Auferstanden aus Ruinen. Florian Lettre

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Auferstanden aus Ruinen - Florian Lettre

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Wir haben gegenseitig abgeschrieben.“

      „Warst du gut in der Schule?“

      „Es ging so. Ich habe gleich einen Studienplatz bekommen. Ich musste nicht in die Produktion.“

      „Dann musst du sehr gut gewesen sein.“

      „Ich glaube, ich war ein Streber. Wie warst du in der Schule?“

      „Meine Eltern haben beide gearbeitet. So war ich meist allein zu Hause. Schularbeiten habe ich nicht gern gemacht.“

      „Du bist gern Krankenschwester.“

      „Ja. Zum ersten Mal werde ich gebraucht. Und die Patienten sind dankbar, wenn man sich um sie kümmert.“

      „Hattest du schon viele Freunde?“

      „Eigentlich nur einen.“

      „Wer war das?“

      „Das werde ich dir nicht verraten.“

      „Warum?“

      „Du musst nicht alles wissen.“

      „Seid ihr lange zusammen gewesen?“

      „Ein halbes Jahr.“

      „War es eine schöne Zeit?“

      „Ich weiß es nicht.“

      „Du weißt es nicht?“

      „Nein.“ Das Mädchen sah jetzt sehr ernst aus. Florian ging zu ihm und nahm es in den Arm.

      „Es tut mir leid. Jetzt bist du bei mir. Wir haben doch eine schöne Zeit. Ich freue mich immer auf unser Wochenende.“

      „Irgendwann wird es zu Ende gehen.“

      „Wie kommst du darauf?“

      „Du wirst eine andere Frau kennen lernen. Eine schönere als ich es bin.“

      „Du bist die Schönste.“

      „Das hast du schon einmal gesagt. Das fand ich sehr nett.“

      „Jetzt erzählst du mir von deinem ersten richtigen Freund.“ Erst nach einer Weile sagte das Mädchen:

      „Er war Arzt bei uns.“

      „Und jetzt? Siehst du ihn dauernd?“

      „Er ist weggegangen. Er war verheiratet.“

      „Ihr habt euch nur heimlich getroffen.“

      „Ja. Heimlich. Wir haben uns bei einer Weihnachtsfeier kennen gelernt.“

      „Hast du ihn geliebt?“

      Das Mädchen saß da und sagte nichts. Und dann sah Florian, wie sich die Züge in seinem Gesicht verkrampften, und es anfing zu weinen. Er hatte lange keinen Menschen weinen sehen. Er drückte das Mädchen wieder an sich und trocknete die Tränen. Ich werde dich nicht verlassen, dachte er. Niemals werde ich dich verlassen. Niemals.

      10.

      Florian bekam einen Brief. Absender war das Dekanat der Universität. Er sollte sich am kommenden Mittwoch um fünfzehn Uhr im Dekanat Raum 114 einfinden. Er dachte nach. Er hatte nichts Schlechtes gemacht. Man konnte ihm nichts vorwerfen. Seit er Student war, hatte er sich nicht an politischen Diskussionen beteiligt. Sein Studium war verlaufen, wie es vorgesehen war. Er hatte alle Prüfungen so gemacht, wie es vorgesehen war. Er konnte beruhigt ins Dekanat gehen. Er hatte am Mittwoch nachmittags eine Vorlesung. Er würde sie ausfallen lassen und ins Dekanat gehen.

      Der Mittwoch kam und Florian machte sich auf den Weg. Das Dekanat war im Hauptgebäude der Universität untergebracht. Er fragte beim Pförtner nach dem angegebenen Raum. Der Gang war lang mit vielen Türen. Er fand eine Tür mit der Nummer 114. Es stand nur die Nummer an der Tür. Sonst nichts. Florian war jetzt etwas unruhig. Was hatte das zu bedeuten?

      Er klopfte. Nichts. Er klopfte wieder. Nichts. Er wartete. Er öffnete die Tür vorsichtig und sah in den Raum. Ein Tisch, zwei Stühle. Gegenüber. Ein Mann lesend. In Akten auf dem Tisch.

      „Entschuldigung“, sagte Florian. Der Mann sah auf. Vielleicht vierzig. Graues Hemd und graue Hose. Stämmig.

      „Sind sie Herr L.?“

      „Ja“, sagte Florian. Der Mann wies auf den Stuhl gegenüber.

      „Nehmen sie Platz.“

      „Ich habe einen Brief vom Dekanat bekommen. Ich soll mich hier melden. Raum hundertvierzehn.“ Der Mann las weiter in seinen Akten, die auf dem Tisch lagen. Erst nach einer Weile sah er auf. Seine Stimme war nicht unfreundlich als er sagte:

      „Sie werden sich gefragt haben, warum wir ihnen geschrieben haben.“

      „Ja. das habe ich. Ich habe überlegt ob ich etwas verbrochen habe.“

      „Und? Haben sie etwas verbrochen?“

      „Mir ist nichts eingefallen.“

      „Dann können sie beruhigt sein.“ Florian hatte jetzt einen gewissen Verdacht. Mehr nicht. Der Mann schwieg wieder. Dann sagte er:

      „Wir wollten einmal mit ihnen sprechen. Sie kennen lernen.“ Er öffnete eine Akte. Florian sah seinen Namen auf dem Aktendeckel.

      „Sie kommen aus C. im Bezirk Dresden. Sie sind dort zur Schule gegangen. Grundschule und Oberschule. Sie haben einen sehr guten Abschluss gemacht. Ihre Lehrer haben sie sehr gut beurteilt. Auch ihre gesellschaftliche Tätigkeit war gut. Sie waren bei den jungen Pionieren und sind dann Mitglied der FDJ geworden. Sie waren bei der jungen Gemeinde. Allerdings nur kurz.“

      „Damals war ich fünfzehn. In dem Alter denkt man über den lieben Gott nach. Ich wollte mich informieren.“

      „In der jungen Gemeinde waren junge Leute, die mit unserem Staat nicht einverstanden waren. Der Westen stand dahinter. Wussten sie das nicht?“

      „In C. gab es einen netten Pfarrer. Der betreute die junge Gemeinde. Die Mädchen haben von ihm geschwärmt. Ich weiß nicht, wie ich da hinein geraten bin. Ich bin dann nicht mehr hingegangen. Ich glaubte nicht mehr an Gott.“

      „Aber sie haben geglaubt?“

      „Nur kurze Zeit.“

      „Warum waren sie nicht mehr gläubig?“

      „Wollen sie das wirklich wissen?“

      „Sie müssen nicht antworten.“

      „Eines Tages habe ich mir das überlegt. Die Sachen, die in der Bibel stehen. Dass Gott als sein Sohn auf die Erde gekommen ist. Ich habe plötzlich gesehen, dass das ganz und gar unwahrscheinlich ist. Eine Theorie, die so schlecht durch Tatsachen belegt ist, ist unhaltbar. Im ersten Moment, nachdem ich das gedacht hatte, befürchtete ich vom Blitz erschlagen zu werden. Oder

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