Ein Platz in meinem Herzen. Patrick Osborn

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Ein Platz in meinem Herzen - Patrick Osborn

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      „Der Vorschlag gefällt mir“, antwortete ich. Deine Mutter faszinierte mich. Nicht nur, weil sie mich auf der Party nicht erkannt hatte. Ich war mir sicher, dass sie mich als Mensch mochte und nicht den erfolgreichen Autoren. Zum ersten Mal war es mir möglich, mich einem Menschen zu öffnen.

      Ich holte eine Flasche Champagner aus dem Picknickkorb, öffnete sie und goss zwei Gläser ein. Eines reichte ich deiner Mutter.

      „Auf `Die dunkle Seite des Herzens´ und auf eine bezaubernde Frau.“ Wir prosteten uns zu und genossen noch eine Weile das Plätschern des Wassers, das an die Planken des Bootes stieß.

      Deine Mutter war es auch, die mich ermutigte, wieder den Kontakt zu meinem Vater herzustellen. Wir saßen in unserem Lieblingsrestaurant und genossen die Küche Louisianas, als sie auf dieses Thema zu sprechen kam.

      „Ich finde, ihr habt euch lange genug angeschwiegen. Möchtest du nie wieder mit deinem Vater ein Wort wechseln? Glaub mir, Oliver, es kommt der Tag, an dem du diese Einstellung bereuen wirst.“ Tief in meinem Innersten wusste ich, dass sie Recht hatte. Auch ich hatte schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt, meinen Vater anzurufen, den ersten und vielleicht auch entscheidenden Schritt zu wagen. Doch männlicher Stolz kann viele Brücken zerstören, mein Sohn. Ich wollte, dass er den ersten Schritt unternahm, und war nicht bereit, ihm entgegenzugehen. So wie er damals nicht bereit gewesen war, meine Entscheidung zu akzeptieren Schriftsteller zu werden.

      „Ich glaube nicht, dass das etwas bringt. Du kennst den alten Sturkopf nicht“, antwortete ich wenig überzeugend.

      „Aber ich kenne dich, Oliver. Jedes Mal, wenn wir auf das Thema zu sprechen kommen, weichst du mir aus. Ich bin mir sicher, dass dein Vater nur auf ein Zeichen von dir wartet.“ Irgendetwas an ihrer Stimme ließ mich hellhörig werden.

      „Woher willst du das wissen?“, fragte ich und ahnte, was als Antwort folgen würde.

      „Sei mir bitte nicht böse, Oliver. Aber vor ein paar Tagen habe ich mit deinem Vater telefoniert und mich sehr gut mit ihm unterhalten.“ Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns. Ich wollte ihr Vorwürfe machen, brachte aber kein Wort heraus. Stattdessen nippte ich an meinem Espresso und blickte deine Mutter eindringlich an.

      „Oliver, er ist dein Vater und er sieht ein, dass er einen Fehler gemacht hat. Gib ihm endlich eine Chance, sich mit dir zu versöhnen.“

      „Vielleicht hast du Recht.“

      „Natürlich habe ich Recht. Und ich kenne dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass du nicht so cool bist, wie du gerade tust.“ Ich verzog den Mund. „Einverstanden“, sagte ich schließlich. „Aber nur wenn du mitkommst. Wenn du mit ihm schon heimlich telefonierst, dann soll er dich auch persönlich kennen lernen.“ Zufrieden strahlte mich deine Mutter an.

      Es war nicht annähernd so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Gut eine Woche später machten wir uns auf den Weg zu ihm. Mein Vater stand auf der Terrasse und heizte den Grill vor. Als Kind hatte ich ihm dabei fasziniert zugeschaut, wenn er die Briketts zu einem Türmchen aufschichtete und behutsam die Glut entfachte. Deine Mutter blieb im Haus und schickte mich zu ihm heraus. Ich sollte zunächst allein mit ihm reden. Er packte gerade zwei saftige Steaks auf den Grill, als ich näher trat.

      „Sieht lecker aus.“ Mein Vater drehte sich um und es war, als falle auf einem Mal alles ab, was wir uns in den letzten Jahren an den Kopf geworfen hatten.

      „Ich hoffe, ihr habt Hunger mitgebracht.“ Er stellte die Platte weg und kam auf mich zu.

      „Gut siehst du aus, Junge.“ Ich sah ein paar Tränen in seinen Augen schimmern, und merkte, wie der letzte Widerstand in mir zerbrach. Es war kurz nach Mitternacht, als wir an diesem Sonntag meine Wohnung betraten und ich deine Mutter in die Arme nahm.

      „Danke“, sagte ich und gab ihr einen langen Kuss. Es waren diese Momente, die mich wissen ließen, dass sie die Richtige war.

      Trotzdem sah ich sie in den nächsten Wochen selten. Mein Verlag verschärfte den Druck und ich musste die Zeit nutzen, meinen Roman fertigzustellen. Aber auch deine Mutter hatte alle Hände voll zu tun, da ihre Chefin ihre Kanzlei aufgegeben und sie ihr zum Verkauf angeboten hatte.

      Pat schaute jeden Tag bei mir vorbei, um zu sehen, ob ich Fortschritte machte. Wobei ich das Gefühl nicht los wurde, dass es ihr nicht nur um den Roman ging. Mit dem bisher abgelieferten Werk war sie jedenfalls mehr als zufrieden.

      „Die Liebe scheint dich zu beflügeln, Oliver. Was ich bisher gelesen habe, ist noch besser, als dein Erstling. Das wird mit Sicherheit ein noch größerer Erfolg.“

      „Du weißt genau, dass es mir nicht um den Erfolg geht.“

      „Sicher. Aber du kannst nicht abstreiten, dass der Erfolg es dir ermöglicht, recht luxuriös zu leben.“ Sie drehte meinen Stuhl zu sich herum, so dass ich ihr Parfum wahrnahm. Pat beugte sich vor und gewährte mir einen fast nicht mehr jugendfreien Ausblick auf ihre beachtliche Oberweite. Wenn wir nicht so gut befreundet gewesen wären, hätte ich gedacht, dass sie versuchte, mit mir zu flirten. Ich drückte ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange und wandte mich wieder meinem Manuskript zu.

      „Wenn du mich jetzt entschuldigen möchtest, aber dein Goldenes Kalb muss noch ein paar Seiten schaffen.“

      Jetzt möchte ich dir von einem besonderen Tag erzählen. Übermüdet rief ich deine Mutter in der Kanzlei an. Ich hatte kein Auge zugetan, da ich mir immer wieder den Text vorsagte, den ich gleich benutzen wollte. Ich bin zwar als Schriftsteller nie um Worte verlegen, dies gilt aber nur für meine Geschichten. Im wirklichen Leben weiß ich nicht, wie man Menschen manipuliert, Dinge zu tun, die man von ihnen möchte.

      „Hi, Schatz. Ich wollte fragen, ob du heute zum Essen kommst?“, war alles, was ich herausbrachte.

      Deine Mutter kam kurz nach sieben und sah hinreißend aus.

      „Wollen wir vor dem Essen noch einen Spaziergang machen? Ich habe den ganzen Tag in der Kanzlei gesessen und könnte etwas Bewegung vertragen.“

      Genau das wollte ich auch.

      Wir fuhren an den Wannsee, wo ich meinen Mercedes auf einem Parkplatz abstellte. Eng umschlungen schlenderten wir zum Wasser. Wir redeten erst belangloses Zeug, dann berichtete sie von ihrem Tag in der Kanzlei. Ich hatte Mühe ihr zuzuhören, weil ich in Gedanken meinen geprobten Text durchging.

      Ich blieb abrupt stehen und sah deiner Mutter direkt in die Augen.

      „Ich habe dich heute angerufen, weil ich dir unbedingt etwas sagen will.“ Ich merkte, wie meine Kehle trocken wurde und der Schweiß mir den Rücken herunterlief. Ich fingerte in meiner Jackentasche herum und zog einen kleinen Umschlag heraus.

      „Den wollte ich dir geben.“ Deine Mutter blickte mich mit erwartungsfrohen Augen an, ihn und sah mich überrascht an, als sie eine CD in den Händen hielt. Einen Augenblick glaubte ich, Enttäuschung in ihren Augen zu sehen. Dann strahlte sie mich an und fragte:

      „Bist du fertig?“ Ich nickte kurz und sie schloss mich in ihre Arme. „Wann kann ich es lesen? Du musst mir alles...“ Bevor sie einen Redeschwall auf mich loslassen konnte, löste ich mich aus ihrer Umarmung.

      „Da ist noch etwas, was ich dir sagen wollte.“ Fieberhaft versuchte ich den Text zusammen zu bekommen, den ich vergangene Nacht mühsam geübt hatte.

      „In

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