Lazarus. Christian Otte

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Lazarus - Christian Otte Die Zentrale

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spät zu kommen, weil sie nochmal ganz bei 0 anfing.

      „Ich glaube ich habe was“, hörte sie Lena aus ihrem Schlafzimmer flöten.

      Sie stellte ihre Flasche ab und nahm die geschlossene mit. Auf dem Bett hatte Lena eine Kombination aus Jeans, T-Shirt und Strickjacke in blau und schwarz gelegt. Auch die passenden Schuhe hatte sie schon vor das Bett gestellt.

      Alex sah auf die Uhr. 20 nach 8. Um 8 waren sie an der U-Bahn-Station verabredet gewesen. In ihrer SMS hatte sie geschrieben, dass es ein paar Minuten später werden würde. In 2 Minuten würde die nächste U-Bahn aus ihrer Richtung einfahren. Er hatte schon schlimmeres überstanden, da würden ihn 22 Minuten Warten nicht umbringen. Er sah auf die Anzeige, die von der Decke hing. Noch eine Minute bis zur Einfahrt des Zuges. Als er aus dem Tunnel das Kreischen der Metallräder auf den Schienen hören konnte stand er von der Bank auf, auf die er sich gesetzt hatte und rieb sich den Hintern um das taube Gefühl loszuwerden. Er fragte sich, darum um alles in der Welt man diese Bank aus dem härtesten Holz gemacht und mit dem unbequemsten Lack überzogen hatte. Ben hatte einmal laut darüber nachgedacht aus diesen Komponenten schusssichere Westen, Panzerschränke oder Fahrzeugkarosserien fertigen zulassen. Mit dem fehlenden Gefühl in seinem Hintern war er sich nicht mehr sicher ob es ein Scherz gewesen war.

      Die Bahn fuhr ein und Alex erkannte, dass Anna in einem der vorderen Waggons stand. Er ging ihr entgegen und stand bereits in der Nähe der Tür, bevor diese aufging.

      „Entschuldige die Verspätung“, sagte sie und streichelte ihn zur Begrüßung versöhnlich am Arm.

      „Gar kein Problem. Wollen wir?“, lächelte er zurück und deutete in Richtung Ausgang. Er glaubte ein leichtes Glühen an ihr zu bemerken. Vielleicht hatte er auch einfach nur Hunger.

      Wenig später saßen sie an einem Tisch in einer dunklen Ecke eines Indischen Restaurants. Die Kellnerin hatte gerade die Kerze angezündet und die Karten gebracht, als sie mit den üblichen Floskeln über den Verlauf der ersten Uniwoche, sowie wortreicher Entschuldigungen von Anna wegen ihrer Verspätung fertig waren.

      „Darf es schon etwas zu trinken sein?“, fragte die Kellnerin und zückte ihren Bestellblock.

      „Für mich ein Bier“, preschte Anna vor.

      „Groß oder klein?“

      „Klein bitte.“

      „Und für mich bitte ein großes Wasser“, bestellte Alex, als die Dame noch das Bier auf ihrem Block kritzelte.

      „Großes Wasser ist bei uns eine Flasche“, erklärte sie und deutete mit ihren Händen die Größe der Flasche an.

      „Das wäre mir sehr recht, danke.“

      Als die Bedienung mit den Getränken wiederkam hatten sich beide schon auf ihr jeweiliges Gericht geeinigt und bestellten.

      „So, und jetzt erklär' mir doch mal bitte“, forderte Anna, „warum man deinen Vornamen deutsch ausspricht, wenn dein Nachname aus dem angelsächsischen kommt.“

      „Na, so ungewöhnlich ist das nicht. Schließlich bin ich in Deutschland geboren und aufgewachsen.“

      „Aber Doyle ist nicht unbedingt ein Name, den man in Deutschland häufig antrifft.“

      „Ja, das ist richtig“, sagte Alex, nahm eine möglichst aufrechte und steife Haltung an und benutzte seinen sonst nicht vorhandenen britischen Akzent.

      „Oh, der edle Herr. Like a Sir.“

      Alex hob die Nase etwas an. „Ich denke doch, man kann von Ladies und Gentleman eine gewisse Noblesse erwarten.“ Augenblicklich wollte er sich Ohrfeigen. In seinem Kopf hatte noch kurz zuvor alles so gut geklungen. Er hielt es für eine prima Idee den affektierten Engländer herauszukehren. Aber jetzt war er sich nicht so sicher, ob er affektiert genug war, um deutlich zu machen, dass es ein Witz sein sollte. Sie begann zu grinsen. Zum Glück. Und auch er konnte ein Grinsen nun nicht länger unterdrücken. Das widersprach seiner Rolle ein wenig.

      „Noblesse hört man auch nur noch selten“, lachte Anna.

      „Um alles zu erklären muss ich weiter ausholen“, begann Alex und holte tief Luft. Hauptsächlich der dramatischen Pause wegen und um seinen Akzent wieder zu unterdrücken.

      „Mein Großvater war Brite und nach dem Krieg einige Zeit in Deutschland stationiert. Er hatte eine Liaison mit einer Deutschen. So kurz die Liaison auch war, war sie doch umso fruchtbarer. Als das Kind geboren war, war mein Großvater wieder in England. Er hat erst kurz vor seinem Tod erfahren, dass er ein Kind in Deutschland hat.“

      „Und das war dein Vater“, folgerte Anna, als Alex einen Schluck trank.

      „Leider daneben. Das Kind war Bens Vater. Mein Vater ist das Kind aus der Ehe unseres Großvaters mit meiner Großmutter, die er nach seiner Rückkehr nach England kennenlernte und heiratete. Mein Vater hat irgendwann alte Unterlagen und Bilder seines Vaters durchgesehen und ist dabei auf Bens Großmutter gestoßen. Er hat Kontakt aufgenommen und dadurch erfahren, dass er einen Halbbruder hat. Den wollte er dann besuchen. Erstmal zum Kennenlernen, und danach noch ein paar Mal. Und irgendwann hat er auf einer dieser Besuchsreisen meine Mutter kennen gelernt.“

      „Ok, dann bedeutet das, dein Vater ist Engländer und für deine Mutter nach Deutschland umgezogen.“

      „Irgendwie romantisch“, seufzte Anna.

      „Ich will aber nicht die ganze Zeit über mich reden, was ist mit dir?“, fragte Alex, in der Hoffnung sie von weiteren Fragen zu seinem Namen abzulenken.

      „Was soll mit mir sein?“, fragte Anna verdutzt.

      „Ich habe dir grade meine halbe Familiengeschichte erzählt. Ich habe keine Lust den ganzen Abend nur über mich zu reden. Erzähl mir was über dich. Was machst du so?“, hakte Alex nach und goss sich aus der Wasserflasche nach um ihr Zeit zu geben nachzudenken und zu antworten.

      Anna ließ etwas hören, das wie ein leichtes Seufzen klang und antwortete: „So viel gibt es nicht zu sagen. Ich studiere jetzt im 3 Semester Wirtschaftsrecht. Habe eine Zwillingsschwester mit der ich zusammen wohne. Treibe in meiner Freizeit viel Sport, liebe klassische Musik. … Tja. ... Das war es eigentlich auch schon. … Was ist so lustig?“ Bei der Erwähnung ihrer Wohnsituation hatte Alex unweigerlich lächeln müssen.

      „Entschuldige, mir ist bei deiner Aufzählung nur der Gedanke gekommen, dass das eine typische Beschreibung ist, wie man sie in einem Onlineprofil findet. Möglichst viele Allgemeinplätze und möglichst wenig Informationen.“

      „Was willst du damit sagen?“

      „Sagen will ich nichts. Ich habe nur etwas festgestellt. Du hättest mir etwas darüber sagen können, dass du in deiner Freizeit Tennis spielst. Dass du klassische Musik nicht nur liebst, sondern auch selber Geige spielst. Du hättest auch eure Katze erwähnen können. All das hast du nicht getan. Ich schließe daher ...“

      „Moment“, unterbrach ihn Anna, „woher weißt du das? Das steht nicht mal bei Facebook?“ Sie war sich gerade nicht sicher, ob sie schockiert oder verwirrt war. Woher konnte er das wissen? Unweigerlich tauchte das Wort „Stalker“ vor ihrem inneren Auge auf.

      „Entschuldige bitte, wenn du so freundlich wärst dich wieder zu setzen, werde ich es dir erklären.“ Anna hatte

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