Ein Prinz für Movenna. Petra Hartmann
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Petra Hartmann
Ein Prinz für Movenna
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Inhaltsverzeichnis
Erstes Buch: Das Buch des Orh Jonoth
Der Leuchtturm am Rand der Welt
III. Teil: Das Buch der Bernländer
Fandirs Geschichten in Bernland
Kairis und Epontyr oder die Freundschaft der Nearith
Karte des Landes Movenna
Der Leuchtturm am Rand der Welt
„Vorsicht!“ Harrod riss das Steuerruder herum und bemühte sich, die mannshohe Welle seitlich abzureiten. Die schmale Nussschale wurde gefährlich durchgerüttelt, stürzte gleich darauf ins nächste Wellental und trudelte wie ein betrunkener Albatros durch die nächtlichen Wogen. Harrod der Sturmvogel umklammerte das feuchte Holz der Pinne, dass es fast unter seinem Griff zu brechen drohte. Mit rauen Stricken hatte der alte Seebär sich am Heck der Lachmöwe festgezurrt, und das Salzwasser troff ihm von der Krempe der Ölhaube. Wieder sprang eine Woge über Bord und klatschte ihm ins Gesicht.
Besorgt blickte er hinauf zum Mast, an dem das bis zum Äußersten gereffte Dreieckssegel schlug und im Sturm knallte. Wenn der Orkan noch stärker anschwoll, würde das Leinen ausreißen. Doch bei diesem Seegang wollte er es lieber nicht wagen, seine Männer zum Bergen des Tuches dort hinaufzuschicken. Zumindest ein wenig mehr Mondlicht wollte er haben, bevor er ihr Leben aufs Spiel setzte.
„Harrod?“
Ein Stöhnen kam vom Mast her. Man hatte den riesenhaften Krieger mit mehreren Tauen festgelascht, und da hockte er nun zusammengekrümmt, den mächtigen Oberkörper schützend über das Kind gelegt, das er mit seinem Leben zu verteidigen geschworen hatte. Der alte Kapitän lächelte leise in sich hinein. Er hatte schon viele seekranke Passagiere gehabt, doch noch keiner hatte ihm so viel Respekt abgenötigt wie dieser hünenhafte, finstere Kriegsheld mit dem leicht grünlichen Antlitz, der sich trotz aller Todesangst und Magenkrämpfe tapfer bemühte, nicht auf das Baby zu kotzen.
„Harrod!“, schrie der Riese wieder. „Hört dieser Sturm denn nie auf?“
Harrod schüttelte bedauernd den Kopf. „Noch mindestens zehn Meilen, Freund Orh!“, brüllte er gegen das Rasen der See an. „Dann können wir auf einen anderen Kurs gehen. Ich hoffe, dass dann das Schiff ein wenig ruhiger liegt ...“
Der Wind riss ihm die letzten Silben aus dem Mund. Wieder schoss die See kübelweise über die Bordwand. Im nächtlichen Dunkel konnte er die Ruderknechte kaum ausmachen, die sich mit aller Kraft in die Riemen legten. Nur den schmalen, sehnigen Oberkörper Löweners konnte er vor sich erahnen, der sich im Takt der Ruderschläge aufbäumte und wieder niedersank, unermüdlich wie ein struppiges Bergpony.
Harrod verlagerte das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine und suchte einen sicheren Stand. Vorsichtig löste er die rechte Hand vom Steuer und griff in seinen Pelzkragen. Unter den Kleidern förderte er seinen kostbarsten Besitz hervor: die alte Kristallscheibe seines Vaters und Großvaters, die er stets an einem Seehundsriemen um den Hals trug. Die kaum handtellergroße, flache Kristallplatte schien schwach zu leuchten,