Mord und andere Scherereien. Sylvia Giesecke

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Mord und andere Scherereien - Sylvia Giesecke

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sie, dann kannst du dir zu gegebenem Anlass eine Kugel in den Kopf jagen. Zunächst hatte er sie wütend in die Mülltonne geschmissen, um sie zwei Stunden später dann doch wieder herauszufischen. Obwohl er sich fest vorgenommen hatte sie niemals zu benutzen, wurde sie trotzdem zu einem ständigen Begleiter. Valentin packte sie zu den anderen Dingen, verschloss den Schrank und steckte den Schlüssel in seine Tasche.

      ***

      In der ersten Zeit weinte das Mädchen sehr viel, war störrisch wie ein Esel und lehnte sich ständig gegen ihn auf. Valentin kam nicht umhin, sie wieder und wieder mit Einzelhaft in dieser Kiste zu bestrafen. Erst nach einem knappen halben Jahr schien sie sich endlich mit ihrem Schicksal arrangiert zu haben und Valentin konnte die Zügel etwas lockerer lassen. Sie durfte sich frei auf der Insel bewegen, nur wenn das Postschiff kam, musste sie nach wie vor in den Keller.

      Maja hatte das Geschirr vom Abendessen fertig gespült und wischte den Tisch ab, „Ich möchte ein Kleid.“

      Valentin schaute sie verdutzt an, „Ein Kleid? Wozu brauchst du denn ein Kleid?“

      „Ich will nicht immer nur deine Sachen tragen, die sind mir viel zu groß. Ich bin ein Mädchen und Mädchen tragen nun mal Kleider.“

      „Was glaubst du was passiert, wenn ich auf dem Festland ein Kleid bestelle? Ich bin doch nicht irre. Du brauchst kein Kleid und du bekommst auch kein Kleid. Basta.“

      Doch sie ließ nicht locker, „Du könntest mich in die Kiste sperren und selber aufs Festland fahren, dann würde niemand etwas merken.“

      „Nein.“

      Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und nahm seine Hand, „Dann möchte ich wenigstens ein paar Bücher. Bitte, … Bücher sind doch nicht so schlimm.“

      Er entzog ihr seine Hand, „Nicht anfassen, Mädchen, das kann ich überhaupt nicht leiden.“

      „Und was ist jetzt mit meinen Büchern?“

      „Ich werde es mir überlegen. Und nun gib endlich Ruhe, sonst bekommst nämlich gar nichts.“

      ***

      Zwei Wochen später erwischte er sie, wie sie sich gerade am Schloss der Seilwinde zu schaffen machte. Ohne ein Wort zu verlieren, ging er zum Haus, holte die Axt und schlug ein großes Loch in den Bauch der Rosine. Das Mädchen versuchte ihn weinend davon abzuhalten, „Bitte hör auf damit. Ich wollte doch nur ans Festland fahren, um mir ein Kleid zu kaufen. Dann wäre ich auch ganz bestimmt wieder zurückgekommen.“

      Er lachte verbittert, „Wer’s glaubt, wird selig.“ Wütend packte er sie bei den Haaren und zog sie hinter sich her.“

      Sie schrie, trat ihm vors Schienbein und warf ihm ein Bündel Scheine vor die Füße, „Du bist ein blöder Idiot, hier hast du dein verdammtes Geld wieder.“

      Für einen kurzen Augenblick starrte er ungläubig auf das kleine Geldbündel, doch dann setzte er seinen Weg fort. Er durfte ihr diese Eigenmächtigkeit auf keinen Fall durchgehen lassen. Sie musste endlich kapieren, dass auf dieser Insel nur ein Gesetz herrschte, nämlich seins.

      ***

      Acht Jahre waren seit der Entführung vergangen. Das kleine blonde Mädchen hatte sich zu einer hübschen jungen Frau entwickelt. Das Zusammenleben der beiden konnte man fast als normal bezeichnen. Sie aßen zusammen, sprachen und lachten sogar manchmal miteinander. Und das, obwohl Valentin nach wie vor absolute Strenge und Unnahbarkeit walten ließ. Noch bis vor wenigen Jahren, hatte sie ein paar Mal versucht, ihn in den Arm zu nehmen oder sich zu ihm ins Bett zu kuscheln. Doch für Valentin kam körperliche Nähe keinesfalls infrage, deshalb schob er sie rigoros von sich weg. Seine Worte waren dabei immer dieselben: Ich will nicht mit dir kuscheln, denn du bist nicht mein Kind.

      In dieser schwülen Sommernacht versuchte sie es erneut. Sie kletterte nackt zu ihm ins Bett und drückte ihre weichen, gut ausgeprägten Rundungen fest an seinen verschwitzten Körper. Zunächst wollte er sie wegstoßen, doch dann erlag er ihren weiblichen Reizen und ließ es einfach geschehen. Nach dieser jahrelangen Abstinenz geriet er in einen regelrechten Rausch, erst in den frühen Morgenstunden ließ er erschöpft von ihr ab. Zärtlich strich sie mit ihren Fingern über das Kreuz auf seiner Brust, „Woher hast du das?“

      Valentin brummte ungnädig, „Das geht dich nichts an.“

      Sie legte den Kopf auf seine Schulter, „Ich liebe dich.“

      Das war augenscheinlich zu viel für ihn. Er sprang auf und bedeckte seine Blöße mit dem vom Schweiß durchtränkten Laken, „Los raus, verschwinde aus meinem Bett! Nur weil wir einmal zusammen gevögelt haben, heißt das noch lange nicht, dass wir jetzt einen auf Familie machen. Sieh zu, dass du Land gewinnst, Mädchen, ich will endlich schlafen.“

      Sichtlich enttäuscht kam sie seiner Aufforderung nach, „Du bist und bleibst ein Arschloch, Valentin, und zwar ein riesengroßes. Du könntest mich wenigstens beim Vornamen nennen oder hast du schon vergessen, wie ich heiße? Dann sag ich es dir halt noch mal, … ich heiße Maja, hörst du, … Maajaa.“

      Obwohl sie von da an regelmäßig miteinander schliefen, gelang es Valentin nicht, seinen gewaltigen Schatten zu überwinden. Im Gegenteil, außerhalb der geschlechtlichen Vereinigung ließ er bewusst extreme Kühle walten. Maja litt zwar unter diesem unmenschlichen Verhalten, kroch aber dennoch Nacht für Nacht in sein Bett. In diesen Momenten genoss sie schließlich seine volle Aufmerksamkeit, seine körperliche Nähe und die Zärtlichkeit seiner streichelnden Hände.

      Natürlich kam es, wie es kommen musste. „Ich blute nicht mehr.“

      Das volle Glas entglitt seiner Hand, „Wie meinst du das, … du blutest nicht mehr?“

      „Na so, wie ich es sage. Ich blute eben nicht mehr.“

      Ein Gefühl von Übelkeit machte sich langsam in ihm breit, „Wie lange, … ich meine, seit wann blutest du nicht mehr?“

      Sie zuckte mit den Schultern, „Ich weiß nicht, anfangs habe ich nicht so drauf geachtet.“

      „Wie lange?“

      „Vielleicht so zwei oder drei Monate.“

      Valentin hatte plötzlich das Gefühl, er müsse ersticken. Er brauchte dringend frische Luft und verließ fluchtartig das Haus. In seinem Innersten tobte ein Orkan, der ihn daran hinderte, einen klaren Gedanken zu fassen. Nach einer viertelstündigen rastlosen Rumrennerei setzte er sich schließlich auf einen Felsen. Er holte tief Luft und versuchte seine Gedanken zu sortieren. Er wollte kein Kind mehr, da war er sich absolut sicher. Zudem hatte das Schicksal ihm all seine Kinder genommen und würde auch jetzt sicher einen Weg finden, es wieder zu tun. Oh nein, er war einfach zu alt für den ganzen Scheiß und nicht bereit noch irgendein Risiko einzugehen. Er rannte zurück ins Haus, „Das Kind muss weg.“

      Ihr Blick wurde finster, „Bist du wahnsinnig, das Kind muss keinesfalls weg.“ Sie legte die Arme schützend auf ihren Bauch, „Ich werde dieses Kind bekommen, ob du nun willst oder nicht. Und wenn du es wagen solltest, irgendetwas dagegen zu unternehmen, dann werde ich dich mit den bloßen Händen erwürgen.“ Sie packte ihn am Kragen und starrte ihm fest in die Augen, „Hast du das verstanden, Valentin?“ Er wollte sich wegdrehen, doch sie ließ ihn nicht los, „Ich will wissen, ob du das verstanden hast?“

      Er packte ihre Hände, „Ja, habe ich und jetzt lass mich endlich los.“

      Sie

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