Anele - Der Winter ist kalt in Afrika. Marian Liebknecht

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Anele - Der Winter ist kalt in Afrika - Marian Liebknecht

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später vielleicht, noch einen Schluck Wein?“ Ohne die Antwort abzuwarten schenkte Piet nach.

      „Na, wie war das mit deiner Ehe? Viel hast du ja bisher nicht gesagt, Herr Schweigsam. Hast du Kinder?“ fragte er ziemlich direkt, was Philipp vor allem deshalb verwunderte, da Piet offenbar selbst Probleme hatte, über seine Ehe zu reden. Aber vielleicht war das eine Art Flucht nach vorne.

      „Ich habe ziemlich früh geheiratet“, begann Philipp, „und weiß bis heute eigentlich nicht, warum ich geschieden bin. Interessiert dich die Geschichte wirklich?“ Er nahm einen Schluck Wein.

      „Hätte ich sonst gefragt?“, antwortete Piet.

      „Ich habe geheiratet, als ich zwanzig war“, begann Philipp, „danach kam die schönste Zeit meines Lebens. Eheglück, bald darauf ein Kind. So ging es fast zehn Jahre. Dann wurde Sarah wieder schwanger.“

      „Sie hieß Sarah, wie unsere nette kleine Krankenschwester im Kurs“, bemerkte Piet.

      Philipp biss sich auf die Zunge, dass ihm der Name heraus gerutscht war, ließ sich aber nichts anmerken.

      „Ach ja, richtig. Also, ich werde nie verstehen, warum sie dieses zweite Kind nicht wollte. Ab dem Zeitpunkt, als sie es erwartete, wurde sie ganz anders als vorher. Man konnte nicht mit ihr reden, jedes Gespräch endete in grundlosen Streitereien. Und dann hat sie etwas getan, das ich nie verstehen werde. Eines Abends hat sie mir plötzlich eröffnet, dass sie abgetrieben hat. Ich habe geglaubt, meinen Ohren nicht zu trauen, habe sie gefragt, warum sie nicht vorher mit mir geredet hat, da es ja nicht nur ihr Kind war, sondern auch meines. Aber sie hat sich nur eingesperrt und geweint. Ab diesem Zeitpunkt ist sie nachts nicht mehr zu mir ins Schlafzimmer gekommen, sondern hat im Gästezimmer übernachtet. Im Grunde haben wir seither nicht mehr geredet. Sie sagte mir nur noch, dass sie sich scheiden lassen wolle, die Bedingungen seien ihr egal. Ich habe der Scheidung schließlich zugestimmt, obwohl ich nicht wusste, wie mir geschah. Es wäre auch sinnlos gewesen, sich dagegen zu wehren, nach einiger Zeit der Trennung ist die Scheidung ohnehin nicht zu verhindern. Unsere Tochter Julia blieb bei mir. Meine Frau hatte nichts dagegen.“ Er nahm noch einen Schluck Wein, da er nichts mehr zu sagen wusste. „Tja, das war meine Ehe, mehr gibt’s nicht, Fortsetzung mit Happy Ende fehlt.“ Durch das Reden über diese Dinge war Philipp momentan den Tränen nahe, fühlte sich aber auch seltsam erleichtert.

      „Und du hast keine Ahnung, was mit deiner Frau damals war, vielleicht war sie krank und hat nichts gesagt“, sagte Piet.

      „Ich weiß keinen Grund, warum sie sich so hätte verhalten sollen, wir haben ja über alles geredet. Außerdem ist es nicht so, dass ich sie seither nicht mehr gesehen hätte, und sie machte nie den Eindruck, ernsthaft erkrankt zu sein“, sagte Piet.

      „Vielleicht eine psychische Krankheit, Depressionen. Eine Schwangerschaft kann das manchmal auslösen“, setzte Piet seine Vermutungen fort.

      „So starke Depressionen, dass sie abtreibt, ohne mit mir vorher zu reden und sich anschließend unverzüglich scheiden lässt? Ehrlich gesagt, möchte ich mir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, das habe ich lange genug jeden Tag getan. Jetzt will ich es nicht mehr wissen, es hat keine Bedeutung mehr für mich, ich habe damit abgeschlossen. Damals wollte sie mir nichts sagen, jetzt will ich nichts mehr hören.“

      „Das klingt, als hättest du die Möglichkeit, sie zu fragen, was damals passiert ist, willst es aber nicht tun“, stellte Piet fest. Philipp fragte sich, ob dieser Holländer den sechsten Sinn hatte, oder ob sich aus dem, was er gesagt hatte, wirklich diese Schlussfolgerung ergab. Zum Glück sprach Piet weiter, ohne auf eine Antwort von Philipp zu warten.

      „Hast du ihr vielleicht einen Grund gegeben, so zu reagieren?“

      „Du meinst, ob ich sie betrogen habe? Glaubst du wirklich, ich würde dir diese ganze Geschichte erzählen und dabei verschweigen, dass ich der bin, der es faustdick hinter den Ohren hat?“ entrüstete Philipp sich.

      „Na, na, es muss ja nicht gleich Ehebruch sein, vielleicht ein bisschen vernachlässigt, zu viel zu tun oder so was. Frauen reagieren auf so was oft mit völligem Unverständnis, unberechenbar, reden oft gar nicht vorher, drehen plötzlich durch, das kommt immer wieder vor:“ sagte Piet.

      „Oh, da sitzt mir ein absoluter Frauenexperte gegenüber und ich habe es bisher gar nicht gemerkt“, erwiderte Philipp und beide mussten lachen.

      „Ja, die Frauen, das ist eine eigene Geschichte“, sagte Piet sinnierend.

      „Wie war eigentlich deine Ehe und woran ist deine Frau gestorben?“, fragte Philipp plötzlich, da er das Recht zu haben glaubte, auch etwas mehr zu erfahren, nachdem er selbst Einiges von sich erzählt hatte.

      Piet wurde ernst. „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe meine Frau in Holland kennen gelernt, kurz nachdem ich zu arbeiten begonnen hatte, und wir hatten eine glückliche Ehe. Dann passierte dieser furchtbare Unfall und seit damals bin ich wieder allein und habe auch keine Ambitionen, diesen Zustand zu ändern. Ein Jahr nach dem Unfall ging ich nach Österreich, ein Intermezzo, das demnächst zu Ende sein wird, wie ich hoffe.“

      „Das tut mir leid!“ Philipp fiel nichts besseres ein, er meinte es aber ehrlich. Dennoch kam es ihm irgendwie seltsam vor, dass Piet so gar nichts Genaueres darüber sagen wollte. Immerhin war es schon sehr lange her und er war ja auch sonst nicht gerade ein wortkarger Typ.

      „Komm, wir trinken noch ein Glas!“, sagte Piet plötzlich, und schenkte nach. Philipp, der normalerweise nach zwei Gläsern Schluss machte, ließ sich überreden, vor allem da Protest ohnehin nutzlos gewesen wäre.

      „Wir müssen auf unsere bevorstehende gemeinsame Zeit in Afrika trinken. Schließlich werden wir, wenn ich es richtig verstanden habe, ziemlich eng zusammen arbeiten. Du organisierst die ganze Genossenschaft samt dem Kreditkram und ich werde mich um die Maschinen kümmern. Zum Wohl!“ Sie stießen an. Der italienische Wein, den sie tranken, lief hinunter wie Öl, Piet schien sich darin gut auszukennen.

      „Also ganz ehrlich“, sagte Piet, „ich kann mir unter der ganzen Sache noch gar nichts vorstellen. Irgendwie ist es ein richtiges Abenteuer.“

      „Mir geht’s genauso. Ich hoffe nur, dass ich meiner Aufgabe dort unten auch gewachsen bin. Bisher habe ich noch nie versucht, vollkommen selbständig etwas auf die Beine zu stellen“, erwiderte Philipp.

      „Du wirst doch keine Angst haben, das schaffst du mit links, außerdem bin ich ja schließlich auch noch da. Wo zwei Köpfe etwas prüfen, da kann nichts schief gehen. Also, ich freu‘ mich schon auf unsere gemeinsame Arbeit dort unten. Komm‘, spielen wir noch eine Partie Schach!“ sagte Piet und begann, die Figuren neu aufzustellen.

      „Nach der Partie muss ich aber los“, bemerkte Philipp. Wenn er auch noch nicht alles von Piet wusste und dieser sicher auch seine Ecken und Kanten haben würde, so konnte er sich doch vorstellen, dass sie beide bestens miteinander auskommen und sich in Afrika gut ergänzen würden. Langsam wurde ihm bewusst, dass dieses Afrika, dem sie alle entgegen fieberten, nicht nur eine Idee war, sondern dass es kommen würde, was immer es auch bringen mochte.

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