Das Wunschtraumhaus. Ingrid Neufeld

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Das Wunschtraumhaus - Ingrid Neufeld

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sagte ich ihr nicht, denn wozu jetzt noch Salz in die Wunde schütten.

      Tom hatte sich bisher gar nicht gerührt. Er lag da wie ein auseinander gelaufener Farbklecks inmitten eines Landschaftsbildes. Mich streifte der Verdacht, es könnte ihn nach unserem opulenten Mahl der Schlag getroffen haben. Doch mit einem Mal kam Leben in ihn. Die Ameisen, die eben noch Jana belästigt hatten, änderten ihre Kriegslist und beschlossen, Tom anzugreifen. Ganze Hundertschaften stürzten sich auf den armen Tom, der aufsprang und wie wild um sich schlug.

      „Es sind nur Ameisen.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Genau wie Jana hörte er nicht auf mich. Komisch, dass so gar keiner an meiner Meinung interessiert war. Dabei hätte ich durchaus einiges zu dem Thema beisteuern können.

      Kameradschaftlich klopfte ich Tom auf den Rücken und hoffte, dass die Ameisen dabei herunterfielen.

      Auf den Schreck musst du jetzt was trinken.“, behauptete ich und reichte ihm seinen Becher.

      Tom kam meiner Aufforderung bereitwillig nach und leerte den Becher auf einen Zug. Als wäre er am Verdursten!

      Wir saßen jetzt zu dritt auf der Bank, während Alex langsam über die Wiese schlenderte und uns stirnrunzelnd musterte. Wahrscheinlich hatten wir ihn mit der Ameiseneinlage vollkommen aus dem Konzept gebracht.

      Doch dann griff er seinen Gedanken von vorhin wieder auf. „Das ist mein Lieblingsplatz, weil wir von hier aus einen wunderschönen Ausblick auf unser Schloss haben.“

      „Unser Schloss ist gut!“, amüsierte sich Jana. „Ich wusste gar nicht, dass das Schloss euch gehört“, spottete sie.

      „Alex tippte sich an die Stirn. „Du weißt genau, was ich meine“, maulte er. „Das Schloss gehört zu Eichenberghausen und damit allen, die hier wohnen.“

      Nachdenklich blickte ich den Hang hinauf, wo ein paar hundert Meter weiter ein mittelalterliches Schloss auf unseren Ort herunterschaute. Stimmt, wir hatten ein Schloss.

      Komisch, dass mir bisher nie aufgefallen war, wie malerisch wir eigentlich wohnten. Ein Schloss wie aus dem Bilderbuch. Aber wenn man so etwas jeden Tag auf dem Weg zum Schulbus sieht, stumpft man leicht dagegen ab.

      „Soviel ich weiß, ist das Schloss in Privatbesitz“, mischte sich jetzt Tom ein „Mein Vater kennt sogar den Grafen, ein von und zu ….irgendwas.“

      „Graf von Hochstetten“, nickte ich. Eigentlich war ich ja ein unwissendes Kind. Aber ab und zu schnappte ich etwas auf und wenn man dieses Wissen geschickt einfließen lässt, halten einen die anderen für intelligent. Jedenfalls war das bisher meine Strategie, um gut durch die Schulzeit zu kommen.

      Anscheinend schien diese Taktik auch hier zu funktionieren, denn die anderen musterten mich interessiert.

      „Echt?“, fragte Jana fast ehrfürchtig.

      Ich nickte und sonnte mich in ihrer Bewunderung. Dass Toms Vater den Grafen persönlich kannte, hatten sie vergessen, aber dass ich den Namen wusste, fanden alle cool.

      Also ich finde ja, wir sollten uns das Schloss mal anschauen.“, schlug Alex vor.

      „Prima Idee!“, stimmte Jana zu.

      „Finde ich auch“, schloss ich mich an.

      Nur Tom blieb skeptisch. Natürlich musste er wieder was zum Aussetzen haben. Wir können sowieso nicht hinein. Das gehört ja jemanden.“, wandte er ein.

      „Das probieren wir halt einfach aus!“, konterte ich, obwohl ich auch skeptisch war. Wenn es nämlich ein öffentlich zugängliches Schloss gewesen wäre, hätten mich meine Eltern schon längst auf eine Besichtigungstour mitgeschleppt.

      „Manchmal öffnen die Besitzer ihre Schlösser für die Öffentlichkeit. Hab ich mal gehört, wegen Kultur und so. Vielleicht ist das bei unserem Schloss hier genauso.“

      Alex ließ sich von seiner Idee nicht abbringen. Klar, sie stammte ja auch von ihm. Deshalb war er jetzt Feuer und Flamme. „Los, gehen wir halt mal hin“, forderte er uns auf.

      Da warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr und sprang erschrocken auf. „Schon so spät! Ich muss nach Hause. Wir besuchen meinen Vater im Krankenhaus.“

      Die anderen schauten mich nicht sehr begeistert an. Gerade als sie endlich etwas unternehmen wollten, kam ich und blockierte alles.

      „Geht halt schon mal ohne mich“, sagte ich, obwohl mich das schon anranzte. Jetzt hatten sie mal eine gute Idee und ich musste heim.

      „Ohne dich geh ich auch nicht.“, meinte Jana.

      Da Tom sowieso keine Lust hatte, war das Unternehmen vorerst geplatzt.

      Alex war sauer. Das konnte ich gut verstehen. Wäre ich auch an seiner Stelle. Aber ich hatte jetzt keine Zeit mehr, Seelentrösterin zu spielen. Deshalb verabschiedete ich mich, klaubte die Abfälle in meinen Korb und rannte im Eiltempo nach Hause.

      Hauptsache gesund!

      Meine Mutter stand schon am Fenster. Dabei hatte ich gesagt, dass ich nicht vor drei Uhr zu Hause sein würde. Und jetzt hatten wir gerade mal zehn nach. Kein Grund also, dass sie sich aufregte. Aber natürlich tat sie es trotzdem.

      „Anna-Maria, drei Uhr war ausgemacht, keine Sekunde später!“

      „Schon gut, schon gut“, es hätte keinen Sinn gehabt, sie daran zu erinnern, dass ich gesagt hatte, ich würde nicht vor drei Uhr zu Hause sein, wie lange danach, darauf hatte ich mich meines Wissens nicht festgelegt. „Ich bin ja da!“

      Mit den Worten: „Jetzt wasch dich und sieh zu, dass du fertig wirst!“, schickte sie mich ins Bad.

      Lars stand schon fix und fertig abmarschbereit da. In seinem Gesicht glänzten sogar die Sommersprossen wie frisch poliert. Die blonden gegelten Haare standen ihm wie kurze Igelstacheln vom Kopf ab. Erstaunt registrierte ich, dass er eine neue Jeans anhatte.

      „Wir gehen doch nur ins Krankenhaus“, stellte ich fest. „Das ist doch kein Staatsbesuch.“

      Mein kleiner Bruder biss sich auf die Lippe und fixierte mich feinselig. „Du bist doch nur neidisch!“

      Da konnte ich ja nur lachen. Worauf denn? Ich zuckte die Achseln und verschwand im Bad.

      „Beeil dich!“, Mama klopfte ungeduldig an die Tür.

      Dann ging’s los. Wir zwängten uns in Mamas kleinen und schon ein wenig altersschwachen Fiat. Lars fand Mamas Auto völlig uncool und das sagte er auch. Wenn er das nur einmal gesagt hätte, aber nein, er musste es andauernd wiederholen, wie eine Beschwörungsformel. „Papa hat wenigstens ein anständiges Auto. Er fährt einen BMW. Warum du nicht?“

      Lars war zwar klein. Aber er kannte die Unterschiede der verschiedenen Automarken genau.

      Mich interessierte das nicht.

      Ich fand den Kleinwagen meiner Mutter völlig o. k. Ein wenig klein halt, aber wir wollten ja nur zum Krankenhaus.

      Mama seufzte. „Zum hundertsten Mal. Das ist ein Zweitwagen und ich bin froh, dass

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