AUSSTEIGEN - LIGHT. Andreas N. Graf

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу AUSSTEIGEN - LIGHT - Andreas N. Graf страница 3

Автор:
Серия:
Издательство:
AUSSTEIGEN - LIGHT - Andreas N. Graf

Скачать книгу

Zeit mit Unerfreulichem vergeuden? Lieber nicht. Ich dachte also darüber nach. Wozu brauche ich dieses Werkzeug? Um unterwegs mit anderen reden zu können. Um im Notfall Hilfe zu rufen. Um erreichbar zu sein. Nun, unterwegs angerufen zu werden, empfinde ich meist als lästig – auch ist die Qualität der Telefonate meist nicht sehr erbaulich. Wo bist du gerade? Na hier, wo soll ich schon sein? Zu kurzatmig also der aus seiner Rastlosigkeit Aufgeschreckte und mit Anderem Befasste. Und um Hilfe zu rufen hatte ich gottlob noch nie nötig. Ich stelle mir aber vor, dass in einem dicht besiedeltem und hochtechnisierten Land wie Deutschland ein hilfreicher Mensch praktisch an jeder Ecke und hinter jeder Türe zu finden ist. Ja, so ist es ganz gewiss. Auch wenn einem medial suggeriert wird, man wäre eigentlich nur von mörderischen Bestien, Perversen, Betrügern und Terroristen umgeben – die Wahrheit ist, dass der bei weitem größte Teil aller Menschen ihren Mitmenschen gegenüber grundsätzlich wohlwollend und freundlich gesinnt sind. In der Not wird einem also auch ohne Handy schnell geholfen werden, wenn man nur um Hilfe bittet, gleich wie der geneigte Leser dieses Buches natürlich selbst jederzeit seinen Mitmenschen, gleich welcher Schicht sie angehören, gleich welcher Religion oder Hautfarbe sie sind, hilfreich zur Seite stehen wird – jedes andere Verhalten wäre tatsächlich bestialisch und unmenschlich.

      Ich folgerte also: Weder die Investition an Zeit noch an materiellen Ressourcen rechtfertigen die Wiederbeschaffung eines Mobiltelefons. So befreite ich mich von diesem für mich unnützen Werkzeug, indem ich seine Überflüssigkeit in meinem Lebenskonzept begriffen habe – ich habe das rechte Maß, mein rechtes Maß in dieser Sache gefunden. Wäre ich viel unterwegs oder genösse angerufen zu werden – mein Urteil wäre zweifellos anders ausgefallen.

      Woran erkennt man also das rechte Maß? Gibt es eine Art goldene Regel? Wie überwindet man die stimmungs- und situationsbedingten Schwankungen der eigenen Meinung?

      Nun es gibt einen Trick, den ich recht erfolgreich benutze. Jeder kennt das: Hungrig soll man nicht einkaufen gehen, weil die Erfüllung des Gelüstes vom eigentlich Notwendigen ablenkt. So soll man auch aus einer Notlage heraus nicht entscheiden. Angst, Unwohlsein, Sorge – das sind alles schlechte Ratgeber. Auch Zeitdruck vernebelt die Sicht. Auch die Meinung der Anderen, das Diktat des Man – so umschreibt es M. Heidegger – sind für mich wenig hilfreich. Man tut dies, man tut jenes... Warum, wenn ich fragen darf? Weil man das eben so tut, weil man es immer so getan hat, weil es konventionell ist, allgemein zustimmungsfähig. Aber ist dieses sonderbare Maß des Man auch das rechte Maß für...mich?

      Ich strukturiere meine Entscheidungen wie folgt:

      1. Entscheide und urteile über Dinge, wenn sie dich am Wenigsten kümmern (zum Beispiels in der Sonne dösend). Schreib den Einkaufszettel, wenn du satt, über-satt bist.

      2. Überlege bei Anschaffungen, wie es wäre, wenn du besagtes Produkt nicht erwerben würdest oder könntest, oder was du tun würdest, wenn sein Preis verdoppelt wäre oder wie seine Unverfügbarkeit dein Leben beeinflussen würde. So lernt man an den Dingen das Wesentliche zu sehen.

      Spielen wir es einmal durch:

      Nehmen wir als Beispiel das Auto und nehmen wir an, es kommt nicht durch den TÜV oder nehmen wir an, es ist in einem Fluss versunken und irreparabel beschädigt. Ersatz muss her! Oder?

      Was wäre, wenn ich kein neues Automobil erwerben könnte? Welche Rolle spielt ein Kfz in meinem Leben, welche Funktion erfüllt es, welchen Nutzen besitzt es, welche Nachteile bringt es mit sich? Wie wäre mein Alltag, wenn es so etwas wie ein Auto nicht gäbe?

      Einige Gedanken von mir:

      Zum Nutzen: Ich brauche mein Auto um zur Arbeit zu kommen und den wöchentlichen Großeinkauf zu erledigen. Auch für Ausflüge wird es gerne und häufig genutzt.

      Nachteile: Mein Auto erfordert ein gewisses Maß an Zeit und Zuwendung. Es kostet mich zudem bares Geld. 100-150€ pro Monat (Reparaturen, Wartung, Sprit, Steuern etc., ohne Anschaffungskosten!) – in meinem Fall (wir leben zu viert von insgesamt 750€ im Monat alles inklusive) eine signifikante Summe.

      Wenn der Unterhalt des Wagens das Doppelte, also sagen wir 200-300€ betragen würden, würde ich mir dieses Luxus dann noch leisten? Sicher nicht.

      Was wäre, wenn ich kein Auto besäße? Zur Arbeit würde ich dann den Bus nehmen oder eine Fahrgemeinschaft ins Leben rufen. Ich würde mich den Möglichkeiten anpassen. Den wöchentlichen Großeinkauf würde ich ausfallen lassen, um stattdessen zwei- oder dreitägig den Discounter in meiner Nähe aufzusuchen. Ich würde meine Essgewohnheiten, dem dortigen Warensortiment anpassen. Aus dem automobilen Ausflügen würden lokale Wanderungen werden – in die Felder, in den nahen Wald oder Park, zum Spiel- oder Marktplatz. Auch hier würde ich mich anpassen.

      Ich resümiere: Brauche ich ein Auto? Nun, nein. Will ich eines haben? Gerne. Kann ich eines besitzen? Mit meinem Budget ist das kein Problem! Mit meinem Budget kann ich nämlich nicht nur überleben, sondern mir sogar so einen beträchtlichen und unerhörten Luxus wie ein eigenes Auto erlauben! Wie das geht? Darum geht es in diesem Buch.

       Was will ich, was brauche ich, was kann ich mir leisten?

      Im Kfz-Beispiel habe ich bereits zwei Prinzipien angewandt, mit denen ich das rechte Maß im Bezug auf Einzelentscheidungen finde.

      1. Anpassen an das Gegebene.

      2. Das Notwendige erkennen.

      Notwendig ist, was ich brauche, um mein Leben aufrecht zu erhalten. Brechen wir unsere Existenz auf die grundlegenden Bedürfnisse herunter, so benötigen wir erschreckend wenig.

      Nahrung, Kleidung, Unterkunft, soziale Interaktion.

      Ein in Lumpen gekleideter Obdachloser, der ein halbes Sandwich aus dem Müll gezogen hat und in einer U-Bahnstation mit einem Leidensgenossen schwatzt, hat sämtliche überlebensrelevanten Bedürfnisse gestillt. Nun will ich aber nicht unbedingt so leben wie er. Ich habe ja andere Bedürfnisse!

      Nein, habe ich nicht. Hier liegt der Fehler. Genau an dieser Stelle. Wir meinen, die Befriedigung der Grundbedürfnisse genüge nicht, um ein glückliches Leben zu führen. Man muss sich dazu noch selbst verwirklichen (was auch immer das bedeuten mag), muss anerkannt, respektiert werden (von wem eigentlich?) muss ein großes Auto, ein luxuriöses Haus, Markenklamotten etc. besitzen.

      Unsinn. Chimären, Dämonen! Besser man treibt sie aus, bevor sie einen umtreiben. Besser, man besinnt sich auf sich Selbst.

      Man verwirklicht sich in jedem Augenblick seines Lebens. Mehr als existieren muss und kann man nicht. Anerkennung? Wer die Anerkennung der Anderen braucht, der verachtet sich offensichtlich selbst, hält sich für gering. Wer sich aber selbst anerkennt, der gibt auf die Meinung der Anderen nichts mehr, der ist sich selbst genug.

      Um glücklich zu leben, muss man nicht zusätzliche, sozialisierte und daher aufgebürdete und meist eitle Bedürfnisse befriedigen, sondern nur lernen, sich mit dem Notwendigen zufrieden zu geben. Erst wenn das Fundamentalste stimmt, kann man nach Anderem streben.

      Vielen Menschen gelingt aber nicht einmal das. Sie haben Jobs, die sie unglücklich oder krank machen. Sie sehen ihre Familie, ihre Kinder nur abends und am Wochenende. Manchmal haben sie überhaupt keine Kinder, sagen, sie könnten sich keine leisten! In Deutschland, wo, im Gegensatz zu anderen Teilen der Welt, wirklich niemand frieren und hungern muss, eine zynischen Behauptung! Sie essen schlecht. Sie leben in kleinen oder lauten oder kleinen und lauten Wohnungen. Sie unterwerfen sich dem Urteil irgendwelcher Menschen, die sie nicht kennen oder die selbst an ihrer Existenz leiden. Ihr Alltag

Скачать книгу