unGlaubliche Patienten. Marcus Schütz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу unGlaubliche Patienten - Marcus Schütz страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
unGlaubliche Patienten - Marcus Schütz

Скачать книгу

weiter: nun hat es auch die Alligatoren erwischt! Viele Alligatoren in den Everglades können sich nicht mehr richtig fortpflanzen, die Penisse sind zu kurz. Auch die Lachsbestände in den großen Seen sind drastisch zurückgegangen. Und die Anzahl der Spermien im menschlichen Ejakulat haben sich seit 1945 halbiert.

      Die Forschung in den biologischen Laboren läuft auf Hochtouren. Erst Ende der 90er Jahre hat man dann herausgefunden, dass Tenside und Rückstände der Pille die Östrogenrezeptoren besetzten und zu einer Verweiblichung von Menschen und Raubtieren, die im Allgemeinen am Ende der Nahrungskette stehen, führen. Trotzdem produziert die Industrie weiter Plastikflaschen und suggeriert den Konsumenten, sie sollten Mineralwasser im Supermarkt kaufen, anstatt das preiswertere Wasser aus dem Wasserhahn zu trinken. Trinkwasser wird in Deutschland täglich kontrolliert, Mineralwasser allenfalls jährlich. Und was nützt der beste Brunnen, wenn das Wasser in Plastikflaschen abgefüllt wird, aus dessen Wandung sich die Tenside lösen, die anschließend an den Hormonrezeptoren auch des Mannes östrogene Wirkungen entfalten.

      Aber nicht nur Weichmacher und Pillenrückstände machen es den Klärwerken schwer, genauso Stoffe, die allgemeinhin als Drogen bezeichnet werden. Rechnete man das mit dem Urin ausgeschiedene Benzoylecgonin, ein Abbauprodukt von Kokain, hoch, das man bei Köln aus dem Rhein gefischt hat, käme man auf einen jährlichen Kokskonsum von knapp 10 Tonnen Kokain pro Jahr im Rheingebiet. Legte man 36 Millionen Einwohner im Rheineinzugsgebiet zugrunde und würden täglich 267.134 durchschnittlich großen Portionen dieses Rauschgifts konsumiert, kokste knapp ein Prozent der Bevölkerung täglich!

      Das Nürnberger Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung stellte übrigens in der Isar bei München noch höhere Konzentrationen fest als in Köln, der Wert aus der Spree lässt für Berlin auf einen deutlich niedrigeren Konsum schließen. Hier wird mehr gekifft, das ist billiger.

      Ein junger Patient sitzt mir gegenüber. Er trägt eine Latexjeans. Sein mächtiger halberigierter Penis beult das Gummi im Schritt überdeutlich aus. Der Oberkörper ist nackt, seine Brustwarzen, oder das, was davon übrig ist, sind vernarbt. Die kräftigen Ringe, die er einst durch die Brustwarzen gepierct hatte, sind ihm bei irgendwelchen Sexspielchen ausgerissen worden. Er wirkt fahrig, ihm ist trotz der zaghaften Bekleidung zu warm, die Pupillen sind geweitet. Die Drogen wirken noch.

      Ich sei der einzige Arzt, mit dem er über sein Drogenproblem reden könne.

      Ich sei Heilpraktiker, verbessere ich.

      Zu mir habe er Vertrauen. Er sei viel in der Szene unterwegs. Er kenne jedes Klo im Club, das mit einem verborgenen, herunterklappbaren Spiegel ausgestattet sei. Allein oder mit einem Kumpel schließe er sich kurz auf dem Abort ein, klappe den Spiegel herunter, schütte aus einer szenetypischen Abpackung das weiße Pulver auf den Spiegel, zerstoße die Klumpen mit seiner Kreditkarte und ziehe dann gekonnt mehrere Lines, darin sei er schließlich Meister. Während die meisten seiner Kumpels nun einen 100 € Schein zusammenrollten, um die Line in die Nase zu ziehen, kokse er mit Stil. An seine Nase komme kein abgegriffener Geldschein, an dem sonst was dran klebe. Er benutze ein goldenes mit 6 Brillanten besetztes Röhrchen, das ihm ein Diamantenhändler aus Hamburg eigens zu diesem Zweck angefertigt und geschenkt habe. Der Juwelier kreiere die jährliche Schmuckkollektion für einen bekannten Modemacher.

      Kokain ist eine Durchhaltedroge, die Managerdroge.

      Im Club könne man das ganze Wochenende durchtanzen ohne müde zu werden, auf Arbeit die Firma drangsalieren ohne erschöpft zu Boden zu fallen, im Sexstudio stundenlang rumficken ohne zu kommen. Es peitsche ihn auf, mache ihn geil, es fühle sich großartig an. Nur mit dem Abspritzen hapert es oft, da fehle dann noch ein weiterer Kick. Für den ultimativen Kick lasse er sich nackig in eine Aushöhlung der Kellerwand seines Clubs sperren, die mit einer Metalltür luftdicht verschlossen werden könne. Nachdem er darin den Sauerstoff weggeatmet habe, lasse er das Kohlendioxid in seinem Sexualzentrum arbeiten, und kurz bevor er ersticke, entlade sein wundgeriebener Schwanz eine ordentliche Ladung Ejakulat in die durchgeschwitzte Höhle. Schon mancher sei bei solch einer Aktion auf der Strecke geblieben, bisher habe er Glück gehabt. Seine Kumpels haben ihn immer rechtzeitig befreit.

      Die Gerichtsmedizin kann eine ganze Liste von Luftverknappungsmöglichkeiten mit Todesfolge aufzählen, denke ich. Ist nicht neulich der Kung-Fu-Darsteller David Carradine an einem Kleiderbügel hängend im Wandschrank eines Bangkoker Hotels kalt aufgefunden worden? Todesursache: autoerotisches Erstickungsspiel. Schöner Tod, außerdem kommt es wie generell beim Erhängen noch einmal zum finalen Samenerguss. Immerhin hatte er es auf 72 Jahre geschafft.

      Er sei sogar schon einmal bei minus 10 Grad mit freiem Oberkörper auf der Stadtautobahn herumirrend von der Polizei aufgegriffen worden.

      Viele Drogen verändern auch das Temperaturempfinden. Nun ja, jetzt sitzt er genauso vor mir.

      Doch das sei heute nicht sein Problem. Mit dem übermäßigen Konsum nähmen die Pickel auf seinem Rücken zu, ob ich dagegen etwas tun könne.

      Weniger Drogen konsumieren, wäre die richtige Antwort gewesen, doch die will er nicht hören. Ich überdenke ein Ausleitverfahren. Der junge Bursche muss sich auf meine Behandlungsliege legen. Ich reibe seinen Rücken mit Alkohol ab, dann gleite ich mit einer sterilen Nadelrolle über seinen muskulösen Rücken, raue die Haut auf, bis kleine Blutströpfchen die verpickelte Haut besprenkeln. Ich gieße etwas Baunscheidt-Öl auf meinen Latexhandschuh und verteile das Öl auf seinem Rücken. Dann decke ich den Rücken mit dampfend heißen Tüchern ab und der Junge muss das Jucken des Öles auf der aufgerauten Haut für ein Stündchen ertragen.

      Das Baunscheidtieren stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Ingenieur Herr Baunscheidt hatte zu dieser Zeit Rheuma in seiner linken Hand. Als ihn eine Mücke ins Handgelenk stach, verschwand die Krankheit. Seitdem experimentierte er mit verschiedenen Stechwerkzeugen und Ölen, bis er die rechte Rezeptur gefunden geglaubt zu haben schien, die den Insektenstich perfekt imitierte. Neben Nelken-, Sassafras-, Wacholder- und Rainfarnöl ist insbesondere ein Tröpfchen Histamin in der Ölmischung enthalten, die den quaddelartigen Juckeffekt hervorruft, der nach ein paar Stunden aber wieder abklingt. Bleibt zu Hoffen, dass dieses mittelalterliche Verfahren hilft, die Giftstoffe aus dem Körper meines speziellen Patienten herauszulösen.

      Zu guter Letzt injiziere ich ihm jedenfalls noch etwas Gift vom Buschmeister, einer südamerikanischen Grubenotter, die die Haut wieder schön und geschmeidig werden lässt.

      Mit knallrotem Rücken schicke ich ihn nach Hause.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjI

Скачать книгу