Das Wunschtraumhaus. Ingrid Neufeld

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Das Wunschtraumhaus - Ingrid Neufeld

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verbringen.

      „Also gut, versuchen wir es.“, gab ich nach.

      Dann kam der erste Ferientag.

      „Anna-Maria, du hast Besuch“, meine Mutter stand an der Tür und schob meine Freundin Jana ins Zimmer. Ich lag noch im Bett und blinzelte unter der Decke hervor. Ein Blick zum Wecker: Der Zeiger stand auf halb zehn. Nanu, hatte ich mich im Datum geirrt? Heute war doch unser erster Ferientag?

      Was wollte da Jana in aller Herrgottsfrüh, wenn jeder halbwegs normale Schüler in seinen wohlverdienten Ferien noch im Tiefschlaf lag? Hatte sie nichts Besseres zu tun? Die Gedanken hingen zusammenhangslos wie herumschwebende Seifenblasen in meinem Kopf.

      Ich war viel zu müde, um auch noch zu reden. Stattdessen grummelte ich nur, machte eine abwehrende Handbewegung und drehte mich zur Wand, um weiter zu schlafen. Falls ich dachte, dass sich Jana davon abschrecken ließe, oder gar wieder verschwinden würde, lag das daran, dass ich noch halb träumte. Denn Jana ließ sich natürlich nicht davon abhalten, mich aus dem Bett zu werfen.

      „Raus!“, rief sie und zog mit einem Ruck meine Decke weg. „Hast du vergessen, dass wir mit Alex und Tom was ausgemacht haben?“

      Allerdings, das hatte ich! Mit einem Schlag war ich hellwach. Kerzengerade setzte ich mich im Bett auf. Heute am ersten Ferientag wollten wir mit Alex und Tom über die vor uns liegenden Wochen sprechen. Ich bekam die Krise, als es mir wieder einfiel: Wir vier waren die einzigen in der ganzen Klasse, die nicht in Urlaub fahren würden. Diese Erkenntnis machte mich platt. Seufzend ließ ich mich wieder in meine Kissen fallen.

      „Aufstehen!“, wiederholte Jana. „Tom und Alex sind schon ganz heiß darauf, sich was Tolles für unsere Ferien auszudenken, lauter Dinge, die echt Bock machen!“

      „Ist ja krass!“, murmelte ich ohne große Begeisterung und zog meine Decke ins Bett zurück. Behaglich kuschelte ich mich wieder ein. Ich hielt Tom und Alex nicht gerade für Ideensprühende Zeitgenossen.

      „Jetzt mach schon!“, forderte Jana ungeduldig.

      Sie stand neben meinem Bett und sah richtig ausgeruht aus. Jedenfalls war sie im Gegensatz zu mir schon fix und fertig angezogen, mit Jeans und T-Shirt. Sie trat von einem Bein aufs andere und brachte ihren braunen Pferdeschwanz zum Wippen.

      „Alle fahren sie in die Ferien – nur wir nicht“. Dass ich herummaulte, obwohl mich mit der liegen gelassenen Bananenschale zumindest eine Mitschuld traf, kann ich mir nur damit erklären, dass so früh am Morgen mein Denken noch nicht eingesetzt hatte. Denn eigentlich hätte ich vom schlechten Gewissen geplagt völlig verstummt sein müssen.

      Außerdem gab es Mitschüler, die auch nicht in den Urlaub fuhren. Die Familie von Jana gönnte sich nur jedes zweite Jahr einen Urlaub und in diesem Jahr eben nicht. Toms vielbeschäftigter Vater war in den Ferien unabkömmlich, das heißt er bekam nicht frei und warum Alex nicht in den Urlaub fuhr, hatte ich vergessen. Jedenfalls waren wir vier die einzigen, die daheim bleiben mussten.

      Normalerweise gab ich mich mit Tom und Alex nicht ab. Na ja, Mama sagt immer, man darf keine Vorurteile haben. Aber Tom und Alex fand ich trotzdem uncool. Der Alex passte nie auf, dauernd zappelte er mit dem Stuhl hin und her, redete immer wieder rein. Das nervte! Der Lehrerin gefiel das auch nicht. Sie war manchmal richtig sauer. Trotzdem störte der Alex weiter. Der Tom war zwar ganz nett drauf, jedenfalls hatte er mich schon mal die Hausaufgaben abschreiben lassen, aber man konnte sonst nichts mit ihm anfangen. Sogar die langsamsten Mädchen in unserer Klasse waren schneller als er und ich wettete, dass er ohne seine Mami abends nicht einschlafen konnte. Alle in der Klasse hielten ihn für Mamas Liebling. „Mama-Kind“, nannten sie ihn alle. Und jetzt wollten die beiden mit Jana und mir die Ferien verbringen. Meine Begeisterung darüber hielt sich echt in Grenzen.

      Langsam krabbelte ich aus meinem Bett und ich bequemte mich ins Bad. Ich schaute in den Spiegel und überlegte, ob diese wässrig blauen Augen wirklich mir gehörten. Mit der Knubbelnase und den kurzen rotblonden Haaren hätte ich eigentlich beim Schultheater als Sams gehen können. Mist. Meine Sommersprossen sahen diesem Sommer besonders uncool aus.

      Während ich mich wusch und anzog, hörte ich wie sich Jana über meine Unzuverlässigkeit ausließ.

      „Wenn man was ausmacht, muss man sich auch daran halten!“, behauptete sie.

      Es war viel zu früh, um sich zu streiten, deshalb gab ich ihr einfach Recht.

      Nachdem mir meine Mutter auch noch einen Kakao aufgedrängt hatte, verließen wir gegen halb elf Uhr die Wohnung.

      Wir trafen uns auf dem Bauernhof von Alex. Jetzt wusste ich wieder, warum Alex nicht in die Ferien fuhr: seine Familie konnte die Kühe und was sonst noch so herumwuselte nicht alleine lassen.

      Tom kam uns gleich entgegen: „Da seid ihr ja endlich!“

      Er war zwei Schritte gerannt und schnaufte, als wäre er kilometerweit gejoggt. Ich überlegte, ob er wohl Asthma hätte. Meine Oma schnaufte beim Gehen genauso. Er fuhr sich durch die streichholzkurzen, blonden Haarstoppel. Seine hellblauen Augen, die mich irgendwie an das Schweinchen Babe aus dem Film erinnerten, huschten zwischen mir und Jana hin und her.

      „Sorry, aber wir haben uns echt beeilt!“, behauptete ich.

      „Wo ist denn überhaupt der Alex?“, wollte Jana wissen und lief schon in Richtung Stall. Ich sah ihr seufzend hinterher. Wo sollte er auch sonst sein? Und da kam er auch schon aus dem Stall, die Hände in den Taschen des blauen Arbeitsoveralls, schlammverschmierte Gummistiefel an den Füßen und Stroh in den braunen Haaren. Fehlte nur noch eine Mistgabel und der Bauer wäre perfekt.

      „Ich zieh mich noch schnell um!“, verkündete er, anstelle einer Begrüßung.

      Das war auch gut so. Ich war zwar sehr für landwirtschaftliche Produkte, das heißt meine Mutter. Wir kauften nur Bio und so, aber so viel Landwirtschaft und Natur, dass ich mit einem abhänge, der nach Mist stinkt, musste ich echt nicht haben.

      „Passt auf Ronja auf!“, rief er uns noch über die Schultern zu, ehe er im Haus verschwand. Wer um alles in der Welt ist Ronja? Noch ehe ich diesen Gedanken ernsthaft zu Ende denken konnte, schoss ein mittelgroßes Kalb auf uns zu. Da dieses Kalb an einem Ende wie verrückt bellte, musste es in Wirklichkeit ein Hund sein. Das war echt der Hammer! Vor Schreck hätte mich beinahe der Schlag getroffen. Obwohl wir auf dem Land lebten, kannte ich Tiere nur aus dem Fernsehen. Einen Hund hatten mir meine Eltern nie erlaubt und eine Katze wollten sie nicht. Wahrscheinlich bin ich das einzige Kind in Deutschland, das noch nicht mal einen Hamster besitzt. Und jetzt stand ich plötzlich Aug in Auge mit einem aggressiv bellenden Ungeheuer, dem man schon ansah, dass es einem jeden Moment an die Kehle springen würde, wenn… Ja, wenn da nicht die Kette gewesen wäre. Dieses große schwarze Monster lag an einer Kette, an der es allerdings mit Gewalt zerrte. Ich konnte nur hoffen, dass sie kein so billiges Ding aus dem Baumarkt genommen, sondern in eine Spezialanfertigung investiert hatten. Für besonders wütende Kettenhunde, oder so. Denn wie Idefix sah der Köter nicht gerade aus, eher wie der Wolfshund der Weißen Hexe in Narnia. Der Köter fletschte die Zähne, so dass ich seine ungepflegten gelben Beißerchen deutlich sehen konnte.

      Was hatte Alex vorhin gesagt? Wir sollten auf Ronja aufpassen? Also musste das wohl Ronja sein, überlegte ich. Auf gut Glück, probierte ich deshalb: „Sitz Ronja! – Ronja aus!“ Doch entweder war dieser Köter echt schlecht drauf, oder sie hatten ihm kein Benehmen beigebracht. Jedenfalls bellte er sich weiter die Seele aus dem Leib, wenn er denn eine gehabt hätte. Mir brach der Schweiß aus. Irgendwie fand ich es anstrengend, ständig von so einem bedrohlich aussehenden Riesenkalb angebellt

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