Eine Studentin. Peter Schmidt

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Eine Studentin - Peter Schmidt

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      „Finden Sie? Nicht jedem Gesicht sieht man so­fort an, ob es ein Dum­mer­chen ist.“

      Hol­lando wiegte nach­denk­lich den Kopf. Es sah aus, als ver­su­che er ein Grin­sen zu un­ter­drücken.

      „Ich be­ginne zu ver­ste­hen, was Sie da­mit mein­ten, Sie seien bes­ser als alle an­de­ren Kan­dida­ten …“

      „Für einen Domi­ni­ka­ner­mönch ist die kri­ti­sche Ana­lyse un­se­rer ge­sell­schaftli­chen Prob­leme si­cher eines der wich­tig­s­ten An­lie­gen über­haupt. Es war also nicht all­zu schwie­rig, mich da­rauf vor­zu­be­rei­ten.“

      Hollando lehnte sich mit ver­schränk­ten Ar­men im Dreh­stuhl zu­rück – an­schei­nend be­saß das Ding einen Wipp­me­cha­nis­mus – und beug­te sich gleich dar­auf un­er­war­tet nach vorn, die rech­te Hand über den Schreib­tisch ­aus­ge­streckt …

      „Nennen Sie mich ab jetzt doch ein­fach Ce­sare, Ca­rolin! Auf gute Zu­sam­men­ar­beit in mei­ner Ar­beits­gruppe …“

      Sie ver­spür­te ein leich­tes Zit­tern im rech­ten Arm, als sie kurz mit den Fin­ger­spit­zen seine Hand­flä­che be­rührte.

      „Übrigens liegen Sie ganz rich­tig und ich bin wei­ter­hin Do­mi­nika­ner­mönch und kei­nes­wegs ab­trün­nig ge­wor­den“, sagte er. „Auch wenn die Zister­zien­ser mich freund­lich auf­ge­nom­men ha­ben, weil ihr Klos­ter so nahe bei der Uni­ver­si­tät liegt.“

      Ja, ich weiß, dachte sie. Aber nett von dir, das noch mal zu er­wäh­nen. Ganz so, als wä­ren wir bald beste Freunde …

      Carolin fand es faszinierend, wie ihr Bru­der an sei­nen Job heran­ging. Er schien ein wirk­lich be­gab­ter Er­mitt­ler zu sein. Falls man es nicht als zwang­hafte De­tail- und Spu­ren­ver­liebt­heit be­zeich­nen wollte. Von sei­nem Hang, alle nur denk­baren Theo­ri­en über einen Tat­her­gang zu ent­wi­ckeln, ganz ab­ge­se­hen. Er nann­te es Mög­lich­kei­ten­ana­lyse, ein Be­griff, den er in der Wis­sen­schafts­the­orie auf­ge­schnappt hatte. Und der er­folg­reichs­te Er­mitt­ler war im­mer je­ner, der früh­zei­tig alle mög­li­chen Ab­läu­fe und Mo­ti­va­tio­nen er­wog.

      Wenn sie beim Frühstück waren, be­richte­te er ihr manch­mal über den letz­ten Stand sei­ner Er­mitt­lun­gen. Er saß nicht etwa in sei­ner eige­nen Woh­nung eine Etage tie­fer, son­dern lieber bei ihr im Halb­dun­kel un­ter der Dach­schrä­ge.

      Seine Hände umklammerten eine Kaf­fee­tasse und von sei­nem Platz aus, einem Tisch aus der Zeit Mar­tin Lut­hers, konnte man un­ten das See­ufer mit der Stau­mau­er und Al's Do­ra­do See-Ki­osk se­hen. Die Sonne schob sich ge­mäch­lich über den Hü­gel, als ar­bei­te sie alle Par­zellen aus Wie­sen und Laub­wald nach einem fest­leg­ten Plan ab.

      Eine der vier Frauen ohne Ge­dächt­nis war in­zwi­schen ver­stor­ben. Man hatte ihr Auge ge­ne­tisch ab­ge­gli­chen. Der Ge­richts­medi­zi­ner ver­mu­tete eine In­fek­tion, die von der Augen­höhle ins Ge­hirn ge­langt war. Die Art, wie das Auge ent­fernt wor­den war, deu­tete da­ge­gen eher auf Gewal­tein­wir­kung hin.

      Allerdings schien Roberts Vor­gehen gar nicht er­laubt zu sein. Er lud die überleben­den Frau­en ohne Ge­dächt­nis der Reihe nach in den Ver­hör­raum – und jag­te den Rest des Kom­mis­sariats in die Mit­tags­pau­se, damit es kei­ne Zeu­gen für seine Ver­höre gab.

      „Gönnt euch mal ein gutes Es­sen auf meine Kos­ten. Wir haben in den letz­ten Ta­gen vergeblich Da­ten ge­sam­melt wie Kö­ter, die an jedem La­ter­nen­pfahl schnüf­feln. Und was ist da­bei her­aus­ge­kom­men?“

      Es gab zwar Videoaufnah­men von den Ver­hören der Frau­en. Doch die Fil­me wur­den un­ter Ver­schluss ge­hal­ten und Ro­bert be­hielt sei­ne Ge­heim­nisse für sich, falls es wel­che gab. Nur bei ihr woll­te er eine Aus­nah­me ma­chen.

      „Aber du sagst nie­man­dem et­was da­von, Ca­ro­lin?“

      „Und warum erzählst du es ausge­rech­net mir?“

      „Weil ich mit ­jeman­dem dar­ü­ber re­den muss.“

      „Was passiert denn, wenn man von dei­nen – na ja, Ver­hör­me­tho­den er­fährt?“

      „Es könnte mich in Schwie­rig­kei­ten brin­gen.“

      Robert zündete sich eine Ziga­rette an. Er inha­lierte tief den Rauch und blies ihn ge­dan­ken­verlo­ren zur De­cke.

      „Großer Gott …“

      „Sag nicht dauernd ‚großer Gott’, Ca­ro­lin. Sag zwi­schen­durch ein­fach mal ‚lie­ber Him­mel’ …“

      „Hast du nicht kürzlich mit dem Rau­chen auf­ge­hört?“

      „Diese Frauen reden nur, wenn man sie un­ter Druck setzt. Es ist, als sei­en sie blo­ckiert – ir­gend­wie um­pro­gram­miert.“

      Robert schob seine Kaffeetasse bei­seite und ging hin­über zum Schrank.

      Das un­tere Fach war abge­schlos­sen und er zog einen Schlüs­sel­bund aus der Ho­senta­sche. Hin­ter der Schrank­tür be­fand sich – wie Caro­lin jetzt erst ent­deck­te – ein Schließ­fach.

      „Schau dir das mal an“, sagte er und legte ein Vi­deo in das Ab­spiel­gerät auf der An­richte.

      „Was denn, du hast Beweis­mate­rial aus dem Büro mit­ge­nom­men? Ist das denn ge­stat­tet?“

      Robert gab keine Antwort. Er drückte die Taste und drehte am Laut­stär­ke­reg­ler. Dann wand­te er sich lä­chelnd nach ihr um … und so wur­de sie seine ein­zi­ge Ver­trau­te bei den Er­mitt­lun­gen.

      Vier Frauen

      „Wir haben inzwischen alle Opfer iden­ti­fi­zie­rt“, sag­te Ro­bert. „Das vierte erst dank deiner Hil­fe.

      Die Frau mit den blauen Flecken am Kör­per, die ge­ra­de ver­stor­ben ist, war Non­ne in ei­nem Klos­ter bei Köln und nur zu Be­such in der Stadt. Ihr Name ist Eli­sa­beth Her­schel. Im Or­den wurde sie Beta ge­nannt. Es gibt kei­nen Hin­weis auf einen Lieb­ha­ber – was ja auch bei je­man­dem, der sein Le­ben Gott ge­weiht hat, eher nicht zu er­war­ten ist …

      Manuela Winters, deine Kom­mi­lito­nin, dürf­te das erste der vier Op­fer ge­wesen sein, denn seit­dem sie ver­schwun­den ist, hat sie nach Aus­kunft von Stu­dien­kol­le­gen außer­or­dent­lich stark ab­ge­nom­men. So et­was wä­re nicht in ei­ner Wo­che mög­lich ge­we­sen. Sie ist das Opfer, das an­dau­ernd ob­szöne Sätze wie­der­holt, so­bald sie mit sich allein ist. Zwang­haft, wohl eine Art Tick.

      Das dritte Op­fer ist eine Bür­ger- und Frau­en­recht­lerin na­mens Eri­ka Haard – du musst dir all die Na­men übri­gens

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