Serva II. Arik Steen
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«Werde ich nicht!», murmelte sie. Allerdings wusste sie auch, dass die Königin ihre einzige Bezugsperson sein würde. Wieso sollte sie dann irgendetwas in Frage stellen? Zumal es ihre Königin war.
Eine gute Stunde später war es soweit.
Die Ragni hatten insgesamt nur zwei größere Schiffe. Einfache Einmaster, die nicht vergleichbar mit größeren Schiffen waren, wie sie andere Völker teilweise hatten. Es gab nicht einmal ein Unterdeck, was bedeutete, dass man Wind und Wetter erbarmungslos ausgesetzt war.
Die Ragni waren keine wirklich guten Schiffbauer. Doch für Reisen bis zu den Inseln der Noaten waren die Schiffe ausreichend.
Für Hedda, die noch nie ein Schiff gesehen hatte, war dieses Wassergefährt ein wahres Monstrum.
«Du wirst dich ganz vorne hinsetzen!», sagte die Königin: «Nimm dir eine Decke und wickle dich damit ein. Es wird auf hoher See recht stürmisch!»
Hedda schaute auf die weiße Flagge mit der schwarzen Bärentatze. Das Wappen des Königs aller Ragni.
Die Besatzung bestand aus insgesamt zehn Mann. Acht Männer an den Rudern, ein Steuermann und ein Navigator. Zwischen den Männern konnten maximal zehn weitere Passagiere befördert werden.
Hedda betrachtete jeden einzelnen der Männer. Die hellhäutigen Ragni mit ihren schwarzen Haaren beachteten sie hingegen kaum. Sie, die Schönheit von Ragnas. Jeder war mit sich beschäftigt. Jeder richtete sich seinen Platz ein.
Hedda kletterte über die Reling ins Boot. Wie die Königin befohlen hatte, ging sie ganz nach vorne. Schon jetzt bewegte sich das Boot in den Wogen der Wellen. Hedda war augenblicklich klar, dass das kein Zuckerschlecken werden würde.
Für einen Moment starrte sie auf das offene Meer. Und damit gleichzeitig in eine ungewisse Zukunft. Durchaus auch mit Hoffnungen, die sie in sich trug. Sie wollte Tornheim hinter sich lassen. Ausgerechnet sie, die eigentlich nie das Ewige Eis hatte verlassen wollen. Aber nun hatte sich alles anders entwickelt. Aber auch mit Ängsten. Vielleicht mit mehr Ängsten statt Hoffnung. Weil es einfach eine ungewisse Zukunft war. Noch immer hatte sie nicht verstanden, was das Ziel dieser Reise war. Vielleicht auch etwas Furchtbares, Schreckliches. So dass sie sich wünschen würde in Tornheim mit den anderen gestorben zu sein.
Der Blick über das Meer war seltsam. Es war alles so weit. Ja, diesen weiten, schier unendlichen Blick kannte sie. Aus dem Ewigen Eis. Auch da sah alles immer ewig weit aus. Als würde das Eis nie enden. Nun ging es ihr mit dem Meer genauso. Und dieser Blick machte sie irgendwie froh. Weil sie ihn einfach kannte. Die Stadt hingegen war anders. War unfrei. Wohin man auch schaute waren Mauern und Wände. Nein, Freiheit war ihr schon lieber. Allerdings wusste sie nicht, wohin es ging. Zumindest nicht wirklich.
Eine Reise zu den Noaten. Nie hatte in Tornheim jemand die Noaten erwähnt. Warum eigentlich nicht? Gab es über sie nicht genügend Stoff für Legenden?
«Du bist also die Auserwählte!», meinte eine Stimme.
Sie schaute auf und blickte in die Augen des Kommandeurs. Sie nickte.
«Nun. Unsere erste Begegnung war nicht die Beste. Das gebe ich zu.»
«Ich mache Euch keinen Vorwurf, Sir!», erwiderte sie.
Er schüttelte den Kopf: «Nein. Das tust du nicht. Das weiß ich. Dennoch. Ich bitte dich um Verständnis.»
«Ihr tatet nur Eure Pflicht!», erwiderte sie.
Er nickte: «Ich bin Hamdir, der Kommandeur unserer Streitkräfte! Und das hier ist Vidolf. Unser Priester!»
Hedda nickte stumm. Dem Priester war sie ebenfalls schon begegnet. Am heutigen Tag.
«Hisst das Segel!», rief der Navigator, der in gewisser Weise auch die Rolle eines Kapitäns hatte. Er befehligte die Männer und hatte das Kommando. Der Steuermann war sein Stellvertreter. Warum ausgerechnet der Navigator die wesentliche Führungsrolle übernahm war klar. Seine Rolle war die Schwierigste überhaupt. Er musste entscheiden, welchen Kurs man einschlug, was nicht so einfach war. Vor allem am Anfang. Man musste südwestlich aufs Kalte Meer hinausfahren um dort schließlich den Westwind zu erwischen, um sich dann direkt in Richtung der Inselgruppe der Noaten treiben zu lassen. Gerudert wurde am Tag immer. Besonders wichtig war es jedoch am ersten Tag möglichst viele Kilometer zu machen. Man fuhr dabei so lange wie möglich die Küste entlang, was weitaus ungefährlicher war als auf dem offenen Meer.
«Hauruck, Hauruck ...», tönte die Stimme des Steuermanns. Das Boot setzte sich in Bewegung. Das Segel blieb anfänglich still, nach einigen Minuten blähte es sich jedoch auf und unterstützte die Muskelarbeit der Ragni.
Eine unglaubliche Sehnsucht erfüllte Hedda. Seltsamerweise hatte sie ein erstaunlich gutes Gefühl. Die See vor ihr brachte ihr eine ungewisse Zukunft. Aber alles war besser als in der Stadt zu versauern. Wo sie sich hätte Arbeit suchen müssen oder aber einen Mann, der sie heiraten würde. Letzteres wäre vermutlich kein Problem gewesen, aber sie war noch nicht so weit. Männer waren für sie kein Thema.
3
Land der Pravin,
Laros, südlichste Stadt
Strahlend blauer Himmel. Keine Wolke war zu sehen. Es war ein unglaublich schöner Tag. Aber die Angst, die in der Luft lag, überwog. Der Hauptmann war sich sicher, dass er an diesem Tag sterben würde. Er wünschte sich Regen. Noch einmal die Tropfen eines warmen Regenschauers auf der Haut spüren, bevor er in die Ewige Sonne geholt wurde.
«Seht, Herr Hauptmann. Die Nehataner marschieren auf!»
Der Hauptmann schaute verwundert in das langgezogene Tal, das nach Süden führte: «Wieso greifen sie nicht von der Anhöhe her an?»
Der Unteroffizier zuckte mit den Achseln: «Keine Ahnung. Bis gerade war dort noch die Führungsriege versammelt. Aber sie sind abgezogen.»
«Nun, für uns ist das zweifelsohne besser. Eine Chance haben wir dennoch nicht! Wie viele Einheiten marschieren auf?»
«Ich zähle in etwa fünfhundert Schwertkämpfer. Dahinter vermutlich um die hundert Bogenschützen.»
«Keine Reiter?»
Der Unteroffizier schüttelte den Kopf: «Nein. Reiter sehe ich nicht. Bis auf die Führungsriege hinter den Schwertkämpfern. In etwa fünf Reiter. Vermutlich die Befehlshaber!»
«Zieht hundert Mann unserer Leute ab!», meinte der Hauptmann plötzlich.
«Was?»
«Fünfzig sollen die Stellung halten. Plus die Bogenschützen auf den Dächern. Den Rest zieht ab!»
«Bei den Göttern ... wieso?»
Der Hauptmann antwortete nicht, sondern legte seine Hand auf die Schulter des Unteroffiziers: «Ihr wart mir ein treuer und ergebener Soldat. Und Ihr werdet auch jetzt treu sein. Treu auch zu Eurem Vaterland und gegenüber eurem Volk!»
«Sicher ...!»
«Ihr werdet die Verteidigung übernehmen!»,