Der Fluch von Azincourt Buch 2. Peter Urban

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Der Fluch von Azincourt Buch 2 - Peter Urban

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reich und mächtig machen, so wie einst Samuel der Weise den David in höchster Not unsterblich machte, damit er den Stamm Judah einen und retten konnte, um ihn aus Unterdrückung und Sklaverei zu höchster Macht zu führen. Dies ist das Gebot des Stammvaters Abraham, den Thoth lehrte, was einst Noah seinen Sohn Ham lehrte und Ham seinen Sohn Mizraim und Mizraim seinen Sohn Naphtuhim und dieser wieder lehrte seinen Sohn Ahmar,der Kom lehrte, der mit Serket, der Tochter des silbernen Mondlichts den Thoth selbst zeugte.“

      Sie entzifferte langsam die klare, präzise Handschrift in aramäischer Sprache.....dann fanden sie den kleinen, silbernen Zylinder, in dem sich in tausend winzige, perlweiß glänzende Splitter zerschlagen der Lapis befand, den offensichtlich der erste Großmeister des Ordens zusammen mit seinem Neffen Bernard de Clairvaux geschaffen hatte.

      Doch die Abschrift und Übersetzung der uralten Schriftrolle in die lateinische Sprache, die Bernard der Einfachheit halber für seine drei Vettern angefertigt hatte und die von Jacques de Molay in seinem schrecklichen Testament so detailliert beschrieben worden war, war verschwunden...genauso, wie der junge Tempelritter, der sich sieben Jahre zuvor König Diniz von Portugal und Arnoldo de Villanova anvertraut hatte.

      Dies waren nun die Nachfolger der Nachfolger jener geheimnisvollen Ordensherren, die hinter den unbezwingbaren Mauern ihrer Festung von Roncal die Truhe von Jacques de Molay geöffnet hatten und die der Herzog Ambrosius Arzhur de Cornouailles zusammenrief, um über den Diebstahl von Saint Jacques de la Boucherie und seine Folgen zu beratschlagen.

      Während Sidonius langsam anfing zu begreifen, was für ein sonderbares Zauberbuch der gütige und unscheinbare Meister Flamel wirklich mit in sein Grab genommen hatte, lebte er weiter in seinem schönen Gästezimmer des Palas und genoss den Zugang zur Sammlung alter Handschriften seines Herren Ambrosius Arzhur. Er speiste mit dem Herzog, Maeliennyd, den Drouiz und Guy de Chaulliac an der herzoglichen Tafel und nachdem sie ihre anfängliche Scheu und Zurückhaltung überwunden hatten, setzten die Weisen des Hofes von Concarneau sich sogar oft mit ihm zusammen und diskutierten. Natürlich war seine kleine Wissenschaft, die er sich in drei kurzen Jahren bei den Benediktinern und am Collegium Sorbonianum angeeignet hatte nichts im Vergleich zu ihrer Gelehrsamkeit, doch sie kannten alle die Geschichte, wie Marzhin, St.Columba die Hand gereicht und Sidonius’ Orden einen Platz in Cornouailles und in Breizh angeboten hatte. Sie erkannten schnell, dass der junge Mann unter seiner schwarzen Kutte immer noch Szenec, der Sohn von Meister Juizig dem Fischer war und Ambrosius Arzhur ohne je zu wanken und über die Grenzen der Religion hinweg die Treue hielt.

      Manchmal tauschte der Benediktiner sein Ordensgewand gegen praktischere Kleidung und ritt mit der Herzogin und ihren Damen auf die Falkenjagd. Maeliennyd Glyn Dwyr war ihm gewogen, seit Sévran seinen Vater am Morgen nach der Vision von Azincourt gebeten hatte, den jungen Szenec und dessen Mutter seinem persönlichen Schutz zu unterstellen. Sie erinnerte sich gerne daran zurück, wie eng ihr Jüngster und der Sohn des Fischers befreundet gewesen waren und natürlich auch an die unbefangenen Spiele der Kinder, die sie oft heimlich und amüsiert beobachtet hatte.

      Während Ambrosius Arzhur seinen Hof für den Winter von Concarneau nach Rusquec und in den Uhel Koad verlegte, waren endlich die gelehrtesten Mitglieder des Ordens von Santiago eingetroffen, oder hatten zumindest einen designierten Stellvertreter mit Handlungsvollmacht geschickt. Sidonius war tief beeindruckt, als man ihm diese außergewöhnliche Gruppe vorstellte, die über das höchste Wissen der Welt wachte. Anstelle des jungen Herzogs von Mailand, Philipo Maria Visconti war seine Schwester Valentina gekommen, die Gemahlin des ermordeten Herzogs von Orleans und eine außergewöhnlich gelehrte Frau, für die weder die Magie, noch die Wissenschaften der Natur Geheimnisse bargen. Den Herrscher von Savoyen vertrat eine andere erstaunliche Frau; Christine de Pisan, die Schriftstellerin und Astronomin. Sie lebte und arbeitete zwar schon seit vielen Jahren in Paris, weil ihr Vater seinerzeit als Astronom an den Hof von König Charles V. von Frankreich berufen worden war, doch sie hatte ihre italienischen Wurzeln nie vergessen. Yolande d’Aragón, die künftige Schwiegermutter des Dauphin Charles de Ponthieu, war selbst die kurze Strecke aus Angers an den Ufern der Loire nach Rusquec in Cornouailles gereist. Auch Professor Pawel W?odkowic, der hochgelehrte Rektor der Universität von Krakau, der auf dem Konzil von Konstanz im Jahr 1415 vehement die Interessen Polens gegen die Ritter des Deutschen Ordens verteidigt und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen verlangt hatte, hatte trotz seines fortgeschrittenen Alters den langen Weg aus dem Osten auf sich genommen. Er war gemeinsam mit dem geheimnisvollen Christian Rosenkreutz und Johannes Nyder, einem schweigsamen, finster wirkenden Dominikaner eingetroffen.

      Der weiteste und gefährlichste Weg war jedoch von einem Mann zurückgelegt worden, dessen Gesicht deutlich die Zeichen des Islams trugen; Yussef Aben Zeragh, Prinz der Benij Serai. Er kam aus Cordoba im maurischen Teil Spaniens - Al Andalus - und er hatte alleine reiten müssen, um die Aufmerksamkeit seiner christlichen, spanischen Feinde nicht auf sich zu ziehen. Obwohl Aben Zeragh das jüngste Mitglied des Ordens war und mit seinen breiten Schultern, Narben im Gesicht und den vom Führen eines Schwertes schwieligen Händen mehr einem Krieger, als einem Gelehrten glich, war er doch der amtierende Großmeister von Santiago. Sein Wissen schien grenzenlos und ging offensichtlich weit über die Kunst hinaus, deren Ambrosius Arzhur als Meur Drouiz oder Christian Rosenkreutz als Magier sich rühmen konnten.

      Prinz Aben Zeragh stand einer mysteriösen Schule vor, die als die „Schwarze Schule von Granada“’ bekannt gewesen war und an der einst der verruchte Erzbischof Pedro Muñoz die Kunst der Nekromantie studiert hatte. Doch ähnlich, wie der Orden der Ritter von Santiago hatte sich auch die „Schwarze Schule von Cordoba“ nach der Schlacht von Navas de Tolosa vor den Augen der Welt versteckt , und niemand – nicht einmal Ambrosius Arzhur, der Sidonius zuvor in einer langen Sommernacht die ganze Geschichte des Ordens von Santiago anvertraut hatte - wollte auch nur ein Sterbenswörtchen mehr verraten, obwohl alle offensichtlich sehr genau darüber Bescheid wussten, was man an dieser Schule lehrte und wo sie sich befand.

      Die beiden letzten Ritter von Santiago waren Don Pablo de Santa Maria, ein konvertierter Jude, Bischof von Burgos und Kanzler des Königreiches Kastilien und Leon und Hayyim Ibn Musa, der berühmte Kabbalist und Schatzmeister des Kalifen von Granada.

      Die Nachricht, dass zuerst ein Unbekannter die Übersetzung der Handschrift von Abraham Eleazar aus dem Grab des erst kürzlich verstorbenen Nicolas Flamel gestohlen hatte, um sie dann dem Herren von Champtocé, einem gewissen Jean de Craon zu bringen, traf die Mitglieder des Geheimbundes, wie ein Schlag.

      Für Sidonius war alles zuerst nicht viel mehr gewesen, als eine erbärmliche Grabschändung und ein geheimnisvolles Buch. Inzwischen begriff er, das nicht nur der Diebstahl selbst das große Problem darstellte, sondern ganz besonders der neue, unrechtmäßige Besitzer der unheimlichen Übersetzung.

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