Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch
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Читать онлайн книгу Unbewältigte Vergangenheit - Henry Kahesch страница 19
„Passen würde es ja schon“, sagte er dann leise vor sich hin. „Gemeinsame Arbeit, gutes Miteinander, zumindest im Großen und Ganzen.“
Warum sollte das nicht auch privat funktionieren. Ob er sie nicht mal fragen sollte. Nach dreizehn Jahren „Bürofamilie“ doch nicht so abwegig, oder? Dann hörte er plötzlich Schritte. Es klopfte an der Tür. „Herein“, sagte er. Und als hätte er es beschworen, zumindest gewünscht, lächelte ihn Frau Ofenloch an.
„Entschuldigung“, meinte sie, „aber mein Auto will einfach nicht anspringen. Bin schon ziemlich spät dran. Sie wissen, ich bat sie vor zwei Tagen um Erlaubnis früher gehen zu dürfen. Der Arzttermin!“
Sein Strahlen konnte er in dem Moment nicht unterdrücken. Warum auch?, meinte er sehr freundlich: ist eine Fügung? Kaum denke ich an...., steht sie vor dir.
„Wie kann ich ihnen behilflich sein liebe Frau Ofenloch?“
Er war entzückt sie zu sehen. In diesem Moment waren seine Gefühle für sie voller Begierde. Diese Denkweise, war, moralisch wir er sonst ist, nicht seine Wesensart. Aber er dachte nun: „jetzt könnte ich sie in meinem Zimmer lieben, oder sollte er vögeln sagen? Eine ganze neue Seite in seinem Leben schaltete sich ein. „Verdammt“, sagte er sich. „Wo ich doch immer als Moralapostel tituliert werde. Nun das!“
Er regte sich schnell wieder ab und arrangierte sich sittlich. „Also, wenn es nicht zu unhöflich scheint“, wurde er aus seiner Gefühlswelt gerissen, „ist ja sonst nicht meine Art, wäre ich dankbar......“
Ihre besonders höfliche Umgangsformen hatten es ihm schon immer angetan. Ihr Grazie, ihr Bewegungen und das Timbre brachten ihn heute aber besonders heftig aus der Fassung. Die weiche, deutliche Aussprache, mochte er besonders an ihr. Kaum hatte sie zu Ende geredet, fiel er ihr freundlich ins Wort.
„Ich fahre sie selbstverständlich wohin sie wollen, liebe Frau Ofenloch.“
Gerne hätte er noch geliebte hinzugefügt, aber das traute er sich... noch, nicht. Seine Aussagen verfehlten nicht die Wirkung. Das saß! Ihre hübschen Wangen erröteten. Was in ihrem Alter eher selten war. Doch das Lächeln in ihrem schönen Gesicht blieb unverändert. Sie zeigte ihre Freude und nahm gerne das Angebot an. Scholtysek war es gerade sehr recht, aus dem Wirrwarr seiner Gefühle mit Familie und so, in eine andere Richtung zu steuern.
„Danke, lieber Gott“, redete er in sich hinein, seinen Blick nach oben gerichtet. Er stand auf, verließ, heute ohne den Schreibtisch aufzuräumen, sein Büro und folgte Frau Ofenloch zum Parkplatz des Präsidiums.
„Das mit ihrem Wagen regeln wir später. Ich setze sie zunächst bei ihrem Arzt ab. Warte auf sie.“
„Nein, nein Herr .....“
„Papperlapapp, das tue ich gerne. Sehr gerne, wenn ich ehrlich bin.“
Aber das Letztere verkniff er sich dann doch, obwohl es ihm auf schon auf den Lippen lag. Soviel Traute hatte er nun wirklich noch nicht. Sie reichte ihm die Hand und er erfasste die Gelegenheit sie in die Arme zu ziehen. Ganz gefühlvoll, richtig zärtlich. Dabei gab er ihr einen zarten Kuss auf die linke Wange. Sie glühte in einem zarten Rosé. Und jetzt erst spürte er, dass er tatsächlich in die Frau verliebt war. Der Funke war übergesprungen. Die Situation schien ihr peinlich. Aber sie ließ es doch gerne geschehen. Was er nicht wusste, nur wünschte, sie war in ihn ziemlich verliebt. Heimlich, klar, aber gerne.
Es sollte eine Stunde dauern bis Frau Ofenloch den Arzttermin hinter sich haben würde. Diese Zeit verbrachte Stefan Scholtysek mit der Organisation eines Werkstattwagen. Den Schlüssel ihres Autos hatte ihm Ruth zuvor noch zugesteckt.
„Für alle Fälle“, meinte sie.
Gerade stand er auf dem Parkplatz vor dem Präsidium, traf das Serviceauto der Firma schon ein. Er bat, bevor das Auto in die Werkstatt geschleppt würde, wichtige Teile zu checken. „Vielleicht finden sie die Fehlerquelle direkt“, schob er freundlich, aber bestimmt, nach. Und tatsächlich, schnell fand einer der Service – Monteure heraus, dass der Zündverteiler defekt war. Während einer der Mechaniker das E – Teil flott besorgte, baute der andere den defekten Verteiler bereits aus. So konnte relativ unkompliziert die Sache behoben werden. Die Rechnung bat Scholtysek ihm zu senden. Da er in der selben Werkstatt mit seinem BMW als Kunde gut bekannt war, ergab dies auch keine besonderen Umstände. Gerade die letzten Worte gewechselt mit den Herren des Serviceteams, schrillte das Handy.
„Scholtysek.“
„Heller. Chef, da ist was los!“, stotterte er unkontrolliert in den Hörer.
„Reden sie nicht in Phrasen, bilden sie klare Sätze, Kriminalhauptkommissar Heller“, polterte er.
Er war ungehalten, ausgerechnet gegenwärtig wieder mit dem Thema konfrontiert zu werden. Wenn so was passierte, wusste er, dass er oft ungerecht sein konnte. Eben jetzt, wo er doch vor hatte mit Ruth ...... Aber seine Gedanken kamen nicht mehr weiter, da Heller ihn unverändert voll dröhnte. „Ja, aber.....“ Heller konnte vor lauter Aufregung den Faden nicht wirklich finden. Ruhe, Sachlichkeit, hörte sich anders an! Ob er wollte oder nicht, der Kriminaloberrat war gefordert.
„Nun .....mal halblang, ganz langsam. Eins nach dem Anderen. Was ist passiert, dass sie als erfahrener KHK so aus dem Ruder laufen?
„Leichen ...., nichts als Leichen. „Skelette... nichts als Skelette“, hörte er Heller, nun beinahe brüllend, sagen. Der ist aus der Spur, suggerierte er sich. Der dreht am Rad! Er fing sich, im Gegensatz zu Heller allerdings schnell.
„Also wieder von vorne und ganz ruhig. So sachlich und kompetent, wie ich sie kenne. Da fasse ich mal zusammen, wie es bei mir rüber kam“, redete er, bewusst langsam und dezidiert auf ihn ein
„Leichen und Skelette, das glaube ich nicht.“
„Doch, doch...!“
„Aber wo?“
„Im Wäldchen des Jasmunder Naturparks. Wo sonst?“
„Ist ja unfassbar“, brachte Scholtysek über seine schmal zusammengepressten Lippen.
Mehr konnte oder wollte er in dem Moment nicht von sich geben. Heller wiederum war froh, dass es raus war. Er beruhigte sich wieder. Nun war Scholtysek war mal wieder herausgefordert. Da muss ein Spezialtrupp der Spurensicherung hin, sagte er sich! Ohne Zögern rief er Carsten Meyer, den Chef der Spurensicherung an. Zusätzlich beorderte er Christmann, den zweiten Polizeioffizier mit einem großen Mannschaftswagen an die besagte Stelle. Und er musste trotz der widrigen Umstände plötzlich lächeln, als ihm in den Sinn kam, dass er nun auch noch den zweiten, ranghohen Polizeioffizier Rügens, den KOK seines Zeichens, in den Ring werfen musste. Doch