Algarveflimmern. Birte Pröttel

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Algarveflimmern - Birte Pröttel

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Kofferpacken. „Die Sachen können ja im Süden durchlüften!“

      Unser Haus ist tatsächlich über zweihundert Jahre alt und der Keller, in dem die Koffer das Jahr über verstaut sind, ist modrig mit seinem offenen Lehmboden. Deshalb ist eben auch zu viel Zeug im Kleiderschrank. Alles durcheinander: Winter- und Sommersachen. Naja, ich kann verstehen, dass Mama das besondere „Keller-Parfüm“ nicht ausstehen kann.

      Ich lachte und stupste sie auf den Koffer.

      Sie plumpste auf die Plastikschale.

      „He, was soll das?“

      „Wollte nur mal sehen, ob das Ding zugeht.“

      Mühsam schnappten die Schlösser ein. Mama verdrehte die Zahlen und strahlte: „Fertig!“

      „Super, auf geht’s!“

      Mama tauchte ins Schuhregal ab. Ihre Leidenschaft Schuhe!

      „Warte Bernd, der Koffer ist fertig, kannst ihn mitnehmen, jetzt noch die Schuhe!“

      „Es geht keine Stecknadel mehr ins Auto!“

      Sie triumphierte: „Okay, dann nehm ich eben keine Schuhe mit! Kaufe mir in Portugal neue, eine ganze Kollektion. Die haben da die flottesten, angesagtesten Modelle, schön, preiswert und gut.“

      Inzwischen sollte man sich an die großen Füße der Nordländerinnen gewöhnt haben, meinte sie. Schuhe Größe 4o. Als sie das erste Mal an der Algarve war und Schuhe in dieser Größe haben wollte, kamen alle Verkäuferinnen angerannt, kicherten und zeigten auf ihre Füße. Sooo große Füße!

      Meine Freundin Lilly ist ebenso voll verrückt auf Schuhe. Sie gibt dafür ihr ganzes Taschengeld aus. Auch das, was ihre Oma sich vom Mund abspart und ihr heimlich zusteckt. Lilly kriegt sich im Schuhladen kaum ein. Sie stößt zalandoreife Schreie aus wie die Teenagertussis in amerikanischen Filmen, wenn ihnen ein Diamant an den Finger gesteckt wird. Nun sind Schuhe ja beileibe keine Diamanten, aber anscheinend geben sie der Mehrheit der Frauen ein Diamanten-Gefühl. Die meisten Weiber lieben und besitzen viel mehr Schuhe, als Männer sich auch nur ausdenken können. Warum das so ist? Ich kapier das nicht. Mir tun die meisten Schuhe schon weh, wenn ich sie nur sehe.

      „Schuhe verändern dein Leben. Frag Cinderella!“ sagte Lilly und überredet mich, solche wolkenkratzerhohen Schuhe zu kaufen und zu tragen. Ich bin ja eher mini und da mogelt man ein bisschen Größe dazu. AAuf Partys kicke ich sie dann regelmäßig in die Ecke und wehe, wenn man hinterher wieder reinschlüpfen will! Dann heißt es barfuß nach Hause... Und irgendwann bin ich mit den Dingern umgeknickt und hatte eine Bänderzerrung! Zalando sei Dank!

      Ich bin Schuhfetischistin der anderen Art, ich liebe es bequem: Espas, Timberlands oder Flip-Flops.

      „Du siehst echt aus wie ein Bauerntrampel!“ meckert Mama.

      Ich weiß nicht, was sie gegen Bauern hat. Ist das schon rassistisch oder so? Meine Crocs hasst sie besonders und findet sie prollig. Mir reichen meine drei bis vier Paar Schuhe vollkommen. Sie garantieren mir unter anderem Blasenfreiheit und Hühneraugen kenn ich nur vom Hühnerhof. Mit den Timberlands zu meinem Häkelkleidchen und der ultracoolen Lederjacke fühle ich mich echt megagut. Mama findet das unmöglich. Vielleicht mag ich dieses Styling deshalb so besonders.

      Mama jammerte „Ohne die kann ich nicht in den Urlaub!“ und hielt giftgrüne Stilettos in die Höhe. Das wollte Papa nicht verantworten und nahm gnädig noch einen Stoffbeutel voller Schuhe mit. Die Drohung, an der Algarve alles neu zu kaufen, hatte gewirkt.

      3 Vom Shoppen und Schlange stehen - Oder Wer seine Träume verwirklichen will, muss erst mal aufwachen

      Mama fliegt nicht gerne und daher ist sie auch nicht oft in den Ladenstraßen am Flughafen unterwegs. Als sie die Auslagen in den Stores entdeckte, flippte sie total aus. Ich ließ mich vom Kauffieber anstecken, wir shoppten nach Herzenslust bis die Visa Card glühte. Papa war schon Galaxienweit entfernt und konnte kein Veto einlegen.

      Die Shoppingmeile im Flughafen ist zu verführerisch. Sowas kannten wir in unserer Kleinstadt nicht. Wir mussten natürlich alles ganz genau anschauen, betasten und erschnuppern. Gut, dass Papa nicht dabei war, der hätte uns Beine gemacht. Aber ohne ihn als Bremse hatten wir zu lange gebummelt, nur um festzustellen, dass die Sachen bei Douglas billiger sind. Da ich als Tochter unterwegs war, hatte ich auch nicht die Aufgabe auf die Uhr zu schauen, sowas machen traditionell die Eltern, oder?

      Irgendwann hörte ich eine zerquetschte Lautsprecher Stimme:

      „Die Passagiere Reimer werden dringend gebeten zu Ausgang 52 zu kommen, der Flug wird geschlossen!“

      „Mama, hast du gehört? Wir sind aufgerufen!“

      Mama probierte gerade ein mikroskopisch kleines Victorias Secret Teil, drehte sich hin und her vor dem Spiegel.

      „Süß, nicht wahr?“

      „Mama, wir müssen zum Gate!“ meine Stimme überschlug sich.

      „Gleich, ich muss erst noch bezahlen!“

      Die Verkäuferin packte in aller Ruhe das kleine Päckchen, als wäre es ein Brillantohrring von Tiffanys. Mich packte Panik!

      Wir spurteten wie Usain Bolt zum Gate. Jetzt war Horror, wir hatten die Maschine nach Lissabon tatsächlich verpasst!

      „Tut uns sehr leid, der Flug ist seit fünf Minuten geschlossen!“ bedauerte freundlich lächelnd die Dame am Schalter, während sie ihre Papiere zusammenpackte. Ich werde ihren schiefsitzenden Hut nie vergessen.

      Wir haben dann aus der Not eine Tugend gemacht und unseren Frusst über den verpassten Flug mit tollen Einkäufen kompensiert. Im Airporthotel haben wir dann vom feinsten gespeist und im Kingsize Luxusbett geschlummert.

      Am nächsten Tag bekamen wir einen Flug direkt nach Faro.

      Mama trippelte hin und her, reckte den Hals, um zu sehen, wo wir uns am besten anstellen. Die vier Schlangen bei der Personenkontrolle waren gleichlang. Für welche sollten wir uns entscheiden? Hektik pur! Und heute waren wir schon wieder spät dran. Wir hatten nachts der Bar im Flughafenhotel einen intensiven und langen Besuch abgestattet. Nun mussten wir uns wieder beeilen.

      „Immer komme ich an die langsamste Reihe!“

      Kann man den Leuten die vor einem stehen ansehen, ob sie versierte Flieger sind? Männer, die ihre Geldbörse bereits in der Hand halten, den Gürtel ausgezogen und den Laptop aus der Tasche genommen haben, sind definitiv Vielflieger. Dazwischen trödeln Leute, die ewige Zeiten brauchen, um alles in den blauen Plastikkästen zu verstauen.

      Mama wurde nervös wie eine Büchse Anglerwürmer.

      „Man könnte auch früher losgehen. Dann ist es egal in welcher Schlange man steht!“

      „Nein, mich trifft es immer. Ob an der Supermarktkasse oder hier!“

      „Mama, wir stellen uns an verschiedenen Schlangen an und sehen, dann, wer zuerst durch ist. Klar?“

      So machten wir unser kleines Wettrennen an der Personenkontrolle. Mama hektisch, ich total cool. Wenn wir den Flieger wieder verpassen, hat sie ja Schuld, was kümmerte es mich?

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