Algarveflimmern. Birte Pröttel

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Algarveflimmern - Birte Pröttel

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achtzehnten feire ich in Portugal vollromantisch unter diesem dicken runden Knutsch-Ballon, mit meinem süßen Moritz und - na ja - mit Papa und Mama, da sie das Unternehmen finanzieren sollen. Auf seine Sponsoren muss man bekanntlich Rücksicht nehmen. Ich mag sie auch total gerne. Sie stören selten.

      Doch jetzt störte Mama sich an Moritz! Was war in sie gefahren? Sie steht doch auf ihn!

      Endlich Ferien. Die letzten vor meinem Abi, die letzten Sommerferien! Wir wollten uns in der Algarve treffen. Mama und ich würden fliegen, Papa fuhr mit dem Auto und Moritz tourte per Interrail. Er musste ein paar Fotos für seine Diplomarbeit machen. Ich fieberte meinem achtzehnten Geburtstag und meinem Moritz entgegen. Total verknallt in ihn und konnte ich es kaum erwarten, bis wir endlich... Seine Küsse...Und überhaupt...

      2 Von Kleiderbergen und Schuhfestischisten – Oder Drei Dinge braucht die Frau: Schuhe, Schuhe, Schuhe

      Wenn jemand den ultimativen Zirkus beim Koffer packen macht, dann ist es Mama. Meine Tasche war längst prall gefüllt im Flur. Sie konnte sich nicht entscheiden.

      „Ich habe nichts anzuziehen!“ jammerte sie vor dem überquellenden Kleiderschrank. Dann packte sie die "must have" immer wieder ein und aus. Ihre kastanienbraunen Haare standen wirr in alle Richtungen. Sie probierte die Sachen an und drehte sich vor dem großen Spiegel hin und her. Mittlerweile türmte sich ein himalajahoher Berg auf den Betten.

      „Ist das alles für die Kleiderspende? Oder was machst du mit diesen vielen Fummeln?“

      „Passt alles noch prima, muss nur probieren, was mitkommt oder hier bleibt.“

      „Du weißt doch aus deinen heiligen Frauenzeitschriften, dass man alles, was man zwei Jahre nicht an hatte, wegwerfen oder in die Kleidersammlung geben soll.“

      Das war Mamas Thema:

      „Kleiderspende, nie im Leben! Man weiß, was mit den Kleiderspenden passiert. In Afrika werden die Sachen verkauft. Dann tragen die Eingeborenen C&A und Dior. Ihre schönen, farbenfrohen Volkstrachten kaufen Touristen als Souvenirs.“

      Hauptgrund für den Kleiderberg: Mama kann sich nicht von ihren Schätzen trennen. Manche haben ja auch richtig viel gekostet. Insgeheim hoffte sie, dass ich ihre teuren Fetzen irgendwann mal tragen würde. Ich denke nicht im Traum daran, nicht mal bei einem Kostümfest mit 90iger Jahre Motto.

      Sie stand hilflos mit hängenden Armen vor dem Klamotten Haufen und dem immer noch prall vollem Schrank. Die Kleider wirkten eher bedrohlich, als einladend. Und hinter Mama sperrte der knallrote Rimova-Koffer sein Maul auf.

      „Heb nur alles gut auf, dann haben deine Enkel tolle Faschingskostüme!“

      Mama holte aus und schlug mit einem weißen Fetzen lächelnd nach mir:

      „Da hast du deine Enkel!“

      „Soll ich die Pille weglassen in den Ferien?“

      „Untersteh dich! Ich hüte keine Bälger! Auch deine nicht und auch wenn sie so süß sind, wie du es warst!“

      „Dann beeil dich und pack deine Plünnen endlich ein. Du brauchst die Hälfte davon. Wetten ?“ Mit der Fußspitze schubste ich den Koffer in ihre Richtung.

      Aus dem Schrank wehte ein Duft von Mamas Lieblingsparfüm „Miss Dior“. Das süße Seidenhemd von Jil Sander, war wirklich noch gut und schön und vor allem, es passte! Sie drehte sich zu mir um:

      „In diesem Hemdchen hatte ich mit Papa herrliche Tage in Alanya an der türkischen Riviera. Damals warst du noch klein.“

      Das Hemd war demnach fast so alt wie ich. Egal. Nachdenklich legte Mama es auf die Kleider-Zugspitze. Das weiße Kleid mit dem Neckholder, ein schickes Bogner Teil, hatte Bernd gefallen. An seine Küsse auf ihre gebräunten Schultern erinnerte sie sich lächelnd.

      „Solche Teile sind wieder top aktuell. Alles kommt wieder in Mode. Man muss nur lang genug warten.“ Dann beugte sie sich über eine schwarze Papier-Tasche mit goldenem Dolce Gabbana Aufdruck und zog eine elegante, schwarze Jacke raus:

      „Das ist aber nicht aus der Altkleidersammlung?“ feixte ich und nahm die schicke Tüte hoch.

      „Ach du! Schau mal, dieses wunderbare Stück habe ich letzte Woche extra für den Urlaub und deinen Geburtstag gekauft!“

      Sie schlüpfte in das hauchdünne Jäckchen. Meine Mutter weiß, wie sie sich stylt. Das muss man ihr lassen. Es ist nicht einfach für mich, mit einer Mutter zu leben, neben der man sich wie ein graues Mäuschen vorkommt. In meine Augen ist sie „Marken geil“. Nur was einen bekannten Namen hat, findet sie gut.

      Früher orientierte man sich an irgendwelchen moralischen Werten. Heute bestimmen sogenannte Stil-Ikonen und oder Paris Hilton was „man“ anzieht und welche Marken hip sind. Leserinnen der Hochglanzblättchen folgen brav wie dumme Schäfchen. Mama ist auch so eine, die Trends mitmacht. Am liebsten bevor die große Masse ähnlichen Sachen bei H&M oder C&A ergattern kann.

      Aus der Tiefe des Kleiderschranks angelte sie noch ein fein säuberlich in eine Plastiktüte verpacktes Stoffstückchen, eine schwarze, langärmelige Bluse mit nackten Schultern. Großartig!

      „Dein Vater war immer ganz wild darauf, meine Schultern zu küssen oder zu berühren!“ Ob Bernd heute noch darauf reagieren würde?? Urzeiten waren diese Zärtlichkeiten her.

      „Echt jetzt? Komm, träum nicht, pack den Koffer endlich fertig.“

      „Hm.“

      „Vergiss nicht, wir sind nur wir vier und es gibt keine großartige Dinner Party. Du brauchst weniger als die Hälfte von dem, was du einpackst.“

      „Meine Erfahrung lehrt: man muss immer für alle Eventualitäten gerüstet sein.“

      „Ja, Frau Lehrerin! Dann pack auch den fetten Pelzmantel ein. Man kann nie wissen! Wetten, dass du fast nicht von den Fummeln anziehen wirst?“

      „Ist doch egal, Papa hat die Koffer im Auto, wir müssen sie nicht schleppen!“ Und dann sah sie mich lange zärtlich an:

      „Irgendwie freue ich mich ja doch auf den Urlaub!“

      Mal sehen, was dieser Urlaub bringen würde...

      Papa klapperte kribbelig mit den Autoschlüsseln, er drängte, wollte los. Denn er brauchte einige Tage länger als wir und wollte uns doch in Lissabon abholen.

      „Jetzt diskutiert doch nicht über die Rettung der Welt an Hand von Kleiderspenden, macht einfach mal zu.“

      Unbeachtet hatte Papa uns wohl schon eine Weile zugehört. Die Edellimousine war gepackt und es fehlten nur noch unsere Sachen.

      „Nu, macht schon!“ Papa klopfte nervös wie Jogi beim Endspiel auf dem Bettgestell rum.

      „Die Koffer stinken!“

      „Da werden deine Klamotten eben den Duft unseres denkmalgeschützten Hauses annehmen. Und die Leute, die das erschnuppern, glauben, du bist eine ehrwürdige Schlossherrin.“ Grinste ich sie an.

      „Ich fahr jetzt, mit oder ohne stinkende Koffer. Ihr könnt

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