moritz ging um das Haus, besser gesagt um die an das Mittelgebäude geklebten, verschachtelten Häuschen rum. Sie waren ihm beim ersten Blick nicht aufgefallen, jetzt störten sie sein Architektenauge erheblich. Das Laub knisterte unter Moritz’ Flip-Flops. Erschreckt verstummten die Zikaden. Der trockene Duft dürrer Eukalyptusblätter am Boden kitzelte die Nasenschleimhaut.

      An der Rückseite sorgten Veranden mit Rundbögen für Schatten auf den Hauswänden. Als Moritz mir das erzählte, empörte er sich wieder über „Die Verschandelung der klassischen Fassade!“ Ein Glück, dass üppig blühende Bougainvilleas in allen nur erdenklichen Rottönen von schreiend Pink bis tief Violett kaschierten, was Moritz‘ Ästhetik störte.

      „Niemand da?“ rief mein blonder Freund. „Hallo, Olivia! Ich bin‘s!“ Er warf den riesigen Rucksack wieder über die Schulter, ging vorsichtig weiter in den düsteren, schattigen Garten.

      Komisch, dass sich nichts rührte. Er hatte doch gesimst, dass er heute kommen würde. „Der Bus aus Lissabon kommt um 14.00 Uhr in Lagoa an.“

      Moritz hatte eine Weile am Busbahnhof gewartet. Nacheinander verließen die meisten Reisenden den ungemütlichen, schattenlosen Platz. Nach einer halben Stunde lief er einfach zu Fuß los. Die Hitze war brüllend. Keine Menschenseele an diesem Augustnachmittag auf der glühenden Straße. Also auch keine Möglichkeit, den Finger hochzuhalten und auf eine Mitfahrgelegenheit zu hoffen. Nach einigem Suchen und mit Hilfe meiner genial von GoogleMaps kopierten Karte, fand er das Haus „Quinta Velha“. Nun arbeitete er sich durchs Gestrüpp nach hinten, weil er das Gefühl hatte, das von da Geräusche kamen. Er ging ein paar Stufen hinunter und hörte leise Stimmen.

      Unter der großen Pinie war eine alte Zisterne, sie war jetzt der Swimmingpool und nicht mehr Wasserspeicher. Bunte Badetücher leuchteten vom Rand des Beckens. Die Filteranlage brummte leise, ein leichter Chlorgeruch lag in der Luft. Im Schatten regte sich was.

      Zwei Männer beugten sich über ein niedriges Marmortischchen. Sie spielten Domino. Ein älterer Kerl mit dickem Bauch in knallbunten Bermudas saß einem jungen gebräunten Burschen gegenüber. Sie waren so ins Spiel vertieft, dass sie Moritz zunächst nicht bemerkten.

      „Hallo, ist da jemand?“ rief Moritz.

      Der Ältere hielt in der linken Hand krampfhaft einen Dominostein. Hob ihn hoch, als wollte er ihn setzen, nahm ihn zurück, zögerte und steuerte wieder das Tischchen an. Mit der rechten Hand wischte er in Richtung Moritz, wie man eine lästige Fliege vertreibt. Er hob seinen Kopf nicht. Seine kleinen runden, glatten Patschhändchen passten irgendwie nicht zu ihm. Der Jüngere lehnte sich lässig entspannt zurück. Seinen schön gezeichneten Mund umspielte ein triumphierendes Lächeln.

      Moritz kannte Domino aus seiner Kinderzeit. Die richtigen Regeln, nach denen die Männer in südlichen Regionen stunden- und tagelang spielten, verstand er nicht. Er erinnerte sich an die großen spannenden Fernsehshows in denen Millionen von Dominosteinen aufgebaut und auf ein Kommando der Reihe nach umfielen und hübsche Muster bildeten, Ballons zum Platzen brachten oder Wassereimer umkippen ließen. Das war eine seiner Lieblingssendungen gewesen.

      Hier nun saßen zwei ausgewachsene Männer. Sie spielten Domino. Der eine kugelrund mit ebensolcher Halbglatze und weißem Haarkranz, der zu einem Pferdeschwanz gebunden war. Echt schräg. Verschmitzt lächelte er sein Gegenüber an.

      „Diesmal hab ich di!“ Dann setzte er den letzten Stein und grinste sein Gegenüber an. Der jammerte laut:

      „Merde, que vergogna“

      „Scheiße sagt man net, au net auf Portugiesisch und außerdem isch es keine Schande, wenn man verliert. Platon sagt: Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen als in einem Gespräch im ganzen Jahr.“ feixte der Kleine.

      Sein junger Kontrahent, der hochgewachsene, schlanke, bildschöne Bursche mit schulterlanger, dunkler Mähne schob die Steine auf dem Brett unsanft in eine Blechdose. Seine buschigen Augenbrauen trafen sich fast in der Mitte bei der steilen Stirnfalte. Grimmig sah er aus und doch wie ein Model für Calvin Klein, Tom Hilfiger oder Boss Boxer Short. Auffallend seine wässrigen, hellgrünen Augen. Und olivbraun war der gut aussehende Kerl, dagegen fühlte sich mein Moritz bleich wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Neben dem tollen Burschen bekam Bleichgesicht Moritz direkt Komplexe mit seinen Sommersprossen Da half auch der topmodische Undercut, den er sich in Madrid zugelegt hatte, nichts.

      „Ola, bom dia!“ traute Moritz sich jetzt zu rufen. Er ließ vorsichtig

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