Gina Keck. Daniela Dittel

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Gina Keck - Daniela Dittel

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einem jungen Weibsbild stehen mir die Sinne nicht. Die Aufmerksamkeit und die Höflichkeit mit der man einer feinen, jungen Dame begegnen sollte, kann und will ich nicht mehr bieten. Bei mir wird gefurzt und gerülpst bei Tisch, der Wein wird geschlürft, der fettige Braten mit lautem Schmatzen verschlungen und die dreckigen Hände am Wams abgewischt.»

      «Mein geschätzter Graf, Ihr könntet Euch ändern. Die denkbare Zukunft würde Euch Stärke und Willenskraft verleihen», entgegnete der Merlin.

      Eberstein schüttelte energisch den Kopf.

      Der Zauberer erhob seine Hand und veranlasste den Grafen nicht voreilig zu antworten. «Urteilt mit Bedacht, mein Gebieter. Ich gebe Euch eine Vision, um Eure Entscheidung zu überdenken. Stellt Euch Folgendes vor: eine junge Dame von edlem Geblüt, hübsch und adrett anzusehen. Sie schreitet an Eurer Seite, während ihr sie mit prunkvollen Festen und prächtigen Bällen in die Gesellschaft einführt und ihr eine einzige, wichtige Aufgabe übertragt, die da wäre...»

      Eberstein öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn aber sogleich, da ihm der Merlin erneut Einhalt gebot.

      «Lasst mich fortfahren, edler Herr. Eure Gemahlin wird Euch mit Freuden gesunde Söhne zur Welt bringen, die wiederum gesunde Söhne zeugen werden. Damit wird Euer ruhmreicher Name von Generation zu Generation weiterleben und Ihr mit ihm.»

      Wieder schwieg der Zauberer einen Moment, um seine Worte wirken zu lassen.

      Dann sprach er weiter: «Ihr seht also, mein ehrenvoller Graf, Ihr würdet nicht einsam von dieser Welt schreiten und Eure ruhmreichen Taten nicht vergessen werden.»

      Eberstein dachte nach. Er ließ sich viel Zeit, bevor er antwortete: «Ich muss schon zugeben, Eure Vision gefällt mir, ehrwürdiger Merlin, besonders der Teil mit den Söhnen. Aber ich will bescheiden sein, ein männlicher Nachfolge würde mir vollends genügen.»

      Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, bevor er mit einer wegwerfenden Handbewegung weitersprach: «Aber könnten wir den Teil mit der Frau nicht weglassen? Wie stellt Ihr Euch das vor? Ich bin alt und trage mein graues Haar mit Stolz und Würde. Wie könnte ich einer jungen Dame aufwarten, die nicht mehr Lenze zählt, als meine eigene Tochter?»

      Der Graf hielt kurz inne, dann schüttelte er resigniert den Kopf: «Nein, das kann und werde ich nicht.»

      Der Zauberer nickte zögernd, sprach aber dann: «Ich respektiere Eure Entscheidung und dennoch bedaure ich sie sehr, denn Einsamkeit ist kein schöner Wegbegleiter.»

      Beide widmeten sich wieder vollends dem tristen Anblick des Morgens. So schien es jedenfalls, aber in den Gedanken des Grafen spann sich eine absonderliche Idee.

      «Merlin, Ihr seid ein mächtiger Zauberer und kennt Euch in der Welt der Magie aus, wie kein Zweiter. Bestimmt ist Euch ein Weg bekannt, um mir meinen Wunsch nach einem männlichen Erben zu erfüllen, ohne dass ein Frauenzimmer von Nöten ist.»

      Der Merlin blickte tief in die dunklen Augen und in die Seele des alten Mannes, bevor er mit Milde entgegnete: «Ich sehe, wie sehr dieser Wunsch in Euch brennt, aber um ein neues Leben entstehen zu lassen, bedarf es eines Mannes, einer Frau und dem Willen des allmächtigen Gottes. So sehr ich das für Euch bedaure, mein lieber Graf.»

      Wütend funkelte Eberstein den Magier an und mit hoch erhobener Hand rief er: «Ihr habt mir dieses Samenkorn in meine Gedanken gepflanzt. Nun keimt der Wunsch nach einem Sohn in mir. Findet einen Weg, dass es geschehe ohne das Zutun einer Frau. Bestimmt verfügt Ihr über das Wissen eines Zaubertranks oder eines anderen magischen Pulvers, das so etwas vermag.»

      Betroffen zwirbelte der Merlin an seinen langen Bart und sagte: «Nun gut. Ich erkenne den Schmerz, den meine Worte bei Euch verursacht haben und es tut mir sehr Leid. Dennoch ist es, wie es ist, einen leiblichen Sohn kann ich Euch nicht schenken, das kann nur...», und sein Blick wanderte gen Himmel.

      Wider aller Vernunft focht sein Innerstes einen Kampf aus, denn letztendlich hatte er sich seit Anbeginn seines Lebens dem Mysterium der Zauberkünste gewidmet.

      Mit einem tiefen Seufzer sprach er deshalb: «In der Tat gibt es Zauberei, die Euch Eure Herzenswünsche erfüllen können. Aber Ihr müsst wissen, dass Zauberei oftmals seltsame Wege geht und meist anders wirkt, als man es erhofft.»

      Mit einer ergebenen Verbeugung machte sich der Merlin auf den Weg und während er ging, rief er mit warnendem Zeigefinger: «Sagt hinterher nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt. So sei es! Ich werde Euch einen Trank bereiten, der Euch einen Wunsch gewährt. Wählt Ihn wohl und bereitet Euch gut darauf vor, Graf von Eberstein. Denn in Eurem Herzen darf nur dieser einzige Wunsch bestehen.»

      So braute der Merlin dem Grafen einen Trank, wie er es versprochen hatte. Er wies Eberstein an, das Zaubergebräu mit dem ersten Sonnenstrahl eines erwachenden Tages zu trinken. Dabei sollte er sich einzig und allein auf jenes auserwählte Begehren konzentrieren und alles andere aus seinen Gedanken verbannen. Mit aller Inbrunst sollte er seinen Wunsch der aufgehenden Sonne entgegen rufen, sodass er reifen und bei Zeiten in Erfüllung gehen konnte.

      Eberstein hatte sich gut auf seine Aufgabe vorbereitet und in seinem Gedächtnis brannte nur ein einziges Anliegen, nämlich das eines Sohnes. Sein Herz jedoch beherbergte einen ebenso starken Wunsch, dessen sich der Graf nicht bewusst war. Dieser keimte genau an jenem Morgen auf, als Eberstein die Sonne anrief und sich die Morgenröte eben durch die fast kahlen Baumkronen emporhob.

      Beinah feierlich mit einem Anflug von Ehrfurcht in seiner Stimme bekannte er sein Begehren nach einem Erben, einem heranwachsenden Jüngling, der lernfähig und bereit für all die Aufgaben einer guten Herrschaft wäre. Gleichwohl und unbemerkt schrie sein Herz nach einem anderen Wunsch. Es frohlockte nach den Freuden des Herbstes, nach seinem prächtigen goldenen Antlitz, nach der Fülle der süßen reifen Früchte und nicht zuletzt nach den Hifthörnern, die durch den Wald zur Jagd bliesen.

      6. Kapitel

      Es waren erst wenige Tage verstrichen, als drei Jäger zur Burg Eberstein ritten und um Einlass baten. Jedoch handelte es sich hierbei nicht um die übliche Sorte von Jägern, die Felle oder Fleisch von Tieren anboten, sondern um solche, die sich auf Menschenhandel spezialisiert hatten. Sie boten dem Grafen eine höchst interessante und dazu einmalige Beute an - die drei Gezeiten - den Herbst, den Winter und den Frühling.

      Graf Ebersteins Augen leuchteten, als er den jungen Herbst in menschlicher Gestalt vor sich stehen sah. Fasziniert betrachtete er den Jungen, berührte das rot-goldene Haar, das ihm wirr in das, über und über mit Sommersprossen gespickte, Gesicht hing. Dem Grafen gefiel das unbändige Wesen des Knaben, dessen Wangen vor Erregung glühten und dessen haselnussbraunen Augen ihn wütend an blitzten, als er ihn eindringlich musterte.

      «Ein Jüngling im besten Alter, fähig das zu lernen, was man ihm beibringt», dachte der alte Eberstein zufrieden.

      «Mein Wunsch hat sich somit erfüllt und nicht nur das, ich bekomme weit mehr, als ich erhoffte. Nun wird die schönste Jahreszeit für immer bei mir sein, solange ich im Besitz dieses Jungens bin.»

      Die beiden anderen Gefangenen waren ihm einerlei, und er würdigte sie keines Blickes. Er hatte nur Augen für den jungen Herbst und mit einer abwertenden Handbewegung sprach er zu den Jägern: «Die beiden brauche ich nicht! Aber den Herbst, den muss ich haben. Koste es, was es wolle!»

      Und während sich die Männer bei ein paar Kelchen schweren, roten Weins auf eine immense Summe Goldes einigten, erfuhr der Graf allerlei wichtige Fakten, von der Gefangennahme der Gezeiten,

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