Der Kronprinz des Selbstvertrauens. Markus Meisl

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Der Kronprinz des Selbstvertrauens - Markus Meisl

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nicht genug: im Wald und auf den Straßen lauerten die Räuber! Rauhe Burschen, die viel hielten auf die fremde Ware und gar nichts auf das Leben der Besitzer.

      Ganze Kolonnen vorzeitlicher Ware, verteilt auf Maultieren und Trägern, auf schmalen Saumpfaden: Toiletten, Pissoirs, Bidets, alles in Chrom, glänzend in der Höhensonne; und in den Mulden und hinter den Felsvorsprüngen, harrend der Beute: die Kintolen!

      Da tritt Fräulein Krüger zu Chef und flüstert ihm etwas ins Ohr, mit einem Wort der Erinnerung. Da erhellt sich sein Gesicht und er verkündet für alle:

      Und wenn die Händler der Berge Durst bekamen, tranken sie das klare Wasser, welches überall zu Tale floß - unser nächster Halt aber ist die Hütte zum schneidigen Wirt, eine halbe Stunde Gehzeit von hier - auch mit anderen Getränken!

      Da kommt Bewegung in die Belegschaft; die Stöcke fliegen, die Riemen krachen, alles macht sich auf zum gemütlichen Teil des Tages. Mir aber ist es beschieden, die Requisiten der Vorführung noch aufzulesen, eine Menge Seil von meinem Chef und umständliche Wickelmuster, daß schon die Hälfte über die Berge ist, als ich noch immer wickle. Und oben drauf das Schleppen eines fremden Rucksacks!

      Als die Arbeit getan ist, nehme ich meinen Feldstecher in Anschlag, peile den Troß der Flüchtenden an; als die Linse aufklart, gerade noch ein Blick; das violette Kopftuch von der Fliege, dem Clown, wie es hinter dem Hügel verschwindet ...

      - - -

      In der Hütte ist die Lage wie nicht anders zu erwarten. Das Bier ist schon bestellt, die Plätze besetzt. Die Organisation teilt sich in drei Gruppen auf. An einem Tisch die Streber, am zweiten die Langweiler und am dritten - die, die es eben können. Ich lege meinen Rucksatz ab und setze mich.

      Die Hütte ist sehr rustikal und handfest. Schon am Eingang verkündet weiße Kreide auf schwarzer Tafel allerlei Genüsse und Höhenflüge:

      Eiernockerl a la Holzhacker Fritz, Höhenbier, gebraut aus dem Blatttau des Edelweiß, Enzianparfait und Almkaffee (Spezialmischung). Dazu: Murmeldragees. Aber auch das Innere besitzt Originalität. Der Wirt ist ein rechter Wurzensepp, mit Rauschebart und tadelloser Haltung. Er besitzt die Eigenart, die Bierkrüge mit einem kleinen Trinkspruch auf den Tisch zu stellen, mal kürzer, mal länger, doch bei voller Natürlichkeit. Das muß wohl an der Höhenluft liegen. Wie heißt es doch so schön: ab der Baumgrenze, da gibts´ kein Bankkonto und jeder hat Kies!

      Als Dank und Anerkennung für die gemeinsame Arbeit eines Jahres spendiert Chef alle Getränke und Speisen, die Firma zahlt. Und Fräulein Krüger hat gewählt!

      Die Karte ist zwar klein, aber durchdacht. Ich wähle Gebirgsnockerln auf Murmelfett, dazu Hausbier, grünen Salat und als Nachspeise: Mousse au Kintolo.

      Der Almkaffee versteht sich von selbst.

      Aber auch sonst kommt einiges auf die Tische: Enziansouffle, Bergomeletten, Almgrütze, Edelweißpastete und Steinbockleber und ganz besonders: Wildschweinspeck. In zweifacher Ausführung. Denn an der Wand hängt die eindrucksvolle Trophäe eines Ebers, mit hochgezogenen Lefzen und gefährlichen Hauern und auf den Tellern der Hüttengäste, sein Hinterteil, gesalzen und gepfeffert; man weiß ja, wie das ist.

      Isabella und Fräulein Blau teilen sich zu zweit eine Hausplatte, das geht sich locker aus, denn ungewöhnlich groß ist die Portion! Beim Verkosten der ersten Spezialitäten ein Blick von Isabella. Sie nimmt einen Happen Enzianparfait und sieht zu mir, voller Zustimmung; ihr Blick beinhaltet unser gemeinsames Erlebnis im Wald, die Gewißheit, daß wir etwas erfahren, das immer da ist, aber nur durch Gnade geschenkt wird, durch die Pforte des empfänglichen Herzens: das Rehgeheimnis.

      Aber auch sonst geht es zünftig zu. Die Hüttenherrlichkeit hat allen viel gebracht und die Riemen gelockert. Nur der Clown hat noch immer sein violettes Stirntuch auf und grinst schmierig Überheblichkeit. Seine Lippen und sein Kinn glänzen, von Bier und Murmelschmalz. Und dann macht er einen Witz, der einen Stilbruch einleitet: einen Witz über punktierte Speckfalten. Im ersten Moment glauben die Anwesenden nicht recht zu hören - punktierte Speckfalten? Vereinzelte reagieren mit Räuspern und Befangenheit, manche mit Glucksen. Die Situation ist unklar. Der Clown braucht die Zustimmung mindestens der Hälfte der Gruppe und wartet zu; aber schon bald setzt er nach, wieder mit einer Bemerkung über punktierte Speckfalten. Nochmals ist es unsicher, aber dann erschallt ein Lachen, gefolgt von weiteren: die Gruppe hat´s gefressen.

      Neben meinem Teller liegt eine Serviette. Ich zupfe ein Stück ab, drehe und wende es zwischen meinen Fingerkuppen und: zermalme es.

      Nun ist der Clown nicht mehr zu halten. Er glaubt, er ist nun der Obermacher und muß den Ton angeben. Die Steinbockleber ist plötzlich die `Turboleber´, das Bier rinnt schneller nach, als die Blase durchläßt und die Kintolen, die waren in Wirklichkeit arme Hunde. Mit Spreitzfüßen.

      Ich finde es N-I-C-H-T witzig.

      Die Menge lacht und läßt sich die zweite Runde Bockbier bringen; soeben servieren Kellnerinnen mit breiten Hüften und unterstützen den Wirt.

      Und als der Clown den Wirt auf seinen Bart anspricht, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln, läßt sich dieser nicht lumpen. Er setzt sich an den Rand der Bank und gibt sich gesellig. Eine Doppelconference entsteht. Die Fliege, der Clown, wirft einen Brocken vor, plumper Superlativ, durchwegs Allgemeinposten und der Wirt antwortet mit feiner Klinge und intelligentem Humor; die Menge brüllt.

      Das animiert auch Leute vom Strebertisch näher zu rücken; mein Chef, nach zwei Gläsern Wein, noch immer kerzengerade, doch mit einem Glanz in seinen Augen.

      Ich reiße weitere Stücke von meiner Serviette und zerknülle sie.

      Und der Clown spielt zu allem Überfluß den Gentlemen - ein E-C-H-T-ER Witz. Für die schönsten Fräulein zwischen dem Blumenberg und dem Almenland, zwei Alpencocktails mit Gletschereis! Bestimmt für Isabella und Fräulein Blau!

      Ich nehme den Rest meiner Serviette und zerknülle sie: als ganzes und ungebraucht.

      Inzwischen sind auch Leute von der anderen Ecke der Hütte aufmerksam geworden und kommen ins Gespräch. Es erweist sich, daß das Naheverhältnis größer ist, als vermutet. Erstens ist die Gruppe daneben auch auf Betriebsausflug und zweitens stellt die dazugehörige Firma Kleiderbürsten her, nur für vornehme Garderobe! Wer hätte das gedacht!

      Der Clown wirft sich in Pose und treibt die Hütte mit kreisenden Armschwüngen zu einem dreifachen Zicke, Zacke – Heu, Heu, Heu! Ein Prost auf die Bürstenhersteller!

      Und dann, ist es der Alkohol oder einfach die ungebremste Dummheit, der Clown kommt von der Toilette (schon fünf Bockbiere und drei Alpencocktails intus) und verkündet unter großem Wirbel, auf dem Lokus sei ein alter Kintole! Er habe ihn mit eigenen Augen gesehen, ein riesiger Bursche, unheimlich und schwer, mit funkelnden Augen! Sogleich steht einer der Kollegen auf, mit vorgeschobener Brust, rennt los, verschwindet, rutscht auf der Toilette aus und kommt mit blutüberströmtem Gesicht zurück; die Hüttenfrau, eine ehemalige Krankenschwester, kann nur den Verbandskasten auftischen, doch ohne Betäubungsmittel: Verbandsrolle, Faden, Desinfektionsmittel und eine Nähnadel, desinfiziert an der Hüttenkerze.

      Endlich zieht Chef die Notbremse; er ordert die Rechnung. Der Hüttenwirt selbst erledigt das und macht einen guten Preis, für besondere Gäste und Freunde, versteht sich. Darauf gibt Chef ein Trinkgeld, mit dem sich die Hüttenfenster fünf mal streichen lassen und die Bänke dazu. Das wieder kann der Wirt nicht auf sich sitzen lassen und ruft sogleich in die Küche: Chefin, eine Runde Zirbenschnaps für alle, der Wirt bezahlt!

      So geht es eben her

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