Liebesbriefe von Alice.. Alice Zumbé

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Liebesbriefe von Alice. - Alice Zumbé

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verliert. Ihr Wesen gleicht dem eines Schmetterlings, der schön anzusehen die Freiheit des Fluges genießt, um sich von Zeit zu Zeit auf einer schönen Blume, an einem schönen Ort niederzulassen und sich an dem süßen Saft zu laben, der dort verborgen ruht. Ein verbindendes Element unserer Freundschaft ist natürlich die Liebe, über die wir in den Jahren oft sprachen und uns austauschten über die Geschichten des Lebens, die wir bis heute damit verbinden. Auf viele gemeinsame Erlebnisse, verknüpft mit so mancher Reise blicke ich mittlerweile zurück und sie waren alle von Offenheit und Ehrlichkeit geprägt. Ganz gleich ob leichte oder schwere Zeiten fällig waren, sie stand an meiner Seite, wenn es nötig war - selbst dann, als uns eine halbe Weltreise räumlich voneinander trennte. Verbundenheit beginnt im Herzen und die Bedingungslosigkeit dieser Form der Liebe, die man Freundschaft nennt, macht die Unabhängigkeit von äußeren Umständen aus. Für mich immer wieder mal eine Herausforderung, für diesen Schmetterling weniger und es liegt an mir darauf zu vertrauen, dass sie immer wieder auf meiner Blume Platz nimmt. Dann flüstert sie mir auch ins Ohr, dass ich in ihrem Herzen bin.

      Die Leichtigkeit ist eine der Eigenschaften, die ich an Nina bewundere. Mit ihr schreitet sie durchs Leben und davon kann ich noch so manches lernen. Ihre äußere Erscheinung beeindruckt viele, doch ihre wahre Schönheit liegt im Inneren und ist die, die nach außen strahlt. Sie spiegelt ihre Heiterkeit, ihren Sanftmut und ihr wohlwollendes Wesen wieder und wer dies erkennt, sich nicht nur für die Oberfläche interessiert und daran teilhaben darf, kann sich glücklich schätzen, wenn er mit ihr Zeit verbringt. Ein Privileg, das mir seit vielen Jahre vergönnt ist und auf das ich dankbar zurückschaue. Über unsere Freundschaft und das, was sie ausmacht, tauschten wir uns hier und da aus und dann sagte ich immer: „Eigentlich ist es die perfekte Beziehung, obwohl ich das Wort „perfekt” nicht gerne mag. Jeder nimmt den anderen so an, wie er ist, mit allem Für und Wider. Wir lassen uns gegenseitig die Freiheit zu sein wer wir sind oder sein wollen, unabhängig von der Beurteilung des anderen.”

      Wenn bedingungslose Liebe Achtsamkeit, Höflichkeit, Freundlichkeit, Mitgefühl, zuhören und helfen, wo es möglich ist, ausmacht, dann ist diese Freundschaft zu Recht bedingungslos. Uns eint der Sinn für Schönheit, der sich nicht im äußerlichen erschöpft, das Gefühl von Freiheit, das sich nicht an äußeren Umständen misst und die Liebe, die sich weder den Gesetzen von Raum, noch denen von Zeit unterwirft. Daran üben wir uns und jeder auf seine Weise. Das Leben ist Veränderung. Neue Menschen treten in unser Leben, Wege führen uns an andere Orte, mit neuen Aufgaben befüllen wir unsere Zeit. Was bleibt ist die Verbundenheit, die offenbart, dass man liebt. Bedingungslos. So fühle ich es, wenn ich an diese Freundschaft denke.

      Mein Weg führte mich heute noch an einen geschichtsträchtigen Ort voller Bücher. Ein Verlagshaus, das nach mehr als 100 Jahren bald seine Türen für immer verschließt und in dem mich eine Buchbestellung erwartete. Ein weiteres Werk von Jane Austen, das ich jedoch dieses Mal als Geschenk weiter reichen werde. Als ich es entgegennahm, mich abwendete und in Ruhe meinen Blick über die schon leeren Buchregale schweifen ließ, entdeckte ich einen Satz an der Wand, der mich neugierig werden ließ. Also wand ich mich noch einmal an die Dame hinter dem Tresen, die mir einen Flyer entgegenreichte, der mir das Geheimnis der Worte verraten würde. Sie lauteten: „Menschsein heißt lesen” und sind die Übersetzung aus dem griechischen ANTHROPOS ZOON LOGON ECHON – die älteste Definition des Menschen aus der griechischen Antike. Der Flyer offenbarte mir dann weitere Details, wie zum Beispiel, dass das Wort „lesen” „sammeln, zusammenlegen” bedeutet und dass die Gabe des Lesens, unter allen Wesen dieser Welt, nur dem Menschen zuteilwurde. Sie verschafft uns die Möglichkeit an dem Wissen anderer teilzunehmen, dem geschriebenen Wort, dem der Gedanke vorausging, der aus den Tiefen der menschlichen Seele entsprang. Dies verbindet uns unabhängig von den Gesetzen von Raum und Zeit und es verbindet meine Liebe zum Schreiben mit denen, die es lieben zu lesen.

      Auf der Rückseite des Flyers las ich noch ein paar Gedanken zu Lesen, Sprechen, Denken von Johann Gottfried Herder, einem Dichter, Philosophen und Theologen der im 18. Jahrhundert lebte und dessen Sicht mir gefällt, weshalb ich sie hier in ihrer gesamten Fassung zitiere:

       „Mehrmals war es mir fremd, dass wir Deutsche die Wichtigkeit dessen, was Sprache ist, so sehr zu verkennen scheinen. Sobald von Sprache die Rede ist, glaubt der große Haufe, dass man von ihr als ein Grammatiker spreche. Sie als Organ unserer Vernunft und gesellschaftlichen Tätigkeit, als das Werkzeug jeder Kultur und Unterweisung, als das Band der Geselligkeit und guten Sitten, als das echte Mobil zur Beförderung der Humanität zu betrachten, davon sind wir weit entfernt. Und doch lernen wir nur durch Sprache vernünftig zu denken, nur durch Sprache unsere Vernunft und Empfindungen anderen mitzuteilen. Sprache ist das Band der Seelen, das Werkzeug der Erziehung, das Medium unserer besten Vergnügungen. Sie verknüpft Eltern mit Kindern, den Lehrer mit seinen Schülern, Freunde, Bürger, Menschen. In allen diesen Fugen und Gelenken sie auszubilden, sie richtig anzuwenden – diese Aufgabe schließt viel in sich. Wer richtig, rein, angemessen, kraftvoll, herzlich sprechen kann und darf, der kann nicht anders, als wohl denken. Ist die Sprache eines Menschen, einer menschlichen Gesellschaft, schleppend, hart, verworren, kraftlos, unbestimmt: so ist´s gewiss auch der Geist dieser Menschen; denn sie denken ja nur in und mit der Sprache.”

      Damit enden heute meine geschriebenen Gedanken an Dich und ich verbleibe bis zum nächsten Mal. Eine kleine Geschichte, die ich heute miterlebte, die mein Herz erwärmte, schwebt mir schon durch den Kopf, doch übe Dich noch etwas in Geduld.

      In Liebe,

      Alice

      PS. Und vergiss nicht - Schmetterlinge muss man fliegen lassen.

       „Liebe ist etwas Machtvolles, doch der, der danach handelt, würde sie nie missbrauchen, weil er der Achtsamkeit, dem Respekt, dem Mitgefühl, der Höflichkeit und der Freundlichkeit folgt.”

      24. Februar 2016: Der Zugang zur Welt.

      „Lieber Freund,

      eigentlich sind es ja die unzähligen, kleinen Momente im Leben, die das sogenannte „große Glück” ausmachen und gerade bin ich hocherfreut, da unverhofft und kurz hintereinander eine Reihe solcher Augenblicke meinen Lebensweg kreuzten. Mit dem Fahrrad unterwegs kam es zu einer kurzen Straßenbegegnung mit einem jungen Mann, die uns für diesen Moment beide herzlich zum Lachen brachte. Im Café angekommen, hielt ich Ausschau nach einem freien Platz, den mir ein Herr an seinem Tisch anbot. Kaum als ich mich setzen wollte, erhob er sich und verabschiedete sich mit den Worten: „Schade, Sie hätten jetzt sicher eine angenehme Gesellschaft gehabt, wenn ich nicht gehen müsste.” Damit brachte er mich zum Lachen, denn ich erinnerte mich nicht daran ein so brillantes Kompliment an sich selbst, auf so charmante Art verpackt, jemals zuvor gehört zu haben. Der Herr selbst war nicht minder überrascht über seinen spontanen Ausspruch und entschwand mit einem Lachen und dem gegenseitigen Abschiedsgruß, der uns noch einen schönen Tag wünschte. Derweil gab mir der Herr hinter dem Tresen, der mich bereits erblickt hatte, mit Handzeichen zu verstehen, dass er meine Latte Macchiato schon in Arbeit hatte. Ich packte mein Buch und meinen Füllfederhalter auf den Tisch und dann richtete sich meine Aufmerksamkeit an das Gesprochene vom Tresen, das meine Ohren vernahmen. Der Herr überreichte gerade meinen Kaffee an die Kellnerin mit den Worten: „Hier ist die Bestellung mit Liebe für die Dame dort an dem Tisch.” Unbezahlbare Momente des Glücks, die in mir ein gutes Gefühl hervorriefen und die noch gekrönt wurden von einem netten Plausch mit zwei jungen Herren. Brüder, wie sie mir erzählten und um präzise zu sein, handelte es sich um 8 Jahre alte, zweieiige Zwillinge. Der eine berichtete, ausgestattet mit einer professionell aussehenden Kamera, dass er Fotograf werden möchte. Der andere beantwortete meine Frage nach seinem Berufswunsch mit: Lokomotivführer, doch auch er drückte gerne mal auf den Auslöser der Kamera.

      Rückblickend auf die vergangenen Tage reihten sich viele solcher überraschenden

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