Lazarus. Christian Otte

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Lazarus - Christian Otte Die Zentrale

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Was hat Schulz gesagt?“

      „Er will den Fall schließen.“

      Sie drehte sich ihm zu.

      „Aber das kann er nicht tun. Wir haben immer noch keinen Hinweis wie, ...“

      Wolk hob beschwichtigend die Hand um sie zu unterbrechen.

      „Das weißt du, das weiß ich, dass weiß er. Genau deswegen schließt er den Fall, weil nicht noch mehr Leute noch mehr Zeit in einen Fall ohne Lösung investieren sollen. Absolut verständlich, wenn auch frustrierend.“

      „Das kannst du aber laut sagen.“ Sie schnaufte kurz verächtlich und drehte sich auf ihrem Platz wieder nach vorne. „Und wie geht es weiter?“

      „Ich werde Meister Claudius aufsuchen und mit ihm über meinen Feldversuch sprechen. Er hatte da noch ein paar Anmerkungen“, sagte Wolk, während Melina vom Sofa aufstand. „Und morgen werde ich mit meinem Verbindungsmann Kontakt aufnehmen.“

      „Alles klar. Dann viel Erfolg.“

      Melina beugte sich zu Vladimir herunter, gab ihm einen Kuss und fügte hinzu: „Komm nicht zu spät nach Hause.“

      Im Aufzug fuhr bereits einer der Weißkittel aus der Entwicklungsabteilung als Wolk dazu stieg. In seinen Armen balancierte er eine ganze Batterie aufgerollter Papiere.

      „Moin, Roland.“ grüßte er etwas barscher als er es eigentlich wollte.

      Roland von Braun registrierte den Unterton gar nicht, und war Wolk deswegen auch nicht böse. Er war wie immer viel zu sehr mit den Gedanken bei seiner Forschung, so dass er nur am Rande überhaupt mitbekam, dass sich noch jemand im Fahrstuhl befand.

      „Oh, hallo Vladi. Wolltest du ins Labor?“

      „Nein, ich bin auf dem Weg ins Allerheiligste.“ Wolk massierte sich die Schläfen um dem Kopfschmerz entgegenzuwirken, der sich gerade aufbaute.

      „Oh, verstehe, ich hätte da aber noch etwas für dich. Kannst du gerade mitkommen?“

      Wolk fischte sein Handy aus der Tasche und sah auf die Zeit auf dem Display.

      „Klar. Ich habe eh noch etwas Zeit bis zu meinem Termin.“

      Die Türen des Fahrstuhls öffneten sich und Roland trat eilig hinaus. „Prima, folge mir.“

      Wolk war sich sicher, dass Roland das auch gesagt hätte, wenn er abgelehnt hätte.

      Das Labor hatte sich nicht viel verändert, seit Wolk hier gearbeitet hatte. Es hatte immer noch den leichten Geruch von Schwefel und Ammoniak. Die Wände waren noch immer weiß gekachelt und mit Zeichen und Symbolen versehen. Der massive Tisch an der Nordseite, auf dem ein Buch, aufgeschlagen lag, war größer als er ihn in Erinnerung hatte und ein Monitor war nun darin eingearbeitet. Unter dem Abzug in der westlichen Wand standen nebeneinander Reagenzgläser, Tiegel, Töpfe und kleine, verzierte Schalen mit Mineralien, Kräutern und allerlei Flüssigkeiten. Der Labortisch an der Südseite war halb mit einer kompliziert aussehenden Anordnung von Kolben, Glasröhren, Schläuchen und Bunsenbrennern zugebaut. Vermutlich mal wieder ein Versuch bei einer der Laborassistentinnen zu punkten. Aus seiner eigenen Zeit bei den Weißkitteln wusste er, dass es keinen Grund gab eine solch große und komplexe Apparatur hier im Labor aufzubauen. Einzig um einer der Laborassistentinnen durch umfassendes Wissen zu imponieren machte es Sinn. Nicht das es schon je geklappt hätte, aber einige Weißkittel waren in erster Linie Wissenschaftler durch und durch. Hochintelligent, ohne Frage, aber in der Interaktion mit anderen Menschen manchmal etwas schwerfällig.

      Roland beugte sich über einen Glaskolben auf dem anderen Labortisch, während Wolk noch versuchte in den vorschriftsmäßigen Kittel zu schlüpfen. Wieso hatte man eigentlich alle Leihkittel mindestens eine Nummer zu klein für ihn angeschafft? Der Kolben stand auf einem steinernen Untersetzer, in den 3 konzentrische Kreise eingelassen waren. Der kleinste der Kreise war nur etwas größer als der Kolben, so dass dieser in der passenden Vertiefung genau mittig saß. Die Ringe waren nur knapp einen halben Zentimeter breit, mit allerlei Schriftzeichen, Runen und Symbolen versehen und schlossen direkt aneinander an. Der äußere und innere Ring waren aus verschiedenen Metallen gefertigt und die Zeichen waren eingeritzt worden. Der mittlere Ring war aus Acryl und weiße Zeichen waren im Inneren eingeschlossen.

      In dem Glaskolben schwang eine schwarze Flüssigkeit hin und her, ohne dass der Kolben bewegt worden war. Auf den ersten Blick hätte man annehmen können, ein kleines Tier wäre in einen mit Teer oder Tinte gefüllten Kolben gefallen und versuchte daraus zu entkommen. Wolk wusste es besser, schließlich hatte er die Grundlagen für dieses Meisterwerk geschaffen.

      „Ist es stabil?“ Der Forscher in Wolk meldete sich wieder zu Wort.

      „So stabil, wie wir es haben wollen.“ antwortete von Braun, nicht ohne einen gewissen Stolz.

      Wolk betrachtete die wabernde Flüssigkeit weiter gebannt. Er hatte so viele Fragen. Der Inhalt des Kolbens vor ihm war ein Meilenstein. Selbst in den Laboren der Organisation für die er arbeitete war es revolutionär. Aber hätte er sich jetzt auf eine fachliche Diskussion mit von Braun eingelassen, hätte er seinen Termin mit seinem Meister vergessen können, und das Abendessen mit Melina sowieso. Er entschied sich daher sein Treffen mit seinem Verbindungsmann auf nächste Woche zu verschieben und am nächsten Tag nochmal ins Labor zu kommen. Sein neues Projekt würde auch ein paar Tage später starten können.

      Das Allerheiligste war die unterste Ebene der Zentrale. Der ganze Bau lag etwa 15 Meter unter der Erde und reichte mit seinen elf Stockwerken fast 60 Meter zusätzlich in die Tiefe. Auf der Ebene des Allerheiligsten hatten die 13 Meister, die im Rat saßen, ihre Räume. Die offizielle Bezeichnung der Sektion in der Wolks Meister sich aufhielt war UG 10-C. Den Namen „Allerheiligstes“ hatte die Abteilung wegen des Tresorraums in UG 10-A. In Anlehnung an den Tempel Salomons wurden dort besonders wertvolle, gefährliche und seltene Artefakte aufbewahrt. Das Artefakten-Archiv in UG 10-B war voller weniger gefährlicher Gegenstände, die häufiger von den Meistern benötigt wurden. Da es sich bei den Meistern in der Regel um alte Männer und Frauen handelte, zogen sie beim Bau der Zentrale mit den Artefakten in die unteren Räume. Auf diese Weise wurden sie ebenso gut wie die Artefakte von äußeren Einflüssen abgeschirmt und waren darüber hinaus in der Lage die Artefakte, die sie gerade brauchten, schnell zu bekommen.

      Der Zutritt zum Allerheiligsten war nur auf ausdrückliche Einladung eines Meisters gestattet, und selbst jemand wie Wolk, der ein so enges Verhältnis zu seinem Meister hatte, wie kein anderer, musste sich das Procedere der Sicherheitsüberprüfung beim Eingang antun.

      Er verließ den Aufzug, durchschritt den kurzen Tunnel und stellte sich auf die kreisförmige Markierung in der Sicherheitsschleuse, die daraufhin zu glühen begann. Der Wächter, der die Prozedur überwachte rührte keinen Finger, blinzelte nicht einmal, während Wolk in der Sicherheitsschleuse überprüft wurde. Wolk hasste diese Überprüfung. Nicht weil er der Ansicht war, sie sei überflüssig, auch nicht, weil die Sicherheitsschleuse klein genug war um Klaustrophobie in ihm auszulösen, sondern weil er dieses Engegefühl in der Brust erst wieder loswurde, wenn er die Ebene verließ. Ein Summen beendete die Überprüfung und der Wächter griff in ein Regal, an dem sich ein kleines Fach geöffnet hatte. Den daraus hervorgeholten silbernen Armreif reichte er wortlos Wolk, der diesen sofort umlegte. Da war sie wieder. Diese Enge. Wolk verließ den Kreis und ging zwischen den beiden steinernen Riesen durch, die die Tür zum Allerheiligsten bewachten.

      In der Mitte des Allerheiligsten war ein kleiner Garten angelegt worden. Eine Oase der Ruhe an einem der

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