Lazarus. Christian Otte

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Lazarus - Christian Otte Die Zentrale

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      „Wenn du das sagst.“

      Die Fahrstuhltüren glitten auf und die beiden stiegen ein. Wolk steckte einen Schlüssel in das Schloss am Tastenfeld, drehte um und drückte mit dem Daumen auf den Knopf für das Erdgeschoss.

      Die Türen schlossen sich und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Offensichtlich nach unten. Die Fahrt dauerte erheblich länger, als Alex es für eine Etage erwartet hatte. Eigentlich hatte er gar keine Fahrt erwartet, da sie im Erdgeschoss starteten und Wolk nur auf die Taste für dasselbe gedrückt hatte. Aber durch den Schlüssel hätte eine Prioritätsfahrt ausgelöst werden können, wie er sie aus Krankenhäusern kannte. Das erklärte aber nicht, dass die Fahrt immer noch andauerte. Wenn er es korrekt abschätzte, waren sie bereits 5 bis 6 Etagen nach unten gefahren, bevor die Tür sich wieder öffnete und den Blick auf einen kurzen, hell erleuchteten Tunnel freigab, der vom Fahrstuhl zu einer Doppeltür führte. Wolk trat aus dem Aufzug und Alex folgte ihm im kurzen Abstand. Die Tür schwang auf. „Willkommen im ersten Kreis der Hölle“, verkündete Wolk.

      „Ich hoffe du meinst das metaphorisch“, konnte Alex noch sagen, bevor es ihm die Sprache wieder verschlug. Sie standen am Rand eines gewaltigen Lichthofs. In der gewölbten Kuppel konnte Alex den Himmel sehen. Durch die verglaste Wand vor ihm konnte er einen Blick in die Tiefe werfen. Die Wände aus Glas und Metall waren schräg, und bildeten miteinander eine glatte Oberfläche. Jede Etage hatte einen kleineren Durchmesser, so dass ein riesiger Glastrichter entstand, der unten in einem kleinen Hof mit etwa 10 Meter Durchmesser endete. Entlang des Randes führten Flure im Kreis um den gesamten Trichter herum. Rechts und links von der Tür, durch die sie gerade gekommen waren, befanden sich weitere ähnliche Doppeltüren. Die Türen der anderen Ebenen waren anders. Sie verschwanden seitwärts in den Wänden. Das konnte man sehen, wenn jemand aus einer Tür heraustrat oder den Raum dahinter betrat. Auf allen Ebenen konnte er in jeder Himmelsrichtung eine Sofa-Garnitur erkennen. Offenbar Wartebereiche oder Zonen für Besprechungen. Auf jeder Ebene waren vereinzelt Menschen. Teilweise liefen sie schnell über die Flure, teilweise schlenderten sie, drei von ihnen hatten sich auf eine der Garnituren gesetzt. Hätte er nicht gewusst, dass er sich gerade tief unter der Erde befand, hätte es ich auch für einen architektonisch ansprechenden Firmensitz eines Weltkonzerns in futuristischem Design handeln können.

      „Komm“, sagte Wolk, „gehen wir in mein Büro.“

      Wolks Büro lag auf der fünften Ebene von oben gesehen. Sie nahmen diesmal keinen Aufzug, sondern eine von drei Treppen, die, gleichmäßig auf den Ringen verteilt, alle Etagen miteinander verbanden. Man hätte so, auf einer Treppe bleibend, den Trichter beim herabsteigen aller 10 Etagen einmal komplett umrundet. Auf dem Weg dorthin erklärte Wolk noch ein wenig die Abteilungen an denen sie vorbeikamen und die darunterliegenden. Auf der obersten Ebene mit der Bezeichnung 0 befanden sich ausschließlich Zugänge zum Spinnennetz. Das Spinnennetz war ein unterirdisches Tunnelsystem das die gesamte Stadt verband. In der Vergangenheit dienten die über die Stadt verteilten Eingänge registrierten Yonin als Zuflucht, sollten sie in eine brenzlige Situation geraten. Flucht oder Kampf, die grundlegenden Instinkte in Gefahrensituationen, waren auch Yonin nicht fremd, aber zum Wohle der Geheimhaltung war Flucht vorzuziehen. Mittlerweile hatten sich die Yonin aber so gut in die Gesellschaft integriert, oder die Gesellschaft kümmerte sich einen Dreck darum, ob sich unter ihnen Yonin befanden, dass das Spinnennetz nur noch von Mitarbeitern der Zentrale genutzt wurde um sich schnell und ohne auf den Verkehr Rücksicht nehmen zu müssen, durch die Stadt bewegen zu können.

      Die Ebenen 1 und 2 gehörte den Putzkolonnen. Diese Teams waren darauf spezialisiert, Spuren zu beseitigen, die Yonin hinterließen. Nichts sollte übrigbleiben, das auf deren Existenz hinwies. Yonin hatten im Laufe der Geschichte verschiedene Methoden dafür entwickelt. Welche dies waren erklärte Wolk jedoch nicht.

      Auf Ebene 3 befand sich die Schlichtungsstelle. Probleme der Clans untereinander oder einzelner Personen miteinander konnten so unbürokratisch und, in Anbetracht der Geschichte dieser Gemeinschaft besonders wichtig, meist unblutig geregelt werden. Dafür standen den Streitern Mentoren und Schlichter zur Verfügung. Sollte, besonders bei Streitigkeiten in die ein Werwolf involviert war, eine friedliche Lösung nicht in Sicht sein, gab es dort auch Zugang zu Räumen, in dem Rivalitäten auf ursprünglichere Weise geregelt wurden. Alex hielt dies für einen Scherz, aber nichts an Wolk wies darauf hin, dass er scherzte.

      Auf den Ebenen 4 bis 6 befanden sich die Büros der Mitarbeiter, die sich um die Ermittlung kümmern, sollte ein Yonin in eine Straftat verwickelt sein. Bei einer so gewaltigen Gruppe von unterschiedlichen Individuen war es leider normal, dass sich einige schwarze Schafe daruntermischten. Hauptsächlich handelte es sich bei den Straffälligen aber um Yonin, die keinem Clan angehörten. Sei es, weil sich ein Vampir nicht der Hierarchie eines Clans unterwerfen wollte, ein Werwolf aus seinem Rudel verbannt wurde oder ein bisher unentdeckter Magier plötzlich seine Fähigkeiten entdeckt und missbraucht.

      Auf den Ebenen 7 und 8 waren Labore eingerichtet worden, hauptsächlich für forensische Untersuchungen. Gelegentlich wurde dort aber auch geforscht.

      In der Ebene mit der Nummer 9 waren Räume für die Energieversorgung und Computerräume eingerichtet worden.

      Das Allerheiligste, die elfte Ebene, lag unterhalb des Hofs am Grund des Trichters.

      Alex merkte, dass Wolk sich mit Informationen über die einzelnen Bereiche zurückhielt, trotzdem fühlte sich Alex von der Menge an Informationen, die er in letzter Zeit erhielt erschlagen. Gab es kein Buch, in dem er all diese Informationen nachlesen konnte? Da könnte er selber das Tempo bestimmen und notfalls zurückblättern. Bücher waren gut, sie erwarteten kein besonderes verhalten, sie urteilten nicht, sie boten einfach Informationen. Das was er brauchte. Mit Büchern kam er besser klar als mit Menschen. Er war froh, als sie endlich Wolks Büro betraten und dieser seinen Redefluss stoppte. Das Büro sah wie ein das Arbeitszimmer eines viktorianischen Herrenhauses aus. Dunkles Holz vom Boden bis zur Decke, ein schwerer Eichenholz Schreibtisch an einem Ende des Raums, Bücherregale an den Längsseiten und eine Sitzecke mit Kamin am anderen Ende. Fenster gab es keine.

      „Geschmackvoll“, entfuhr es Alex.

      „Danke. Milena findet es altmodisch und kitschig.“

      „Milena?“

      „Meine Partnerin. In jeder Hinsicht. Du lernst sie später noch kennen.“ Wolk ging zum Schreibtisch und legte ein dünnes Buch auf eine darin eingelassene Glasplatte. Alex erkannte darin das Buch, in dem sich Wolk während der Testreihen häufiger Notizen gemacht hatte.

      „Daisy?“, fragte Wolk in den Raum und der Raum antwortete.

      „Guten Abend Exquisitor Wolk.“ Die sanfte Frauenstimme schien direkt aus den Wänden zu kommen. Alex sah sich um, konnte aber nirgendwo Lautsprecher erkennen.

      „Die Notizen bitte auslesen, in Druck umwandeln, mit den bisherigen Ergebnissen verknüpfen und mit dem Archiv vergleichen. Sag Bescheid, wenn du fertig bist.“ Wolks Stimme war höflich, aber bestimmt, so als würde er mit einer Sekretärin im Raum sprechen, nur dass keine Sekretärin anwesend war.

      „Gern Exquisitor Wolk“, antwortete die Stimme.

      „Wer war das?“, fragte Alex, ohne den Blick von dem Buch auf der Glasplatte zu lassen. Entweder hatte er langsam ernsthafte psychische Probleme, die sich in optischen Halluzinationen manifestierten, oder aus dem Buch sprudelten Zahlen und Buchstaben, flossen über den Buchdeckel und tropften in die Glasplatte.

      „Nettes Gimmick. Oder? Meine Notizen werden gerade aus dem Buch ausgelesen. Die holografische Darstellung in Form eines Zimmerspringbrunnens ist zwar reine Spielerei, aber immer wieder nett anzusehen. Außerdem erkenne ich so, wann das Auslesen

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