Parkbank ins Leben. Frank W. Kolbe
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Parkbank ins Leben - Frank W. Kolbe страница 8
Haben ihn all die Ereignisse heute so beeinflusst, dass sein Leben sich bereits geändert hatte? Hatten diese ganzen Menschen und Eindrücke den Einfluss, seine Gedanken zu verändern? Es musste so sein, denn warum sonst würde er nun solche Träume haben und nicht mehr die von früher, die doch viel anspruchsvoller waren. Er war fasziniert und nun glaubte Marc an eine Eingebung, die er bekommen hatte. Seine Gedanken waren vielleicht der Schlüssel zu einem besseren Leben. Schon der Obdachlose sagte zu ihm, dass er seine Träume in den Vordergrund stellen sollte und nicht seine Erinnerungen. Die Menschen wurden schon immer von utopischen Vorstellungen angetrieben und nur dank einzelner, die an diese Utopien glaubten, können wir heute mit anderen Menschen telefonieren, autofahren, fliegen, im Internet surfen, das Licht anmachen und noch einiges mehr. Utopien, die sich zum Teil als die größten Erfindungen der Geschichte herausstellten. Und alles ist in den Köpfen der Menschen entstanden, aus Gedanken. Wenn man sich ein Ziel in den Kopf setzt, dass man unbedingt erreichen möchte, was aber fast unmöglich ist, kann man es auch erreichen. Es ist schon vielen Menschen gelungen, weil sie daran glaubten.
Doch konnte auch er seine Träume verwirklichen? Vielleicht begann wirklich alles da oben, weit oben im Weltall. War es vielleicht Gott, dem man von seinen Träumen erzählen sollte, damit sie Wirklichkeit werden, oder waren es die Engel? Gibt es Gott überhaupt? Marc stellte sich vor, dass Gott etwas ist, dass sich zusammenfügt aus dem Glauben der einzelnen Religionen und aus dem Glauben der Menschen, die zwar an etwas glaubten, aber einen Gott, wie wir ihn kennen, nicht verstehen und akzeptieren wollten. Es war eine schöne Vorstellung, dass sich in diesem Wesen, das wir Gott nennen, alle Hoffnungen und Wünsche der Menschen spiegelten. Eine Gestalt, die zwar einzigartig ist, welche sich aber dennoch für jeden einzelnen Menschen anders darstellte. Und wo ist dieses Wesen, diese Energie? Wenn man betet richtet man seine Gedanken nach oben. Aber es wird gesagt, dass Gott überall ist, überall um uns herum. Marc erinnerte sich an einen Spruch aus seinem Konfirmandenunterricht. Die Pastorin bat alle, darüber nachzudenken, und ihr zu sagen, was dieser Spruch bedeutet. Marc wusste es nicht mehr ganz genau, aber so ungefähr konnte er den Spruch wiederholen:
„Spalte ein Stück Holz
und ich bin da.
Hebe einen Stein
und du wirst mich finden.“
War dieser Spruch aus der Bibel? Marc erinnerte sich nicht mehr, aber wollte nun endlich versuchen, das Rätsel zu lösen. Damals hatte er seiner Pastorin gebeichtet, dass er es einfach nicht verstehen konnte, welcher Sinn darin lag. Heute allerdings schien es ihm einfacher die Worte zu deuten. Sein Blick fiel auf die Bank auf der er saß und er betrachtete einen ganz kleinen Spalt im Holz. Vorsichtig fuhr er mit seinem Finger daran entlang und dachte daran, dass dieses Holz einmal ein Baum war, bevor man es benutzte und Bank nannte. Ein Baum voller Kraft und Leben. Dann sah er auf den Boden und nahm sich einen der kleinen Steine, die im Sand des Weges lagen. Als er ihn aufhob fragte er sich, ob er ihn nun gefunden hat. Marc schaute sich die Stelle an, an der er den Stein weggenommen hatte. Ein Abdruck war zu sehen, ein fester, runder Abdruck im festen Sand.
Nun wurde es ihm klar. Wenn ein kleiner Stein, den er zwischen zwei Fingern halten konnte, die Macht und die Kraft hatte, diese Erde zu formen und somit dieser Welt an einer kleinen Stelle ein anderes Aussehen zu geben, sollte auch er und jeder andere Mensch in der Lage sein, seinem Leben eine Form zu geben. Er schaute sich noch einmal den Spalt in der Bank an und erkannte nun, welch eine Kraft notwendig ist, um das Holz so zu spalten. Wind, Sonne und Regen waren dafür verantwortlich. Drei Kräfte, die eigentlich gar nicht greifbar waren, aber die dieses Holz bearbeiteten und so ihre Kraft zeigten. In der anderen Hand rollte er den Stein hin und her und merkte auch hier, dass der Wind und der Regen ihm eine runde Oberfläche gegeben hatten.
Marc war erstaunt über diese vielen Gedanken, die er sich machte. Er dachte über Dinge nach, die er vorher als vollkommen normal hinnahm und er erkannte, dass sie alles andere als normal sind, wenn man sich nur damit beschäftigte und sie zu einem Teil des Lebens wurden. So viele unscheinbare Dinge, die nun wie Wunder schienen und eine Größe annahmen, wie das Leben selbst. Wie viele Kuhlen im Boden, die durch Steine entstanden sind, mag er schon gesehen haben und wie oft schon ist er darüber hergelaufen. Nie hat er sie beachtet oder sich gar Gedanken darüber gemacht und nun gab ihm eine der kleinen Kuhlen die Antwort auf eine ganz wichtige Frage, die er sich bewusst nie gestellt hatte. Er selbst muss seinem Leben eine Form geben und nur er konnte entscheiden, ob diese Form spitz und schmerzhaft ist oder rund und harmonisch sein sollte.
Kapitel 8
Marc legte den Stein wieder zurück in das kleine Loch und versuchte erst einmal seine Gedanken zu beenden. Er merkte, dass er von den enorm vielen gedanklichen Eindrücken Kopfschmerzen bekam und schaute sich um. Die Sonne schien in sein Gesicht und die Wärme streichelte langsam die Schmerzen aus seinem Kopf.
Auf der Parkbank, schräg gegenüber von ihm, die ein paar Meter entfernt stand, da wo die Baumreihe begann, neben der Wiese, saßen zwei junge Männer, die ungefähr so alt waren wie er. Sie unterhielten sich und lachten so laut, dass Marc es hörte. Er selbst konnte gar nicht so laut lachen, aber er musste grinsen als er das sah und hörte. Er wusste nicht warum, aber irgendwie steckte ihn das Lachen an. Auf der Wiese vor ihm lag eine Frau im Bikini, um sich zu sonnen. Schwimmen durfte man nicht. Aber man konnte an den kleinen Strand gehen und mit den Füßen ins Wasser. Noch immer waren auf dem Spielplatz Kinder mit ihren Eltern und ein leichter Windhauch, der die Trauerweide über ihn leise flüstern ließ, strich ihm durchs Gesicht. Er fühlte sich gut, richtig gut und er glaubte, dass er irgendwie glücklich war.
Seine Faszination über diesen Tag hielt an und er wollte sich alles notieren, um nichts zu vergessen. Marc glaubte, in allem, was heute geschehen ist, eine Verbindung zu finden, eine Kette von Ereignissen, die sich in irgendeinem Punkt wieder zusammenfügte. Diesen Punkt wollte er finden und damit sein Kopf freier wurde für seine Suche, nahm er aus seinem Rucksack einen Block, skizzierte den Park und notierte sich dort einige Punkte. Diesen Punkten fügte er auf einem weiteren Zettel ein paar Stichwörter zu, damit er auch nichts von allem vergisst.
Er betrachtete sich sein Werk und war begeistert davon, wie gut er den Park von oben darstellen konnte. Er war kein kartografisches Genie, aber jeder hätte den Park wiedererkannt. Er legte den Block wieder zurück in seinen Rucksack und beobachtete das Geschehen. Die beiden jungen Männer auf der Bank gegenüber gingen Hand in Hand an Marc vorbei und er musste schmunzeln.