Ein Leben für den Wein. Inge Elsing-Fitzinger

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Ein Leben für den Wein - Inge Elsing-Fitzinger

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Würde hatten.

      Die Großmutter hieß die Neuankömmlinge eintreten, stellte einen Krug Milch auf den Tisch und legte einen großen Leib Brot dazu. Sogar ein Stück Speck zauberte sie hervor. Kurz darauf betrat der Hausherr die freundliche Stube. Der Pfarrer schilderte in wenigen Worten die Situation. Eine kleine Notlüge würde ihm der Herrgott sicher verzeihen, betete er innständig. Martin wurde als Gast willkommen geheißen. Wenig später teilte ihm der Hausherr bereits jede Menge Arbeit zu, die er mit Freuden bewerkstelligte.

      Die Tochter des Hauses, ein bezauberndes Geschöpf, ermutigte den hübschen Burschen anfangs zwar eher schüchtern, später wesentlich offenherziger, sich ihr nicht nur kameradschaftlich zu nähern. Es dauerte kaum ein Jahr, bis Martin die holde Maid zum Altar führen durfte.

      Da im Pfarrhaus zu wenig Platz war, wurde im Haus des Vorstehers ein Klassenzimmer eingerichtet, in dem Martin die Dorfjugend anfänglich zweimal pro Woche lesen und schreiben lehrte. Die erste Schule war gegründet.

      Bald zählte Martin zu den angesehenen Leuten im Dorf, neben dem Schmied und dem Bader, der ein Bruder des Vorstehers war. Dieser wusch und knetete seine Kunden, schor ihnen die Haare oder ließ sie zur Ader. Ihm oblag die Pflege und Heilung der Kranken. Oft half Martin mit seinem, aus Büchern erlerntem Wissen aus.

      Immer wieder drangen Soldaten in die Donauregion ein, plünderten und brandschatzten verheerend. Regimenter wurden einquartiert.

      Zahlreiche Klöster hatten in der Wachau ihre Weingärten und Lesehöfe. Der köstliche Traubensaft erfreute nicht nur den Gaumen der geistlichen Obrigkeit. Auch weltliche Herrscher genossen diese Köstlichkeit und übten ihre Macht aus. Schwer trafen die Bevölkerung die horrenden Abgaben und Robotleistungen. Den Weinbauern und Bauern wurde befohlen, je nach Größe ihres Besitzes, Taglöhnerarbeit oder Fuhrwerksdienste zu leisten. Ein Zehent, der zehnte Teil einer Nutzung musste abgeliefert werden. Der Hühnerdienst zur Faschingszeit, Eier- und Käsedienst zu Ostern, der Traidingpfennig und der Weidpfennig brachten die fleißigen Menschen oft in harte Bedrängnis. Viele hungerten und darbten dahin.

      Martin erhielt eine Besoldung als Schulmeister von der Pfarre. Für den Taglohn von fünfeinhalb Pfennig konnte er sich fünf Semmeln kaufen, oder einen halben Laib Brot, oder ein Pfund Rindfleisch. Da er auch noch den Kirchendienst versah, erhielt er zusätzlich eine geringe Entschädigung. Es war eine abenteuerliche Zeit. Martin half ausgebrochene Tiere wieder einzufangen, Brände zu löschen, Sandsäcke aufzutürmen gegen die bisweilen tobenden Wassermassen des Stroms.

      1682 war eine Überschwemmungskatastrophe schrecklichen Ausmaßes. Alle Keller standen unter Wasser, alle Ställe. Das Vieh musste eiligst in die höher gelegenen Weingärten getrieben werden. Viele Tiere und Menschen verloren ihr Leben. Die Uferregion, die Häuser waren völlig vermurt. Wochen und Monate schufteten die braven Leute, um wieder ein würdiges Dasein führen zu können.

      Die feindlichen Truppen zogen weiter Richtung Wien. Martin wagte sich bisweilen auch über die Holzbrücke ans andere Ufer. Nach Abzug der Schweden im Jahr 1650 standen viele Häuser in der Wachau leer und zahlreiche Wein- und Obstgärten waren vernichtet.

      Durch Zufall traf Martin Botschafter, die Kunde aus der Heimat brachten. Bald fand er auch Mittel und Wege, Botschaften in die Heimat zu schicken. Die Sehnsucht nach seinen Lieben war allemal zu groß.

      Solcherart gelang es ihm, seine Schwestern nach und nach zu sich in die Wachau zu holen, wo er sie mit bestmöglichen heiratsfähigen Männern verehelichte. Eine seiner Schwestern nahm den Bader von Weißenkirchen zum Mann. Dieser genoss neben den üblichen Dienstleistungen auch als Zahnzieher den besten Ruf.

      Im Laufe der Jahre war Martin Notz ein echter Wachauer geworden, der versuchte sein Leben hier nach besten Kräften zu bewerkstelligen. Seine Frau gebar ihm einige Söhne und ein niedliches Töchterchen. Das Familienglück schien vollkommen. Martin war ein angesehener Mann geworden, von jedermann geachtet und geschätzt.

      1683 belagerten die Türken von Juli bis September zum zweiten Mal die Stadt Wien. Osmanische Krieger plünderten die Gegenden. Im Kupfertal, gegenüber von St. Michael errichtete Martin mit anderen Bürgern der Wachau eine Sperrmauer. Glücklicher Weise kam kein Türke bis zu dieser Sperre. Die Bewohner nördlich der Donau, wo Martins Schwestern ihre neue Heimat gefunden hatten, mussten kaiserliche Truppen einquartieren und Proviant liefern. Abermals wurden zahlreiche Felder und Weingärten verwüstet. Der Schaden war immens, Hunger und Not an der Tagesordnung.

      Nach dem Tod Martins setzte einer seiner Söhne den Unterricht fort. Viele Bewohner dieser Region konnten bereits lesen und schreiben.

      Not gebiert Großes. Meister Martin Johann Schmidt, der „Kremser Schmidt“, und bedeutendster einheimische Maler, wurde 1718 in Grafenwörth geboren. Er schuf mit seinen Schülern herrliche Werke, die weit über die Grenzen des Landes hinaus Anerkennung fanden. Seine prächtigen Werke begegnen uns allerorts in den Kirchen des Donautals.

      Baumeister Jakob Prandtauer erbaute in dieser Zeit den St. Pöltnerhof in Joching, die Straße am rechten Donauufer wurde verbreitert.

      Doch auch Kriegwirren blieben der neuen Generation nicht erspart. 1704, während der Bayrischen Kriege, gab es wiederum viele Einquartierungen und Plünderungen.

      Die Familien waren teils Schiffer, teils fleißige Winzer, die ihre Weingärten mit Sorgfalt und Liebe betreuten.1728 schmeckte der Most wie Zucker und wegen der großen Weinernte gab es in den folgenden Jahren einen Weinüberschuss, der die Preise gewaltig drückte.

      Die schon im 1349 von Schiffsleuten aus dem Orient eingeschleppte Pest, breitete sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aus. Im Jahr 1730 forderte die Seuche viele Opfer. Familie Notz hatte ebenfalls einige Todesopfer zu beklagen.

      1741 mussten die Wauchaubewohner während des Österreichischen Erbfolgekrieges hohe Kriegstribute nach Dürnstein leisten. Bergleute schürften auf dem Arzberg Zink und Eisenerz, Blei und Kupfer. Die Menschen lernten das in den Kupfersiederein gewonnene Kupfervitriol zur Schädlingsbekämpfung zu verwenden. Mit dem „grünen Süppchen“ besprengten sie die kränkelnden Weinstöcke. Viel Schaden wurde in der Region durch diese glorreiche Entdeckung verhindert.

      1770 wurden die ersten Volkszählungen durchgeführt. Jedes Haus bekam eine Nummer.

      1805 hatte Kaiser Franz, gemeinsam mit den Russen den Kampf gegen Napoleon I. aufgenommen. Dieser rückte in Eilmärschen gegen Wien. Französische Truppen zogen durch Weißenkirchen, Joching, Wösendorf und St. Michael. Das Österreichische Heer wurde bei Ulm geschlagen. Die russischen Truppen unter General Kutusow hatten die Steinerbrücke passiert und sie vor nachrückenden Franzosen in Brand gesetzt. Sie wollten sich so rasch wie möglich mit Russischen und Österreichischen Einheiten in Znaim vereinen. Dass die Franzosen zum Flankenschutz ihrer Truppen drei Divisionen unter Marchall Mortier am linken Donauufer marschieren ließen, war eine absolut unerwartete Überraschung für ihre Gegner. Militärische Verbände trafen bei Dürnstein und Loiben aufeinander. Loiben wurde dreimal erobert und dreimal zurückerobert. Divisionen rückten gegen Dürnstein und Weißenkirchen vor.

      Wiederum litten die Bewohner massiv unter der Besatzungsmacht. Soldaten drangen in Keller ein, berauschten sich und zertrümmerten die Fässer. Den Gemeinden wurde auferlegt, hunderte Eimer Wein in die Lager zu liefern. Die Menschen waren hoffnungslos verschuldet und mussten ein Darlehen aufnehmen.

      Russen und Österreicher, geführt von Feldmarschallleutnant von Schmitt beschlossen, die Franzosen von den Bergen aus anzugreifen. Der ortskundige Jäger von Dürnstein Andreas Bayer führte

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