Auf gute Nachbarschaft. Ben Worthmann
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Ben Worthmann, Karla Worthmann
Auf gute Nachbarschaft
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Inhaltsverzeichnis
1.
Schon als er seine Bürotür hinter sich schloss, spürte Jan Hofmeister jenes Gefühl von Unbehagen, das ihn neuerdings überkam, wenn er sich nach Feierabend auf den Heimweg machte. Bis vor kurzem war das noch anders gewesen. Er hatte sich jedes Mal gefreut, wieder nach Hause zu kommen. Und oft genug war es ihm fast wie ein Wunder erschien, dass sein Leben noch einmal solch eine Wende zum Guten genommen, dass sich alles so gefügt hatte, wie es jetzt war. Nach den dunklen, quälenden Zeiten, die hinter ihm lagen, war das wahrhaftig kaum mehr zu erwarten gewesen. Dabei war er alles andere als ein gläubiger Mensch, in dessen Denken und Empfinden ein Begriff wie Wunder seinen Platz gehabt hätte. Und falls er das je gewesen wäre, sagte er sich, so hätte er seinen Glauben gewiss längst verloren, vor allem jenen an irgendeine Gerechtigkeit, sei sie nun von irdischer oder höherer Art.
Manchmal hatte er sich gefragt, ob es ihm überhaupt jemals gelingen würde, sich mit dem Unabänderlichen abzufinden und die Vergangenheit endgültig ruhen zu lassen. Auch als es erste Zeichen der Hoffnung gab, dass er es schaffen würde, hatte es noch immer vorkommen können, dass er so heftig aus Alpträumen hochschreckte, dass Christina neben ihm davon wach wurde und ihn beruhigen musste. Die Nächte, in denen so etwas geschah, waren in den letzten Jahren deutlich seltener geworden. Doch in dieser Woche war es gleich zweimal passiert.
Als er sich an diesem warmen Spätsommerabend auf seinem Rad dem Haus näherte, verlangsamte er die Geschwindigkeit und hielt dann für einen Moment inne, um den Anblick in sich aufzunehmen. Ja, es war gut, hier zu leben, musste er wieder denken, wie schon so oft in den zurückliegenden zwei Jahren, seit sie ihr Haus gekauft und bezogen hatten. Und das sollte, verdammt noch mal, auch so bleiben. Aber sofort meldeten sich wieder die Zweifel, ob es auch wirklich immer noch gut war und ob das auch weiterhin so sein würde.
Das helle, anderthalbstöckige Gebäude mit seinem Walmdach, den Gauben und den weißen Sprossenfenstern gehörte zu einer hübschen Siedlung am grünen Stadtrand, deren Bewohner vor allem gemeinsam hatten, dass sie es sich leisten konnten, hier auf eigenem Grund und Boden zu leben. Die Sonne stand bereits tief, sodass ihre Strahlen kaum noch das dichte Buschwerk durchdringen konnten, das das Grundstück auf der rechten Seite begrenzte. In der knapp mannshohen Hecke zur Straße hin schwirrten Insekten. Aus einigen Gärten und geöffneten Fenstern drangen Fetzen von Gesprächen und Musik zu ihm herüber, die aber den Eindruck idyllischer Ruhe nicht beeinträchtigen konnten. Irgendwo wurde gegrillt.
Die Straße war für den normalen Durchgangsverkehr gesperrt und Schwellen in der hellgrauen Pflasterung sorgten dafür, dass