Franzi und die Ponys - Band IV. Eike Ruckenbrod
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„So ist es fein. Braves Pony“, lobte sie ihn und lief voraus.
Bergab war es lange nicht so beschwerlich und bald sahen sie den Wagen mit dem Anhänger. Franzi winkte freudestrahlend.
Plötzlich blieb Svartur wie angewurzelt stehen und riss den Kopf hoch. Verwundert drehte Franzi sich um.
„Was ist? Wovor hast du denn Angst?“
Geräuschvoll zog das Pony die Luft in seine bebenden Nüstern.
Oh Mist. Er hat Panik vor dem Hänger.
Franzi blickte hilfesuchend zu Mojo. Der stieg aus dem Jeep und eilte auf die beiden zu.
„Was ist? Warum geht er nicht weiter?“
„Er hat Angst vor dem Hänger, wegen vorhin.“
Mojo streichelte nachdenklich Svarturs zottiges Fell. „Da gibt‘s doch einige Tricks, ein Pferd in den Hänger zu bekommen, oder?“, fragte er.
„Na klar: Augen verbinden, Longe einsetzen, hineinprügeln, betäuben. Such‘ dir was aus!“, forderte sie ihren Bruder ironisch auf.
„Gib den Jungen mal her!“ Mojo nahm das Seil und zog kräftig daran. Svartur stemmte seine Hufe in den Schnee und reckte den Hals lang.
„Das bringt doch nichts, da weicht er eher noch nach hinten aus.“ Franzi übernahm wieder das Seil und führte ihn ein paar Volten. Unauffällig, immer ein Stückchen weiter zum Hänger hin. Das brachte sie aber auch nicht viel näher heran.
„Holst du mir meinen Stock aus dem Wagen?“, fragte sie ihren Bruder.
Franzi versuchte nun, das Pony vorwärts zu bekommen, indem sie ihn mit dem Stock antippte, aber er wich zurück. Auch mit Seilschwingen hatte sie keinen Erfolg. Als sie zu viel Druck aufbaute, bäumte sich Svartur auf und riss ihr fast den Strick aus der Hand. Nach ein paar Versuchen gab sie resigniert auf.
„Es hat keinen Wert. Unter Zeitdruck kann man kein Pony verladen und schon gar nicht eines, das gerade so schlechte Erfahrungen gemacht hat. Wir müssen uns eine andere Lösung überlegen. Wie weit ist es noch zum Hof? Wie lange ist es noch hell?“
Mojo ahnte, worauf sie hinaus wollte und meinte: „Mit dem Auto noch eine halbe Stunde, aber ich weiß nicht, ob ein Weg freigeräumt ist, den du reiten kannst. Wenn wir Glück haben, ist es noch eine gute Stunde hell.“
Franzi nickte schweigend. „Aber du kennst dich doch gar nicht aus, wie willst du denn den Weg finden?“, fragte Mojo sorgenvoll und fügte leise hinzu: „Mutti bringt mich um.“
„Olli muss uns helfen.“ Franzi zog ihr Handy aus der Tasche und rief ihn an. Sie ließ es lange klingeln. „Mist, er geht nicht ran. Hast du eine Landkarte dabei?“ Mojo nickte gerade, als sich ein Mann mit einem weißen, großen Hund an sie wandte:
„Kann ich euch helfen?“, fragte er freundlich. Die Vierbeiner berochen sich neugierig. Die Hündin duckte sich spielerisch und bellte. Svartur schüttelte seinen Kopf so wild, dass die Mähne hochflog. Franzi lächelte. „Kennen Sie zufällig den Ponyhof Triptrab?“ Der Spaziergänger runzelte die Stirn. „Weißt du, wie die Besitzer heißen?“, fragte er.
„Margarete Knoll.“
„Knoll, Knoll ... ja, natürlich, die ist die Tochter von Oberst Adelbert Knoll. Das ist der alte Pferdehof.
Mit dem Auto circa eine halbe Stunde von hier. Wir hatten früher auch Pferde ...“
„Ja, genau, der ist es“, fiel ihm Franzi ins Wort und strahlte. „Gibt es einen Weg dorthin, den ich reiten kann? Einer, der geräumt ist?“
Der Mann ließ einen nachdenklichen Blick auf seinem bildschönen Schäferhund ruhen, bevor er antwortete. „Der Weg, der am Wald entlang führt, ist geräumt. Fünfzig Meter, dann kommt eine Gabelung, an der musst du auf der Loipe weiter reiten, die durch den Wald führt. Der Hof müsste auch irgendwann ausgeschildert sein.“
Franzi bedankte sich erleichtert, drückte ihrem Bruder den Strick in die Hand und eilte zum Hänger, um Sattel und Zaumzeug zu holen. Fix sattelte und trenste sie das Pony auf.
„Nimm eine Taschenlampe mit!“, forderte Mojo sie auf.
„Die ist im Koffer.“
„Hol sie! Falls es doch aus irgendwelchen Gründen später wird.“
Franzi nickte und schlüpfte in den Wagen. Sie steckte die Taschenlampe und eine Packung Kekse in die Jackentasche, zog sich frische Socken und Thermoreitstiefel an und schnappte ihren Helm.
„Du kannst vorfahren, mein Zeug ausladen, Frau Knoll und Olli Bescheid sagen und dann Auto und Hänger zurückbringen. Du brauchst nicht auf mich zu warten.“
„Okay, aber ruf‘ gleich an, wenn du beim Hof bist!“ Mojo hielt ihr die Zügel entgegen.
„Danke für alles, Bruderherz. Und erzähl‘ Mutti bitte nichts.“ Franzi warf ihrem Bruder flehende Blicke zu, setzte den Helm auf und schwang sich auf Svarturs Rücken.
„Wie willst du hier wieder rauskommen?“ Sorgenvoll schaute sie die schmale Straße entlang.
„Kümmer dich nicht um mich! Ich schaff‘ das schon. Und wenn ich den Anhänger abkopple, ihn drehe und rausziehe. Beeil dich lieber!“
„Ich bin ja auch noch da“, meinte der freundliche Spaziergänger und lächelte. Franzi nickte erleichtert, winkte den Männern zu und ritt los.
Bald war sie auf dem beschriebenen Weg und galoppierte bis zur Weggabelung.
Das muss die Kreuzung sein, die der Mann gemeint hat. Hier beginnt die Loipe. Ich werde zwischen den Spuren bleiben, dass Svartur nicht alles zertrampelt.
Sie schob ihr Becken vor, legte die Beine kurz ans Pony und Svartur töltete los.
Je länger sie ritten, desto mehr entspannte sie sich und fing an, den Ritt durch die verschneite Landschaft zu genießen.
Eine dicke Schneeschicht drückte die Zweige der Tannen hinunter. Überall entdeckte sie Wildspuren, die quer durch den Wald führten. Kleine weiße Wolken bildeten sich bei jedem Atemzug vor Svarturs Nüstern.
So kommt man unverhofft zu einem superschönen Ausritt, dachte Franzi gerade, als von hinten ein Langläufer angesaust kam. Geräuschlos zischte er auf sie zu. Als der Wallach ihn wahrnahm, sprang er erschrocken zur Seite. Franzi zog blitzschnell an einem Zügel ihrer „Notbremse“ und ließ ihn kurz darauf am langen Zügel stehen.
„Na, so was hast du noch nicht gesehen, oder?“, fragte sie ihr Pony und grüßte den sportlichen Mann. Der nickte ihr mit bösem Blick zu, schimpfte aber nicht darüber, dass sie in der Loipe ritt, sondern lief kraftvoll weiter. Svartur blickte mit hoch erhobenem Haupt dem Wintersportler hinterher. Geräuschvoll sog er Luft ein.
„Komm weiter!“ Der Wallach warf seinen Kopf hin und her und lief dem Mann zügig hinterher.
Jetzt ist er wach, stellte Franzi fest und versuchte,