Liebesbriefe von Alice.. Alice Zumbé

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Liebesbriefe von Alice. - Alice Zumbé

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trat mir ein Mensch entgegen, der in diesem Moment seinen ganzen Schmerz, die Niedergeschlagenheit, die Enttäuschung, die Wut, die Hilflosigkeit und die fehlende Selbstsicherheit ausstrahlte. Ich konnte nur eines tun. Zuhören. Und ihm so vielleicht die Möglichkeit bieten alle diese Gefühle ein Stück loszulassen. Es war kein leichtes Gespräch, aber ich fühlte mich stark genug seine Last für den Moment zu tragen und ich brachte die positive Energie mit, die es brauchte, um dem persönlich entgegen zu stehen. Nachdem er schweren Herzens seine Geschichten erzählt hatte, verweilten wir einen Moment im Schweigen. Dann fragte ich ihn, wo die Liebe bei ihm ist. Ich berührte damit sein Herz und weil er sich gerade schwach und leer fühlte, beantwortete er die Frage damit, dass er es nicht weiß, sie einfach gerade nicht da sei und er glaube, dass er sie verloren hat. Dann begann ich ihm von meinen Erlebnissen zu erzählen, die von Liebe getragen waren. Ich erzählte von den wunderbaren Menschen in meinem Leben, mit denen ich in Liebe verbunden bin. Er hörte mir zu und öffnete für einen Spalt breit sein Herz. Ich freute mich, dass er dies zuließ und spürte aber auch wie viel Kraft es ihn gekostet hatte. Nach einer Weile waren alle Worte gesagt und ich wusste, dass die Zeit gekommen war uns zu trennen. Wir verließen den Ort der Zusammenkunft und gingen noch gemeinsam ein Stück des Weges. Die Zeit des Abschieds war da.

      Wir standen uns mit etwas Abstand gegenüber und aus tiefstem Herzen ließ ich meinen Gefühlen Raum für die richtigen Worte: „Ich liebe Dich. So wie Du bist. Egal was war oder was kommen wird.“ Dann drehte ich mich um und ging weg. Es war Liebe da. Die Liebe zu meinem Sohn. Bedingungslos. Und ich vertraute meinem Kind, dass es seinen Weg finden würde. Am folgenden Sonntag war Muttertag. Ein Tag, dem ich bisher keine besondere Bedeutung zumaß, was sich am Abend dann jedoch ändern sollte. Mein Sohn schrieb mir eine Nachricht in den späten Abendstunden und der Satz, der mich am meisten darin berührte und der in großen Lettern geschrieben war, lautete: „UND ICH WERDE DIE LIEBE WIEDER ZULASSEN“.

      Eine von unzähligen Geschichten, die auch mich lehrte, was es bedeutet bedingungslos zu lieben, danach zu handeln. Für mich beinhaltet es achtsam zu sein, höflich und freundlich anderen zu begegnen, Mitgefühl zu zeigen, zuzuhören, um verstehen zu können und zu helfen, wenn es möglich ist. Unabhängig von Erwartungen und ohne etwas zu verlangen. Offen und wertungsfrei. Eine Herausforderung, der ich mich des Öfteren stelle und die mir so manches Mal offenbart, welche Eigenschaften ich noch nicht hinlänglich verinnerlicht habe. So ging mir gestern für einen Augenblick die Achtsamkeit verloren, als ich mit dem Fahrrad hinfiel und ich erfahren musste, dass vorbeigehende ebenfalls nicht achtsam waren und mir nicht halfen. Letzte Woche wurde meine Frage nach Unterstützung damit beantwortet, dass dieser Mensch zwei Bedingungen daran knüpfte. Was mich dieses nun lehrt? Wieder achtsam mit mir selbst umzugehen, denen zu verzeihen, die nicht halfen und weiter meinen Weg zu gehen, unabhängig von Hilfe, die an Bedingungen geknüpft ist. Denn für mich ist bedingungslose Liebe letztlich eine Frage von, wie man Liebe lebt, denn die Verantwortung dafür liegt bei jedem selbst.

      „Bedingungslose Liebe” ist ein weites Feld und ich möchte es sehr gerne noch weiter vertiefen, Dir weitere Geschichten erzählen. Von meiner geliebten Freundin Nina, unserer Freundschaft, die für mich bedingungslose Liebe ausmacht. Ich möchte weitere Fragen erörtern, wie zum Beispiel „Was bedeutet in der Partnerschaft bedingungslose Liebe?” und „Was verbirgt sich hinter meinem Blick von oben, den ich eingangs erwähnte?”. Doch heute enden meine Zeilen dazu an Dich und ich wende Deinen Blick auf zwei erfreuliche Aussichten.

      Morgen werde ich das Glück in meinen heimischen vier Wänden zu Besuch haben, denn es macht mir in Gestalt des Schornsteinfegers seine Aufwartung. Und am Sonntag wird die Liebe zelebriert. Es ist Valentinstag. Beiden Ereignissen blicke ich ohne Erwartungen entgegen, ergebe mich der Vorfreude auf den Schornsteinfeger und lasse mich überraschen, was mir das Leben so alles am Sonntag offenbart. Dir wünsche ich eine erfüllte Zeit, Glück und schöne Erlebnisse voller Liebe. Bedingungslos.

      In Liebe,

      Alice

      PS. Mit Dank an den Freund aus dem hohen Norden und für Dich zu guter Letzt ein Gedicht von Edward E. Cummings mit dem Titel „Dive for dreams“.

       Dive for dreams or a slogan may topple you. Trees are their roots and wind is wind. Trust your heart if the seas catch fire and live by love though the stars walk backward. Honour the past, but welcome the future and dance your death away at the wedding. Never mind a world with its villains or heroes, for good likes girls and tomorrow and the earth.

      17. Februar 2016: Bedingungslose Liebe - Teil 2.

      Lieber Freund,

      vor ein paar Tagen, als ich die ersten Zeilen dieses Briefes verfasste, war ich wieder einmal umzingelt. Eingekreist von unbekannten Menschen, die sich nach und nach, manchmal wechselnd, an meinen Tisch in einem Café gesellten. Draußen war es winterlich kalt und da dieses Café darüber hinaus zumeist sehr gut besucht wurde, hörte der Strom der Menschen kaum auf, der sich die Klinke in die Hand gab und sich nach etwas Wärme sehnte. Wie Du weißt, liebe ich das lebhafte Treiben um mich herum, denn dann spüre ich das pulsierende Leben und gleichzeitig wird meine Neugierde auf Menschen gestillt, die schon so manches Mal ein nettes Gespräch nach sich zog. Während ich mich dem Schreiben hingab, ab und zu eine Gabel mit dem Käsekuchen befüllte, um mich auch dem kulinarischen Genuss zu widmen, wurde ich mit Aufmerksamkeit beschenkt. Denn zwei Damen waren ganz fasziniert davon, dass ich noch ganz klassisch mit einem Füllfederhalter in ein Buch schrieb. Es weckte ihre Neugierde und sie wünschten mir Glück und Erfolg für´s Schreiben, als sie sich vom Platz erhoben und diesen Ort verließen.

      Zwei Tage zuvor konnte ich schon den Tag mit Glück begehen, denn der Schornsteinfeger hatte sich angekündigt. Du erinnerst Dich sicher noch an diese Aussicht, von der ich Dir im letzten Brief berichtete. An diesem Morgen musste ich aufgrund der Ankündigung früh aus den Federn und da der Akt des Aufstehens für mich nicht direkt mit „Willkommen in der Welt” verbunden ist, brauchte ich eine Weile bis ich mit Fug und Recht behaupten konnte vollends in dieser Welt angekommen zu sein. Danach gab es nur noch eines zu tun: warten. Völlig unerwartet verging Stunde um Stunde, ohne dass das Glück an meine Tür klopfte. Gegen 11 Uhr trat ich auf den Balkon und just in diesem Moment erblickte ich den Schornsteinfeger, der gerade die Straße in Richtung Haus überquerte. Von oben rief ich hinunter und bat ihn doch erst zu mir zu kommen, da bereits andere Verpflichtungen auf mich warteten. Schnell lief ich zur Tür, um sie zu öffnen und während ich die letzten Sekunden ausharrte, spürte ich wie sich ein Gefühl der Freude in mir breit machte, weil nun gleich das Glück über die Schwelle trat. Die nächsten 15 Minuten ließen dann Raum für ein erfreuliches Gespräch über das Schreiben und Lesen und nach getaner Arbeit erlaubte mir der Schornsteinfeger an einem der Knöpfe seiner Jacke zu drehen, da dies bekanntermaßen Glück bringt. Das teilte ich dann sogleich in der realen Welt mit einer Dame, die ich traf und in der virtuellen, wo es so dem ein oder anderen vielleicht einen Moment des Glücks bescherte.

      In meinem letzten Brief an Dich erzählte ich Dir doch auch von meinen Gedanken zur „bedingungslosen Liebe”, die ich weiter vertiefen wollte. Einige dazu umkreisten meine Freundschaft zu Nina, die Du noch nicht kennst. Um dies nun näher zu erläutern, fange ich dann vielleicht mit meiner Wahrnehmung dieses Menschen an, dem ich vor weit mehr als vier Jahren zum ersten Mal in einem Restaurant begegnete – ein Umstand an den sie sich weitaus besser erinnerte, als ich – und wir die gegenseitige Sympathie und Neugier aufeinander immer weiter auszubauen begannen, die für mich zu einem Fundament der Liebe wurde. Bedingungslos.

      Was den Menschen ausmacht, ist das Zusammenspiel von

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