Ein Platz in meinem Herzen. Patrick Osborn
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„Ich habe das Gefühl, das du mit den Gedanken nicht wirklich hier bist. Dein Blick geht immer wieder ins Leere. Möchtest du darüber reden?“
„Nein. Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur etwas Stress in der Kanzlei. Am Wochenende nehmen wir uns Zeit für uns, einverstanden? Oder hast du schon etwas vor?“
„Bisher nicht. Und selbst wenn, würde ich es absagen, um die Zeit mit dir zu verbringen.“ Mark begleitete Katarina zur Tür.
„Und ich kann dich wirklich nicht überzeugen, hier zu bleiben?“ Katarina nahm sein Parfum wahr. Elements von Boss. Sie liebte diesen Duft und hätte unter normalen Umständen der Versuchung nicht widerstehen können. Einen Moment war sie gewillt, ihm nachzugeben und Mark von ihrem Nachmittag zu erzählen. Aber sie wusste, wie seine Reaktion ausfallen würde.
„Nein, tut mir leid. Der Termin morgen ist sehr wichtig. Da muss ich topfit sein.“
„Na dann.“ Mark gab Katarina einen Kuss. Sie saß kaum im Auto, als sich ihr schlechtes Gewissen meldete. Aber die Neugier, das Tagebuch weiter zu lesen war einfach zu groß. Größer als die Gefühle, die sie augenblicklich für Mark empfand. Das Tagebuch hatte vieles verändert. Gestern war sie sich sicher gewesen, mit Mark in eine gemeinsame Zukunft zu gehen. Oliver existierte nur noch als Teil ihrer Erinnerung. Doch das Tagebuch hatte alles verändert.
Als Katarina ihre Wohnung betrat, wurde sie von Leopold freudig empfangen. Der Perserkater, der wie eine zerknüllte Wolldecke aussah, schnurrte um ihre Beine und war froh, sein Frauchen wiederzusehen. Aber auch er spürte, dass Katarina etwas beschäftigte. Sie beschloss, sich eine heiße Dusche zu gönnen, bevor sie im Tagebuch weiterlas. Vielleicht konnte sie so ihre Gedanken ordnen.
Als sie zwanzig Minuten später geduscht und in einen dicken Baumwollbademantel eingehüllt in der Küche stand, hatten sich ihre Gedanken nicht verändert.
Sie öffnete eine Flasche Merlot und begab sich ins Wohnzimmer. Im Vorbeigehen drückte sie die Playtaste ihres CD-Spielers.
„Sorry is all that you can say“, sang Tracy Chapman. Und Katarinas Gedanken rutschten in die Vergangenheit. Sie griff in ihre Tasche, die vor ihr auf dem Wohnzimmertisch lag, holte das Tagebuch hervor und trank einen weiteren Schluck, bevor sie weiterlas.
Tagebuch
Ich lade dich zu unserer Hochzeit ein! Du sollst wissen, wie es war, als deine Mutter und dein Vater sich das Ja-Wort gaben.
Für unsere Hochzeit hatten wir uns etwas Besonderes überlegt. Bei den Vorbereitungen zu meinem Roman `Die dunkle Seite des Herzens´, hatte ich das Hotel Lakeside in Strausberg vor den Toren Berlins entdeckt. Es ist umgeben von einem urwüchsigen Wald und liegt direkt am Straussee. Es ist ein historisches Hotel im englischen Landhausstil. Deine Mutter wird dir später unglaublich viele Fotos unserer Hochzeit zeigen.
Als wir im Sommer dort spazieren gegangen waren, schwärmte deine Mutter davon, wie märchenhaft eine Hochzeit im Winter hier wohl sein müsste. Diese Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf und so beschlossen wir, die Trauung und die Hochzeitsfeier dort stattfinden zu lassen.
Und Petrus muss es wirklich gut mit uns gemeint haben, denn pünktlich zu unserem Hochzeitstermin verwandelte der erste Schnee des Jahres die Umgebung des Hotels in ein Wintermärchen.
Um die Hochzeit zu beschreiben, fehlen mir die Worte. Deine Mutter und ich waren glücklich, wie noch nie zuvor in unserem Leben. Man kann sagen, wir waren geradezu berauscht. In ihrem weißen Kleid, das mit Hunderten Perlen versetzt war, glich deine Mutter einem Engel. Aber auch ich machte in meinem Smoking eine gute Figur.
Die Trauung fand in der Bibliothek des Hotels statt, die extra für dieses Ereignis hergerichtet wurde. Es hatte uns zwar einige Überredungskraft gekostet, aber schließlich erklärte sich der Pfarrer bereit, die Trauung dort vorzunehmen.
Wie du dir sicher vorstellen kannst, waren sehr viele Gäste da. Es müssen an die dreihundert gewesen sein: Freunde, Verwandte, mein gesamtes Verlagsteam sowie zahlreiche Studienfreunde deiner Mutter. Und die Presse nicht zu vergessen, die natürlich von diesem Ereignis berichten musste. Wir hatten zwar versucht, unsere Hochzeit geheim zu halten, doch angesichts der Verkaufszahlen meines neuen Buches, war dies ein schier unmögliches Unterfangen. So arrangierten wir uns mit der Presse und erlaubten einem Fototeam die Trauung zu begleiten.
Ich kann den Augenblick kaum in Worte fassen, als deine Mutter von ihrem Vater in den Hochzeitsraum geführt wurde. Am liebsten hätte ich in diesem Augenblick die Zeit angehalten.
Eine bisher nicht gekannte Hitze stieg in mir auf, als ich die Hand deiner Mutter ergriff und wir uns gemeinsam zum Pfarrer umdrehten.
„Bist du dir sicher?“, fragte ich sie mit zittriger Stimme. Erleichtert bemerkte ich, dass auch ihre Stimme brüchig war.
„Ich bin mir einer Sache noch nie so sicher gewesen.“
Wir gaben uns das Ja-Wort am 10. November, meinem Geburtstag. Ich hatte mir diesen Termin gewünscht, da ich mit unserer Hochzeit das Gefühl verband, nochmals geboren zu werden.
Kurz nach dem Eheversprechen, brandete Applaus auf und wir bekamen den Eindruck, inmitten einer tosenden Wolke zu stehen. Dutzende Gratulanten zogen an uns vorbei, wünschten uns Glück, umarmten uns und die meisten kämpften mit den Tränen.
Natürlich mussten wir den Tanz eröffnen. Als ich mit deiner Mutter durch den Saal schwebte, schien abermals die Zeit stehen zu bleiben.
„Und, wie fühlt es sich an, Frau Neuhaus genannt zu werden?“ Deine Mutter hatte sich trotz gegenteiliger Überlegungen entschlossen, meinen Namen anzunehmen, auch wenn sie dadurch viele Mandanten verunsichern würde.
„Ausgezeichnet“, antwortete sie. „Ich frage mich nur, warum du mich nicht schon früher geheiratet hast.“ Ich grinste. „Als armer, mittelloser Autor, der als Kellner jobbt? Du hättest mich doch überhaupt nicht beachtet, Frau Anwältin. Und was hätten deine Eltern gesagt? Ein erfolgloser Schriftsteller ist wohl kaum der Schwiegersohn, den man sich wünscht.“
Deine Mutter lachte und gab mir einen Kuss.
Die Feier ging bis in die frühen Morgenstunden. Wir zogen uns gegen zwei Uhr nachts in das Hochzeitsturmzimmer zurück. Ich bewaffnete mich mit einer Flasche Champagner, um mit deiner Mutter nochmals auf unsere gemeinsame Zukunft anzustoßen. Gekonnt öffnete ich die Flasche, reichte ihr ein Glas und wollte etwas sagen, als sie mir ihren linken Zeigefinger auf die Lippen legte.
„Sag nichts, Oliver. Ich muss dir etwas sagen.“ Ich spürte, wie mein Blutdruck anstieg. Sie wirkte auf einmal so ernst.
„Schatz, dir fehlt doch nichts, oder?“ Erst jetzt fiel mir auf, dass deine Mutter während der gesamten Feier keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte. Sie lächelte mich an und ich merkte, wie sich ein Teil meiner Verkrampfung löste.
„Nein. Im Gegenteil. Ich habe etwas. Dein Geburtstag ist zwar schon vorbei, aber ich habe noch ein Geschenk.“ Katarina reichte mir ein Kuvert, das mit kleinen Herzen verziert war.
Nervös öffnete ich das Kuvert und hielt ein Ultraschallfoto in den Händen.
„Du