Ein Leben für den Wein. Inge Elsing-Fitzinger

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Ein Leben für den Wein - Inge Elsing-Fitzinger

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Beste“ schon vor langer Zeit aus Ungarn heraufgebracht. Mittlerweile trugen die Bäume reichliche Früchte, die ein Händler aus Spitz anfangs mit seiner Zille nach Wien brachte, um sie am Naschmarkt zu verkaufen. Später kamen dann andere Händler mit Lastwagen. Große Mengen dieser wunderbar aromatischen Früchte wurden verkauft und besserten meine, doch vor allem die Kasse der fleißigen Eltern etwas auf. Früh morgens schon sammelte ich die während der Nacht abgefallenen Früchte in Körben. Daraus kochte die Mutter köstliche Marmelade für unsere Frühstücksbrote und für Mehlspeisen.“

      Holz schlagen

      „Brennmaterial war eine Kostbarkeit. Am linken Donauufer hatte ein Bekannter des Vaters ein Waldstück gekauft. Dank gegenseitiger Tauschgeschäfte konnten wir dort Brennholz schlagen. Zu Scheitern zerkleinert brachten wir dieses auf unserer Zille über die Donau nach Hause. Mühevoll ruderte ich das schwere Gefährt schon als kleiner Junge durch den mächtigen Strom. Vater steuerte die Zille vom „Kranzel“ aus. Ich saß vorne am Kiel und legte mich tapfer in die Riemen. Eine Ehre war’s für mich, dem Vater dabei helfen zu dürfen.“

      Frischer Fisch

      „Die Fische aus der Donau halfen uns in diesen schweren Zeiten oft über die Runden. Einmal pro Woche fuhren die Jochinger hinaus auf den Fluss und holten diese Leckerbissen aus den Fluten. Man angelte nicht. Mit Stechgabeln bewaffnet stachen die Männer die Fische im damals noch klaren Wasser. Da gab es Hecht, Zingel, Streber, Schrätzer und den Huchen, der ein sehr wohlschmeckendes Fleisch hatte. Natürlich stachen wir auch jede Menge Weißfische. Die hatten zwar sehr viele Gräten, doch Mutter wusste sich zu helfen. Die großen Gräten wurden entfernt, die kleineren blieben drin. Durch den Fleischwolf gedreht, gewürzt, zu Laibchen geformt und gebraten waren sie stets eine vortreffliche Mahlzeit. Jeder im Dorf bekam von den Fischen etwas ab. Diese gehaltvolle Nahrungsergänzung war allen sehr willkommen. Der Viehbestand war ja meist spärlich, vielleicht eine Kuh, wenige Schweine, eine Ziege. Fleisch auf den Tisch zu bekommen war ein Luxus, der selten ausgekostet werden konnte.“

      Unwetter und Missernten

      Die Wachau war seit jeher von Gewittern und Unwettern betroffen. Das eisenhaltige Gestein der Region zieht Blitze besonders stark an. Tobende Unwetter sind meist unausbleiblich.

      Schon im 13., 14. und 15. Jahrhundert kämpften die Menschen gegen die Unbilden der Natur. Diese Schrecken blieben auch in den kommenden Jahrhunderten den Einwohnern des Engtales nicht erspart. Unwetter und Missernten wiederholten sich mit frappierender Regelmäßigkeit. Hagelwetter mit hühnereigroßen Körnern, Heuschreckeninvasionen. Raupen zerstörten 1731 die gesamte Obsternte. Die Bewohner des Donautals hatten nicht nur unter den schweren Kriegswirren, Seuchen, Unwettern und Bränden zu leiden. Der meist ruhig dahinfließende Strom brachte im Laufe der Jahrhunderte oftmals mit seinen reißenden Wassermassen schreckliches Unheil über die Ufergemeinden.

      Am 2. Februar 1862, wurde die Straße bei Haus Buxbaum in Joching 210 Zentimeter hoch überschwemmt. Weitere schwere Überschwemmungen folgten in den Jahren 1869, 1882, 1897, 1899.

      Im Jahre 1868 vernichtete ein Hagelschlag die gesamten Früchte in Wösendorf und Joching. Auch in den Jahren 1881 und 1887 tobten grausige Unwetter in der Region. 1904 folgte eine fürchterliche Trockenperiode. Die Ernte war schlecht. Es gab fast keinen Wein.

      Schon Vater Anton Jamek hatte mit diesen Naturkatastrophen zu kämpfen. Hagelschlag, Vermurungen, Überschwemmungen. 1929 gab es arge Frostschäden. Ein grauenvolles Gewitter im Jahre 1930 richtet massiven Schaden in Weißenkirchen an. Die Ernte wurde zu 100 Prozent vernichtet.

      Zwei Jahre später zerstörte ein Hagelschlag auch in Wösendorf und Joching mehr als 80 Prozent der Weinernte. Sämtliche Wege wurden ausgewaschen. Die Verbindung zu den Nachbarhäusern war völlig lahm gelegt. Ein letzter Versuch mit Raketen dieser Naturgewalt zu Leibe zu rücken schlug fehl.

      Der Schreckenstag allerdings war der 15. Juli 1951. Ein zerstörerisches Unwetter hatte den Grubbach in Weißenkirchen vermurt. Das Wasser strömte querfeldein. Alle sonst wirksamen Rettungsmaßnahmen waren vergeblich gewesen. Die Keller wurden innerhalb kürzester Zeit völlig überschwemmt. Wege und Straßen waren unbefahrbar, der Bahnkörper mit Geröll überschüttet. Ein fürchterlicher Schaden in den Wein – und Obstgärten, in Kellern und Häusern.

      Josef Jamek erinnert sich als ob es gestern gewesen wäre:

      „Strömten die Wassermassen von den Hängen ins Tal, schlüpfte ich hastig in meine Gummistiefel und stürmte zum rückwärtigen Tor. Dort hatten wir eine breite Wasserrinne angelegt, die mit einem Eisendeckel überdeckt war. „Bei normalen Gewittern hatten wir eine wirksame Lösung. Vier eingefräste Löcher an jeder Ecke, ließen die herkömmlichen Regenmengen anstandslos in den Kanal fließen. Bei starken Güssen und großen Wassermassen hievte ich den schweren Deckel hoch. Das Wasser konnte ungehindert in den Schacht und in folge auch abfließen.

       Berge von Rebstöcken, angeschwemmtes Erdreich, Steine und sonstigen Unrat trieb das Wasser immer wieder mit sich. Mit Krampen und Schaufeln ausgerüstet, versuchten wir oft in letzter Minute einem Schicksalsschlag zu entgehen. Meist floss das Wasser dann durch das vordere Tor hinaus und weiter in die Donau.“

      „Jahre später, im Jahre 1954 glich das gesamte Gebiet einem riesigen, brodelnden See. Ein Horrorszenario. Einzige Chance war die Zille, die am Eingangstor befestigt wurde. Ein von der Ortschaft her gespanntes starkes Seil bot die letzte Verbindungsmöglichkeit. An diesem Seil konnte man sich bis zum Ort hinhandeln und auch wieder zurückkommen. Solcherart konnten wir das Nötigste für den Hausrat heranschaffen. Wenigstens unsere Schlafräume waren trocken geblieben.“

      „Während der Kriegsjahre war sonderbarer Weise kein einziges Hochwasser! Scheinbar hat der Herrgott gemeint, wir wären ohnedies schon genug bestraft!“

      Edeltrau Jamek, geborene Eigl

      Edeltraud Eigl wurde am 10. März 1923 in Els geboren.

      „Der Vater war Oberlehrer einer dreiklassigen Volksschule in der kleinen Bauerngemeinde oben in den Bergen des nördlichsten Zipfels der Wachau. Ziemlich stürmisch war es im Winter, aber wunderschön friedlich.

       Mein Bruder Gerhard kam vier Jahre später zur Welt.

       In Els habe ich auch eine dreijährige Volksschule besucht, wo mich der Vater selbst unterrichtete. 1934 zog ich dann zu meinen Großeltern nach Mautern, um in Krems vier Jahre lang die Hauptschule am Hafnerplatz zu besuchen. Anschließend trat ich ins Realgymnasium auf der Ringstrasse ein, wo ich 1941 maturierte.

       Während der Schulzeit habe ich meine besten Freundinnen gefunden. Wir waren fünf Mädeln, die wie Pech und Schwefel zusammen hielten und so ziemlich alles Mögliche und auch Unmögliche gemeinsam machten. Eislaufen, schwimmen, Ausflüge. Es war eine schöne Zeit voll unbeschwerter Heiterkeit. Zum Geburtstag schenkten wir einander Freundschaftsringe. Meinen habe ich bis heute wohlbehütet in einem „Schatzkisterl“ aufbewahrt.

       1937 sollte auch mein Bruder in die höhere Schule nach Krems kommen. Da die Großeltern aber nun auch für das zweite Kind Essensgeld forderten, überstieg

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